Fischaugen-Turm: Originelles Souvenir

Must-Have-Motive tauchen im Leben jedes Fotografen auf. Das eigene, sich von der Masse unterscheidende Bild davon zu machen, ist der richtige Ehrgeiz.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Timo Joos).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild ist in meinem ersten gemeinsamen Sommerurlaub mit meiner Freundin entstanden. Wir sind 3 Wochen durch Frankreich gefahren und hatten als großes Ziel die Stadt der Liebe – Paris. Und klar, der Eiffelturm steht auf der „Pflichtliste“ für einen richtigen Touristen, nur leider sind immer „fotofanatische“ Japaner im Bild, wenn man genügend Abstand hätte, dass der ganze Turm auf dem Bild ist ;) Und ohne hammer Eiffelturm Bild aus dem Urlaub kommen, diese Schmach wollte ich mir nicht geben. Dann dacht ich mir spann ich mein Walimex pro 8mm Fisheye auf meine Nikon D60 und und geh richtig nah ran. Und schon stand niemand mehr im Bild ;) Das Bild ist ein HDR aus drei Bildern mit 15, 25, und 30 Sek Belichtungszeit bei Iso 100. Die Blende weiss ich leider nicht mehr da durch das manuelle Objektiv keine Daten hinterlegt sind. Ich bin richtig froh dieses Bild als Erinnerung an die Stadt der Liebe zu haben ;)

Peter Sennhauser meint zum Bild von Timo Joos:

Der Eiffelturm ist in dieser abendlichen HDR-Farbaufnahme zu sehen – aber anders als gewohnt. Das Querformatbild zeigt den Turm mit weit gespreizten Beinen und trotzdem mächtig hoch in den abendlichen Himmel aufragend. Möglich machte es ein Fisheye-Objektiv.

Es ist bisweilen frustrierend:

Ob der tausenden von Vorgängern, die das gleiche Motiv vor einem schon fotografiert haben, kann man mit der eigenen Postkartenaufnahme viel gesehener Motive nicht wirklich zufrieden sein.

das sollte man aber auch nicht, und um zu einer vollständig eigenen Fotografie zu kommen, muss man keinen Helikopter mieten – eine ungewohnte Perspektive und ein frecher Blick reichen durchaus.

Du hast mit genau diesem Konzept hier ein originelles Bild gemacht, das weniger durch die Technik besticht als durch die überaus freche Komposition: Der Eiffelturm, Format füllend – in einem Querformat?

Wie man sieht, geht das – und es entsteht eine vereinnahmende Aufnahme. Den Turm von der Seite, inmitten der Stadt, mit verschiedensten Vordergründen – all das haben wir schon zitausend Mal gesehen; das gleiche gilt für den Blick vom Turm herab auf die Stadt. Aber den Turm von unten, in Fisheye-Verzerrung und ohne die Betonung seiner Höhe, sondern mit einem subjektiven Gewicht auf seiner Sockelkonstruktion, die das ganze Monstrum trägt, das ist überraschend und einigermassen fesselnd.

Einigermassen, weil es sich halt immer noch um den Eiffelturm handelt, den wir kennen – aber dennoch gucken wir hin und ergründen das Bild.

Was die technischen Daten angeht, tippe ich aufgrund der Sterneffekte in den Lampen auf eine ziemlich starke Abblendung (ungefähr Blende 16 verhilft bei richtiger Lage ohne Photoshop zu diesen Sternlichtern – die Sonne beispielsweise lässt sich dann, wenn man sie an einer Kante anlegt, ebenfalls zum Stern verwandeln); das Lichtspiel und die Mischung aus Abendhimmel und Lichterglanz ist eine gelungene Mischung.

Die HDR-Anwendung halte ich nicht für unbedingt nötig, und Du hast hier meiner Meinung nach des Guten etas zu viel getan, indem die Kanten des Turms sich doch unnatürlich schwarz vom blauen Himmel abheben.

Das wichtigste aber an dem Bild ist, dass es deinen Anspruch erfüllt, Dein eigenes, wirksames Bild und damit das „Hammer-Souvenir“ geschaffen zu haben, das einerseits Dich und deine Freundin an den Urlaub erinnert (was bisweilen absolut genug ist und nicht immer bedingt, dass man selber im Bild zu sehen ist), andrerseits aber auch überrascht und „unbeteiligte“ Betrachter in den Bann zu ziehen vermag. Was will man mehr?

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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5 Kommentare
  1. Timo Joos
    Timo Joos sagte:

    Hallo Peter Sennhauser, danke für Ihre Einschätzung des Bildes, es ist sehr hilfreich ein ehrliches Feedback zu bekommen und wenn dieses positive Punkte und Potential zum Verbessern enthält, was will man mehr. =)

    Hallo Reinhard Witt, das mit den Bildrechten würde mich natürlich auch sehr interessieren, wobei ich mir ein Schutz auf das Lightdesign des Eiffelturms bei Nacht persönlich nicht vorstellen „kann“ oder besser gesagt will… wo soll sowas den sonst für uns Fotografen hinführen?

    Hallo Matthias Bäuml, es ist interessant die verschiedenen „Geschmäcker“ wie ein Bild auf jemand wirkt zu erfahren und ich gebe Ihnen recht er „schreit“ aber vlt soll es das, weil ich glaube es „flüstern“ schon so viele Eifelturmbilder vor sich hin… Und ja ob einem der Schrei zu laut ist oder nicht ist wohl wirklich Geschmacksache.
    Mich freut dass der Schrei aber Gehör findet und gefällt =)

    mfg Timo Joos

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  2. Matthias Bäuml
    Matthias Bäuml sagte:

    Tatsächlich ein sehr interessantes Bild. Obwohl ich kein Freund von Fish-Eye Optik bin, gewinnt dieses Bild für mich gerade deshalb an Reiz.
    Trotzdem finde ich es etwas überbewertet. Ein negativer Punkt finde ich in den Farben. Das kräftige Blau des Himmels und das leuchtende Gold-Gelb. Beide sind so intensiv, dass sie sich gegenseitig hochstachel. Das Resultat ist für meine Begriffe ein bisschen zu anstrengend. Ein wenig dunklerer und/oder entsättigter Himmel hätte dem vielleicht ganz gut getan.
    Auf der anderen Seite passen die Farben auch zur Fish-Eye Optik die eh schon „schreit“. Somit ist es dann doch wieder geschmacksache… ;)

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  3. Reinhard Witt
    Reinhard Witt sagte:

    Hammerbild, ohne Frage… und sicherlich fast einmalig dazu.
    Nur wie sieht es denn jetzt mit den Bildrechten aus?
    Ich selbst werde immer wieder durch verschiedene Meldungen verunsichert. Das Lightdesign des Eiffelturms bei Nacht ist geschützt. Solange man die Bilder für sich behält soll das ja auch kein Problem sein. Andererseits habe ich aus anderen Richtungen vernommen, dass die Verbreitung durch das I-Net schon eine „Straftat“ ist…
    Wenn ich es also ganz genau nehmen sollte, müsste für diese Veröffentlichung ein ganz bestimmter Release – frag mich nicht nach dem Namen, vorliegen.
    Ist das nun so, oder nicht?…

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