Fotografen im Fokus: Michael Gündling

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Seine liebsten Motive offenbaren sich zumeist sehr zufällig, ungeplant – und sind auch spontan.

Selbstportrait - (c) Michael Gündling

Selbstportrait – (c) Michael Gündling

Biografisches:

Name: Michael Gündling

Wohnort: 68809 Neulußheim (Raum Heidelberg-Mannheim)

Ich fotografiere seit: Das Interesse für Fotografie verfolgt mich seit meiner Jugendzeit, aber eher beiläufig, meistens ganz klassisch mit Familien- und Urlaubsfotografie. Richtig angefangen, mich intensiver damit zu befassen habe ich mich nach meiner Indienreise im Jahr 2013. Das bunte Leben, die vielen Facetten, die Unendlichkeit der möglichen Motive weckten meine Begeisterung. Seitdem hat mich die Leidenschaft gepackt. Ich kaufte Fotobücher, d.h.  sowohl Lehrbücher, als auch das Werk verschiedener Fotografen. Ich begann Workshops und Kurse zu nehmen. Mich interessierten und interessieren auch die philosophisch-theoretische Konzepte und die historische Seite dieses Genres. Ich beschäftigte mich also auch mit Susan Sontag, Roland Barthes und neueren Entwürfen und Essays. Auch eine gewisse kritische Betrachtungsweise gegenüber der Bilderflut, gegenüber meinen eigenen Arbeiten ist mir immer immanent.

Bevorzugte Ausrüstung/Medium: Ich musste einen langen (teuren) Bogen machen, bis ich die richtige Ausrüstung für mich fand. Zuerst kaufte ich mir eine Spiegelreflexkamera, dann noch eine. Dazu einige Objektive, um so eine Basis-Ausrüstung zu schaffen.  Dann bekam ich von einem Verwandten eine gebrauchte kompakte Sucherkamera, die Fujifilm X100, und das war für mich ein Aha-Erlebnis. Für 99% meiner Zwecke, das ziellose Umherstreifen durch meine Umgebung, reichte dieses kleine schicke Ding vollkommen. Die Qualität war sehr befriedigend. Ich hatte meinen Weg gefunden. Leicht, flexibel, und qualitativ hervorragend. Ich bin seitdem überzeugt im Kompaktkamera-Bereich geblieben, und bin meistens mit der Festbrennweite unterwegs. Nur für meine Rheinauen-Wanderungen bevorzuge ich eine größere Ausrüstung. Das ist dann aber bewusstes zielorientiertes fotografieren, das ich mir hin und wieder gönne. Diese Bilder erfreuen mich, sind aber vielen anderen, die man im Netz finden kann sehr ähnlich.

Webseite: https://www.flickr.com/photos/97890433@N05/

Fotos:

Warum fotografierst Du?

Ich bin ein etwas chaotischer Mensch und nutze seit ein paar Jahren die Fotografie  als verlängerten Arm, um für mich Ordnung in die Welt zu bringen.  Ich liebe und suche deshalb einfache Strukturen; ich liebe den Blick auf das Detail und die Klarheit der Dinge. Ich bin kein komplizierter Fotograf, ich möchte die Motive eindeutig strukturieren, dass sie sich, durch die Kamera in einem neuen Kontext gestellt, verwandeln, d.h. in andere Zusammenhänge und Verbindungen gebracht werden. Ich möchte schlichte Bilder aufnehmen. Spontan, aus dem Augenblick heraus. Diese Art des Fotografierens soll wie ein japanisches Haiku sein, ganz einfach, ganz eindeutig, und aus dieser sprudelnde Quelle reinen Wassers, soll sich etwas Geheimnisvolles offenbaren, ein Schimmer von Transzendenz, jedenfalls das, was über das Abgebildete hinaus reicht.

Ein wichtiger Teil meiner Erkundungsgänge durch die Welt ist das Sehen an sich. Ich versuche wie ein Kind die Welt zu sehen, das in den Himmel starrt und aus den Wolken plötzlich Gestalten, Schafe, Hexen und Phantasiegebilde sieht. Das ist vielleicht noch wichtiger, als die Aufnahme selbst. Meine liebsten Motive offenbaren sich zumeist sehr zufällig, ungeplant – und sind auch spontan. Ich bin zuerst von Strukturen angezogen, dann von Farb-Zusammenhängen. Viel ist Improvisation, wie beim Jazz. Meine Bilder sind in allererster Linie ästhetisch-intuitiver Natur, kaum dokumentarisch, fast niemals suchen sie einen bestimmten Moment oder einen Effekt wie beispielsweise bei Cartier-Bresson.

Ist Fotografie für Dich Hobby oder Beruf?

