Flugzeug-Wurfpost: Elemente verknüpfen

Ein Bild, welches mit wenigen Elementen Spannung aufbaut und eine Geschichte erzählt. Nur welche? Das ist noch die Frage.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tobias Bühlmann).

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Tobias B?hlmann:

Was will der Künstler uns damit sagen?

Ich sehe drei oder eigentlich vier Bildelemente:

Die Frau, das Knäuel, den Himmel und das Flugzeug, in dieser Reihenfolge „liest“ das menschliche Auge des normalen Mitteleuropäers alle Bilder:

Von links nach rechts.

Nun haben wir hier noch eine aufsteigende Linie von links unten nach rechts oben. Diese ergibt für unsere Sehweise eine positive Diagonale im Bild. Durch den Farbe-an-sich-Kontrast, der mit den bunten Farben ROT-BLAU und der unbunten Farbe SCHWARZ erzeugt wird, kommt auch noch eine freudige, fröhliche Stimmung auf. Ich glaube auch, ein Lächeln auf dem Gesicht der Frau zu erkennen. Es ist also schon sehr gut eingerichtet, das Ganze, und nach den Gestaltungsregeln komponiert.

Doch nun kommt die Frage:

Warum sollte ich als Betrachter noch länger auf dem Bild verweilen? Was zieht mich da hinein? Was kann ich noch ergründen, wenn ich mich mit dem Bild beschäftige?

Ob die junge Frau das Knäuel nun wirft oder fängt, ist irrelevant. Es muss irgendein Zusammenhang zum Flugzeug hergestellt, eine Spannungsbrücke aufgebaut werden.

Hier stimmt die Abfolge etwas besserIch habe das Wurfgebilde einmal etwas mehr in das Zentrum der Linie Hand-Flugzeug verrückt und die Troddeln etwas nach oben rechts verdreht. Für meine Begriffe kommt dieses Bündel nun aus der Flugzeugrichtung angeflogen und das Mädchen mag es auffangen.

Den Rest der Geschichte setzt sich nun jeder selber zusammen, da möchte ich keine weiteren Interpretationen geben.

Denn wenn sich jemand schon so lange mit einem Bild beschäftigt und versucht, es zu interpretieren, hat der Fotograf gewonnen und ein interessantes Werk geschaffen.

Voraussetzung: Nutze die Gestaltungsmöglichkeiten bewusst, um deinen Bildern Leben einzuhauchen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Thomas Rathay
    Thomas Rathay sagte:

    Kritik den Kritikern
    @ Paul,
    freut mich, dass es Leser wie dich gibt, die die Bildkritiken aufmerksam lesen. Dafür sind sie geschrieben! Alles ist in unserer Fotografenwelt sehr subjektiv und ich möchte mit meinen Bildkritiken auch nicht kritisieren im negativen Sinne, sondern zum Überdenken und Interpretieren anregen.
    Das scheint mir gelungen. :-)

    Antworten
  2. Paul
    Paul sagte:

    fokussiert. Fachblog für Verschlimmbesserungen.*

    (*Diese Anmerkung ist durchaus humor- und liebevoll gemeint. fokussiert gehört zu meinen Lieblingsblogs, auch diesen Beitrag finde ich lesenswert, auch wenn ich seine Quintessenz nicht teile, und ich freue mich auf ein mit Tipps und Anregungen randvolles fokussiert-Blogjahr 2009)

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