Fotografie eines Beleuchtungselements: Unerklärlich schön

Weil die Kamera anders sieht als wir und einen Ausschnitt produziert, lassen sich damit spannende Abstraktionen schaffen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Neumann).

Kommentar des Fotografen:

Die Aufnahme zeigt einen Teil eines Beleuchtungselements. Die Aufnahme entstand auf der AIDADIVA

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Neumann:

Eine breite Diagonale in Rottönen zieht sich von rechts oben nach links unten vor einem schwarzen Hintergrund. Darin eingelassen eine Fläche mit bläulich schimmernden Punkten.

Wenn Du uns nicht aufklären würdest, wir hätten kaum eine Chance zu erkennen, worum es sich bei dem Gegenstand in dieser Fotografie handelt. Die Frage lautet, ob das überhaupt relevant ist:

Denn nicht nur hast Du die Aufnahme in der Kategorie „abstrakt“ eingereicht – sie macht schon in ihrer Komposition deutlich, dass es gar nicht um die Abbildung eines Gegenstandes geht (ausser vielleicht für einen Produktkatalog mit Detailfotos). Denn Farbe, Form und Linien können uns ebenso fesseln wie eine romantische Landschaft oder ein perfekt inszeniertes Porträt – nicht nur mit der Frage „was ist das“.

Du machst Dir hier gleich zwei Dinge für das Bild zu Nutzen: Erstens handelt es sich bei dem Gegenstand – einem Beleuchtungsmodul – bereits um ein Design-Objekt, das durch Farbe, Form und Linien angenehm erscheinen soll. Und zweitens ist es auf einem Kreuzfahrtsschiff optimal platziert und präsentiert.

Aber nichts spricht dagegen, Details von Architektur, Infrastruktur oder Alltag in spannenden Bildern zu erfassen – im Gegenteil: Wer sich die – je nach Meinung beschränkte oder bereichernde – Sichtweise der Kamera angewöhnt, wird auf Schritt und Tritt Motive entdecken, die zu fotografieren sich durchaus lohnt. George Barr schreckt in seinem Buch „Besser fotografieren“ auch nicht davor zurück, ein Bild seiner (sauberen) Unterhose zu zeigen, die im Sonnenlicht auf einem Holzboden liegt und ein reizvolles gewirr aus Licht und Schatten bietet.

Ich hätte hier dennoch einen Kritikpunkt. Die Komposition ist meines Erachtens unnötig symmetrisch. Gerade wenn sich das Objekt selber bereits mit einer perfekten Symmetrie präsentiert, kann das Bild noch etwas spanneder gemacht weren, indem man diese in einen nicht-symmetrischen Rahmen stellt.

Du hast hier offensichtlich mit Absicht dafür gesorgt, dass die Kantenlinien exakt aus der oberen rechten in die untere linke Ecke verlaufen, und dabei wird der rote Strich in der Mitte des Moduls zur Hälftung Deines Bildes.

Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel des Guten und macht die Fotografie eher weniger aufregend, als dass sie dadurch gewinnt. Und auch wenn die Regel, Linien niemals in die Ecken laufen zu lassen, bisweilen gebrochen werden soll – hier ist der falsche Zeitpunkt dafür.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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3 Kommentare
  1. Uwe S
    Uwe S sagte:

    Ich finde den Grad der Symmetrie völlig in Ordnung. Ein tolles Bild.
    Allein die Kante aus der linken unteren Ecke wirkt auf die Komposition zerschneidend. Vielleicht hätte hier die Mitte des roten Balkens liegen sollen?

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  2. dierk
    dierk sagte:

    Thomas,
    tolles Bild!!
    Ich bin ganz der Meinung von Peter, bis auf die bezüglich der Symmetrie, ich hätte es wohl auch so gemacht.
    Hast du mal daran gedacht, das Bild zu spiegeln? Da ist sicher auch noch viel Raum für Kreativität:-)

    viele Grüsse
    dierk

    PS. Peter, wirklich schade, dass bei den Besprechungen immer so wenig Kommentare kommen.

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