Meine Fotografie ist pure Spielerei. Sie ist die andere Seite neben meinem Beruf.  Ich genieße es, in meiner Freizeit eben nicht perfekt zu sein und zu funktionieren.

Fotografische Einflüsse:

Großen Einfluss hat für mich die Malerei, für die ich mich zeitlebens und bis heute interessierte. Ich liebe Museen und Galerien. Ich habe mich insbesondere lange mit den Stillleben in der flämisch-niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts beschäftigt, Allegorie, Symbolik und Bildkomposition. Dann die abstrakte Malerei, z.B.  Miro, Kandinsky und die Erkenntnis, dass ein Bild auch dann stimmig, ausgewogen und schön sein kann, wenn nichts konkret vom Verstand Fassbares darin enthalten ist. Dazu die Begeisterung für alte Fotografien, wie es Roland Barthes in „die helle Kammer“ beschreibt: Der Verweis von Etwas, das einmal war. Die gemeinsame Bildsprache zwischen Fotografie und Malerei begeisterte mich besonders, als ich in einer Zeitschrift das Bild „Migrant mothers“ von Dorothea Lange entdeckte. Dieses ikonographische Bild machte mich schlicht atemlos:  Ein komplettes Madonnenbild mit fotografischen Mitteln.

Das war alles in meinem Kopf, als ich mich entschloss, selber Bilder in Form von Fotografien zu erstellen (Da ich selber kein zeichnerisch-malerisches Talent habe).

Ich hatte mich zuerst mit klassischer Streetfotografie versucht. Doch habe ich schnell gemerkt, dass diese Art nicht zu meiner Persönlichkeit passt, da ich ein eher zurückhaltender Typ bin. Mir graut es davor, Menschen bis an ihren Nasenpickel heran zu rücken. Aber ein Streetfotograf im weiteren Sinne bin ich dennoch: Ich finde meine Motive im Alltäglichen, es ist ein überraschendes, ungeplantes Zusammentreffen mit dem „Draußen“. Es sind spontane Begegnungen, mit Gebäuden, Bäumen, und auch –seltener auf Bild gebannt- mit Menschen.

Dann sah ich ein Dokumentarfilm über William Eggleston, der mich elektrisierte. Sofort kaufte ich mir den Bildband „William Eggleston Guide“. Das war ein Erweckungserlebnis:  Sein Werk ist fotografische Malerei, die Bedeutung der Farbe im Gegensatz zur Schwarzweiß-Fotografie, die Achtsamkeit auf das Detail, die Bildränder etc.;  und natürlich die Bildwürdigkeit jedes Motives, seiner sogenannten „Democratic camera“ gaben mir Raum und Beispiel mich darin zu versuchen.

Und noch ein Geständnis:  Ich liebe Instagram und Facebook! Das ist für mich immer wieder eine Inspirationsquelle: Die vielen tausende flüchtig-zufälligen Fotos, das Dahingeworfene von echtem Leben, das Ungestellte, Zufällige.

8 Bilder, die mich als Fotograf(in) repräsentieren:

Meine Philosophie zeigen auch die hier vorgestellten Bilder, es sind Momentaufnahmen von Spaziergängen. Eine Pfütze am Wegesrand verwandelt sich vor meinem Augen in ein Flussdelta mit kleinen Inseln, es sind Segelboote und Schlangen zu sehen. Alles aber in einer oftmals geometrischen Ordnung.  Zumeist sind die Bilder minimalistisch. Ich versuche mich in der Kunst des Kleinen. Bilder mit technisch-kompositorischen Raffinessen, Schärfentiefe, Landschaftsbilder, Spiegelungen und Reflexionen sind für mich viel zu komplex, nicht wirklich umfassend händelbar. Es sind Motive, die jeder sehen kann, die jeder sieht, aber die im Innehalten plötzlich in ein neues Licht gerückt werden und bestenfalls so etwas wie eine Aura bekommen.

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Inseln - (c) Michael Gündling

Inseln – (c) Michael Gündling

Kubismus - (c) Michael Gündling

Kubismus – (c) Michael Gündling

Landwehrkanal Berlin - (c) Michael Gündling

Landwehrkanal Berlin – (c) Michael Gündling

Mann mit Kamera in einem Treppenhaus an einem Sonntagnachmittag - (c) Michael Gündling

Mann mit Kamera in einem Treppenhaus an einem Sonntagnachmittag – (c) Michael Gündling

Requiem for a bicycle - (c) Michael Gündling

Requiem for a bicycle – (c) Michael Gündling

Schmetterlingsflügel - (c) Michael Gündling

Schmetterlingsflügel – (c) Michael Gündling

Segelboot auf hoher See - (c) Michael Gündling

Segelboot auf hoher See – (c) Michael Gündling

Swimming Pool - (c) Michael Gündling

Swimming Pool – (c) Michael Gündling

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