Fotolampen im Vergleich: Es werde Licht – heiß oder kalt

Lampen im Fotostudio? Heiße Sache! Nicht mehr unbedingt: Inzwischen gibt es Halogen-Kaltspiegel- und sogar Energiesparlampen.

Kaltspiegel-Halogenlampe mit Blaufilter
Kaltspiegel-Halogenfotolampe 50 Watt
mit Blaufilter von Pearl (Bild: W.D.Roth)

In der Fotografie ist mangelndes Licht oft ein Problem. Der in der Kamera eingebaute Blitz ist nur eine Notlösung – Profifotografen benutzen externe Blitze, für Makroaufnahmen auch Ring- und Zangenblitzgeräte, oder aber Fotolampen.Diese waren früher mit drei- bis vierstelligen Wattzahlen ein Garant für aufgeheizte, brandgefährliche Stimmung am Fotoset.

Inzwischen gibt es Alternativen:

Vor 30 Jahren war die Fotografie mit künstlichem Licht ein ständiges Problem. Am leichtesten hatte es noch der Schwarzweiß-Fotograf: ihm konnten die Lichttemperaturen und Farbmischungen verschiedener Lichtquellen völlig egal sein.

Nitraphot 500 watt
Nitraphot 500-Watt-Fotoglühlampe (Bild: W.D.Roth)

Für Porträts war Schwarzweiß noch ausgesprochen beliebt und es reichte daher, an eine der klassischen 500-Watt-Nitraphot-Fotolampen einen Dimmer zu montieren: Während der Einstellphase wurde dieser nur teilweise aufgedreht, was die Temperaturbelastung am Set etwas reduzierte und vor allen Dingen die Lebensdauer der Nitraphot-Fotolampen deutlich erhöhte, die bei voller Energiezufuhr maximal einen dreistelligen Stundenbereich erreicht hätten. Dafür boten sie eine etwas höhere Farbtemperatur als die gemeine Glühlampen-Funzel im Kronleuchter. Manchmal reichte auch schon das gedimmte Licht für die Aufnahme: Gerade bei Porträts war das rotbetonte Licht einer mit etwas Unterspannung betriebenen Glühlampe durchaus von Vorteil, da es Hautfehler verdeckt.

75-Watt-Energiespar-Fotolampe von Foto Brenner in Lampenhalterung
75-Watt-Energiespar-Fotolampe von Foto Brenner in Halterung(Bild: W.D.Roth)

Schwierig wurde es jedoch bei Farbfotos, ob von Personen oder Geräten: Farbnegativfilm konnte noch im Labor nachkorrigiert werden, doch mit Diafilm musste sofort alles richtig stimmen. Hier waren für die Aufnahme alle Lampen voll aufzudrehen, um wenigstens 3200 K Farbtemperatur zu erreichen – hierauf war der eher etwas seltenere Kunstlicht-Diafilm abgestimmt, der höhere Empfindlichkeit, aber damit auch sichtbares Korn aufwies.

Der übliche Tageslicht-Diafilm verlangte dagegen bei Kunstlichtaufnahmen das Vorschrauben eines genormten Blaufilters. Mit einem ohnehin schon weniger empfindlichen Film und dem lichtschluckenden Blaufilter blieb von den 500 Watt der Fotolampen kaum noch etwas übrig. Wollte man Schlagschatten vermeiden, brauchte man zudem entweder zwei davon oder aber zumindest noch ein paar kleinere 75 Watt-Lampen, die dann aber nur die geringere Farbtemperatur normaler Glühlampen von 2700 K aufwiesen.

Wattstarke Fotolampen sind problematisch

Die Folge: Während man gerade noch das zu fotografierende Objekt scharf stellte und an der Belichtung drehte, kräuselte sich auf einmal Rauch über diesem oder es begann in sich zusammenzusinken! Der Grund: die Nitraphot-Fotolampen bündelten auch die Infrarotstrahlung gnadenlos auf das zu fotografierende Objekt und setzten es so bei zu geringer Distanz schon einmal in Brand. Fotomodelle, die zu porträtieren waren, kamen selbst bei Aktfotos noch ins Schwitzen und konnten gar nicht so viel Schminke auftragen, dass diese doch nicht wieder verlief. Ein Grund für viele Fotografen, lieber auf Blitz umzusteigen, obwohl ein ungünstiger Schattenwurf hier erst nach dem Entwickeln des Films sichtbar wurde.

