Fotografie aus dem Ballon: Viel und wenig

Kann man Weite ausdrücken und zugleich viel in ein Bild packen? Diese Fotografie einer Ballonfahrt über der Wüste versucht exakt das.

© Jürgen Meier Namibia, Fotografie aus dem Ballon

Nikon D200 1/250s bei Blende 11 mit 18mm Brennweite und ISO 200 © Jürgen Meier

Jürgen Meier aus São Paulo schreibt zu diesem Bild: Das Bild nahm ich 2014 in Namibia (Sossusvlei) auf. Zum einen wollte ich die Weite der Landschaft einfangen. Deshalb habe ich das Bild auch etwas beschnitten. Zum anderen auf die dortigen Feenkreise hinweisen , sowie auch auf mein „Transportmittel“. ich weiss, viel auf einmal – war ein Versuch.

Muss eine Fotografie eindeutig sein, kann sie mehr als ein Motiv liefern? Oder tut sie das vielleicht gar nicht?  In diesem Bild ist wenig zu sehen, aber das wenige ist so aufgeteilt in der Komposition, dass Du selber findest, es ist schon fast zuviel.

Wir sehen in diser Farbfotografie, die bei tiefem Sonnenstand in kargem Land abends aus einem fahrenden Heissluftballon geschossen wurde, den Schatten dieses Fahrzeugs in der linken Bildhälfte auf dem steppigen, flachen Erdboden; rechts von dem Schatten ist ebenfalls in der Ebene ein Kreis am Boden erkennbar, ein weiterer fällt danach unmittelbar rechts neben dem Ballonschatten auf, und einen dritten erkennt man schliesslich am linken Bildrand. In der rechten Bildhälfte geht die Steppe in der Ebene in eine Sandwüste über, die zu einem genau zentral in der Komposition liegenden Berg in der nahen Ferne führt, der sich aus der Ebene erhebt – dahinter, am fernen Horizont, sind im Dunst weitere Hügel erkennbar.

Technisch ist an diesem Bild nichts zu bemäkeln: Das Abendlicht half mit, den Schatten des Ballons, der doch der Blickfang der ganzen Komposition ist, nicht absaufen zu lassen; mit Blende 11 hast Du für ausreichend Schärfe bis in den Dunst am Horizont gesorgt und der Weitwinkel ist eine Methode, die Weite zu erfassen, die sich für Wüste eignet, weil der Weitwinkel die Dinge noch weiter vom Betrachter weg“stösst“.

Kompositorisch ist ein Dreieck zwischen dem Ballonschatten, dem Berg und dem vordersten Feenkreis auszumachen, das den Blick anzieht und lenkt – und wir müssen immerhin bedenken, dass Du Deine Position und damit die Komposition allenfalls antizipieren, aber nicht wirklich beeinflussen konntest…

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Insofern sind auch Anmerkungen wie die, dass ich gerne einen Grössenvergleich zum Boden und den Feenkreisen (sind das Steine am Boden? oder Büsche? Wie hoch sind wir?) obsolet: All dies konntest Du nicht beeinflussen, nicht auf eine Echse warten, die durchs Bild huscht etc.

Insofern hast Du viel gewollt mit dem Bild, aber das hast Du hingekriegt: Ich sehe Weite, eine Ballonfahrt und als Detail die Feenkreise.  Die Emotionale Wirkung der Wüste transportiert das Bild, und interessant genug ist es auch, auch wenn ich es rechts noch etwas beschnitten hätte, um den Berg aus der toten Mitte rauszukriegen. „Zu viel“ geht da meiner Meinung nach nicht ab.

Zumal weil alles, was es zu entdecken gibt, in klaren Linien verbunden ist.

Mir geht es eher so, dass diese Ausgeglichenheit fade wirkt. Das Bild hat alles, was es haben muss, vom Eindruck über die Emotionalität (wir schweben über der Landschaft) bis zur Mystik der Feenkreise. Aber das wird mir irgendwie auf dem Fliessband serviert, ich muss nichts entdecken, und es besteht kaum eine Beziehung zwischen den Motivteilen.

Das ist ein sehr subjektiver Eindruck und einer, der mir leid tut: Ich möchte das Bild mögen, aber das gelingt mir nur teilweise. Ich bin gespannt auf die Diskussion.

6 Kommentare
  1. Lehmann
    Lehmann sagte:

    Auf mich wirkt das Bild erstmal, als eine sehr sehenswerte Komposition. Im 2. Blick wirkt es durch die 3 Komponenten (Hügel, Ballonschatten, Feenkreis) überladen und lenkt ab. Mir persönlich würde es mit dem Focus auf den Hügel in Einfachheit und Schönheit gefallen. Oder auch mit maximal 2 Komponenten. Insgesamt ist es eine schöne farbliche Komposition mit spannenden Elementen.

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  2. Carsten Schröder
    Carsten Schröder sagte:

    Interessant auf jeden Fall! Was sich mir leider nicht erschließt ist die Größe der Feenkreise, bzw. die Beschaffenheit bzw. Strukturgröße der Oberfläche? Nur Sand, Steine, (tiefe?) Furchen in der Wüste? Da fehlt mir ein Größenvergleich im Bild, aber wo solltest du den auch hernehmen?
    Beschnitten hätte ich auf jeden Fall mehr, etwa so wie im angehängten Bild.

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  3. Stefan Jeschke
    Stefan Jeschke sagte:

    Ich sehe das Bild genau wie Peter: viele fuer sich interessante Dinge wurden hier in ein einziges Bild „getan“ (weite Wueste mit Berg, schwebender Ballon, Feenkreise). Aber sie haben sowohl inhaltlich wie auch hier in der Bildkomposition nichts miteinander zu tun. Jedes Element fuer sich koennte man hier toll in Szene setzen, als Beispiel koennte ich mir die weite Wueste mit Berg ca. 10cm vom Boden aus mit Weitwinkel und z.B. interessantem Stein oder Strauch im Vordergrund vorstellen. Die anderen Elemente ebenso auf ihre Weise.
    Dies Bild wuerde eventuell als eine Art „Uebersichtsbild“ dieser Ballonreise in einem Bildband taugen, aber fuer sich ists fuer mich einfach nicht stark genug.
    Schwarzweiss hab ichs probiert, macht fuer mich aber auch keinen „Knueller“ draus, anderer Beschnitt ebenso.

    Viele Gruesse,
    Stefan

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  4. Andreas
    Andreas sagte:

    Was mir spontan, als erstes, ins Auge fiel war der Schatten des Ballons und dann der Berg. Die Feenkreise habe ich erst auf den zweiten Blick entdeckt. Meiner Meining nach ist der Schatten des Ballons zu dominant und passt irgendwie nicht in diese natürliche Landschaft. Man könnte ihn natürlich anderseits auch als Kontrast sehen. Aber insgesamt finde ich das Bild auf jeden Fall interessant.

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  5. Fabey
    Fabey sagte:

    Ich finde es als Farbbild schon gut so. Die Kreise sind für mich etwas zu viel des Guten, die überladen das Bild für mich gefühlt etwas. Aber sonst ein schönes Bild, gut gemacht.

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  6. Pascal
    Pascal sagte:

    Ich würde das Bild mal in Schwarz/Weiß betrachten mit schönem Kontrast zwischen Schatten und dem Hügeln. Das sieht meiner Meinung nach dann etwas spannender aus.

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