Soft-Überzug für die Leuchtstoff-Fotoleuchte
Keine Reizwäsche, sondern Soft-Überzug für die Leuchtstoff-Fotoleuchte (Bild: W.D.Roth)

Heute, im Zeitalter der digitalen Fotografie, ist vieles einfacher: die Blitzwirkung erkennt man sofort auf dem Monitor, inklusive einschlägiger Pannen wie roter oder geschlossener Augen. Für die Fotografie bei Kunstlicht muss auch nicht der Film gewechselt werden – es reicht ein neuer Weißabgleich oder eine manuelle Umstellung der Farbtemperatur an der Kamera. Die Farbtemperatur der Lichtquelle muss auch keinem genormten Wert mehr entsprechen, lediglich einheitlich sein: Mischlicht, beispielsweise von Fenster und Glühlampe, wirkt nach wie vor verheerend.

Doch inzwischen gibt es nicht nur große Halogenlampen, ob als Deckenfluter oder Baustrahler, die bei ähnlicher Farbtemperatur und Wattzahl länger halten als die mitunter mit großem Knall zerplatzenden Nitraphot-Fotolampen. Es gibt auch Kaltspiegel-Halogenlampen, die den meisten nur als Dekorationsobjekt bekannt sind, das gerne in irgendwelchen Designerleuchten verbaut ist, die aber eben genau aus dem technischen Grund entwickelt wurden, dass normale Spotlights neben Licht auch zu viel Hitze auf das angestrahlte Objekt richten.

Halogen-Kaltspiegellampe eingeschaltet
Halogen-Kaltspiegellampe eingeschaltet (Bild: W.D.Roth)

Bei der Kaltspiegel-Halogenlampe reflektiert der Spiegel hingegen wirklich nur das sichtbare Licht. Für die Infrarotstrahlung ist er dagegen durchlässig – sie verlässt die Lampe in alle Richtungen und wird nicht auf das zu beleuchtende Objekt fokussiert. Damit kann die Kaltspiegel-Halogenlampe relativ nah an das zu fotografierende Objekt gerückt werden, ohne es zu gefährden und so bei kleinen Objekten hohe Lichtstärken erreichen.

Allerdings gibt es Kaltspiegel-Halogenlampen nur bis zu 50 Watt, was 75 oder 100 Watt der älteren Reflektorlampen in normaler Technik entspricht. Für Aufnahmen von kleinen Objekten sind derartige Lampen trotzdem durchaus gut zu gebrauchen, günstige Modelle gibt es beispielsweise bei Pearl, die auch gleich einen Blaufilter eingebaut haben. Dieser reicht allerdings nicht aus, um die Farbtemperatur von Tageslicht zu erreichen – und er schluckt wieder Licht.

Ohne Brandgefahr: Kaltspiegel-Halogenlampen

Für Diafilm völlig tabu waren dagegen Leuchtstofflampen: Da ihr Spektrum nicht besonders gut mit den einzelnen Farbschichten des Diafilms harmoniert, entstanden typischerweise stark grünstichige Bilder, die nur mit einem speziellen Filter etwas entschärft werden konnten. In der digitalen Fotografie besteht dieses Problem nicht mehr: sofern die Leuchtstofflampe ein einigermaßen brauchbares Lichtspektrum mit mindestens drei Banden liefert, regelt der Weißabgleich der Digitalkamera die Sache.

75-Watt-Energiesparlampe in Halterung mit Theaterklappen
75-Watt-Energiesparlampe in Halterung mit Theaterklappen (Bild: W.D.Roth)

Während die klassischen langen Leuchtstofflampen in der Fotografie allerdings höchstens als Allgemeinhintergrundbeleuchtung verwendbar sind, lassen sich die kompakten Energiesparlampen auch in klassische Lampenreflektoren einbauen. Ärgerlicherweise werden allerdings in Deutschland ausschließlich Energiesparlampen verkauft, die künstlich auf glühlampenähnliches Licht mit 2700 K getrimmt sind. Bevor man mit einer solchen Lichtquelle arbeitet, muss man die Fenster verdunkeln, um eine Mischung mit Tageslicht zu vermeiden, die kein Weißabgleich mehr retten kann. Während es normale Leuchtstofflampen auch mit Tageslichtspektrum gibt, war dies bei Energiesparlampen in Deutschland bisher nicht geboten.

Foto Brenner aus Weiden hat nun jedoch eine eigene Fotoleuchtenserie entwickelt, die es in China fertigen lässt. Hier werden Energiesparlampen von 20 bis zu stolzen 75 Watt eingesetzt, deren Farbtemperatur zwar nicht ganz Tageslicht mit 6500 K erreicht, doch mit 5000 K zumindest ein Licht erzeugt, das notfalls eine Mischung mit Tageslicht verträgt.

26-Watt-Energiesparlampe von Foto Brenner
26-Watt-Energiesparlampe von Foto Brenner (Bild: W.D.Roth)

Die Lampen gibt es als kompakte Spirale wie bei normalen Energiesparlampen mit 26 Watt entsprechend einer 150-Watt-Glühlampe, als Reflektorlampe, die mit 20 Watt einer 120 Watt-Reflektorlampe in Glühlampentechnik entspricht, und als sehr groß geratene, langgezogene Energiesparlampe mit 75 Watt, die so fast 400 Watt Glühlampentechnik entspricht, ohne die Stromrechnung entsprechend zu belasten und den Raum aufzuheizen.

Gerade diese letzte Bauform strahlt allerdings im Originalzustand überall hin, nur nicht auf das zu beleuchtende Objekt, doch gibt es von Foto Brenner auch entsprechende Stative und spezielle Reflektoren, mit denen das Licht der 75-Watt-Lampe gezielt fokussiert werden kann, so dass sie ohne weiteres die Lichtstärke der ehemaligen Nitraphot-Lampen erreicht, aber bei tageslichtähnlicherem Spektrum.

20-W-Energiespar-Reflektorlampe von Foto Brenner
20-W-Energiespar-Reflektorlampe von Foto Brenner (Bild: W.D.Roth)

Wie bei anderen kompakten Energiesparlampen erreichen die Energiespar-Fotolampen ihre Endhelligkeit und das korrekte Lichtspektrum jedoch erst nach einigen Minuten – man muss sie also bereits einige Zeit vor der tatsächlichen Aufnahme einschalten, kann aber anschließend die Szene in Ruhe ausleuchten und sie längere Zeit eingeschaltet lassen, was auch die Nervosität zu porträtierender Fotomodelle reduziert. Da diese der Blick in die Fotolampen blenden würde, gibt es auch – was bei Glühlampen schon wegen der Brandgefahr ausgeschlossen ist – Stoffüberzüge als Softener. Auch Abdeckklappen wie bei Theaterleuchten sind verfügbar.

Leuchtstoff- statt Glühlampe

Stative und Reflektoren wirken im Praxistest leider etwas klapprig, die Softener wiederum bekommt man kaum über die Reflektoren, so eng sind sie bemessen. Das „Made in China“ ist dem Produkt leider anzumerken und es kommt auch schon einmal vor, dass es mechanische Mängel wie verbogene Fassungen gibt, in die sich die Lampen nicht einschrauben lassen. Zudem stinken die 75 Watt-Energiesparlampen nach dem Einschalten zunächst massiv nach überhitzter Elektronik – vermutlich sind durch verdunstende Flammhemmer. Bevor man diese Lampen tatsächlich in einem Studio einsetzen kann, muss man sie also einige Tage lang beispielsweise im Keller einbrennen lassen und auch dann wird leider noch bei längeren Fotosessions die Luft streng.

75-Watt-Energiespar-Fotolampe
75-Watt-Energiespar-Fotolampe (Bild: W.D.Roth)

Da die Energiespar-Fotolampen im Gegensatz zu normalen Leuchtstofflampen oder Metalldampf-Hochdrucklampen flimmerfrei sind, kann man sie allerdings auch als Tageslichtbeleuchtung an Arbeitsplätzen benutzen – deutlich angenehmer als die normalen, einschläfernden 2700 K-Energiesparlampen. Und es ist anzunehmen, dass diese Lampenserie auf Dauer nicht die einzige Alternative zur heißen Foto-Glühlampe bleibt. Händler sollten sich auf entsprechende Nachfrage daher einstellen.

Pearl hat seit Neuestem auch eine entsprechende Foto-Energiesparlampen-Lösung mit 35 Watt im Sortiment, die wir in Kürze ebenfalls testen werden.

Pearl Fotolampen

Foto Brenner Energiespar-Fotolampen

9 Kommentare
  1. Robert Mueller
    Robert Mueller sagte:

    Wer 6500K Energiesparlampe kaufen will, kann sie in Hornbach leicht kaufen. Philips bietet sie an (ich glaube, dass ich bis 23 Watt gesehen habe). Für allgemeine Beleuchten, gefällt mir 6500K nicht, und ich suche immer 4000K bis 5500K. Diese CCT (coordinated color temperature) ist viel schwieriger zu finden, obwohl ich denke, dass Osram sie anbietet. (Bauhaus). Vielleicht ist diese Beschreibung interessant;

    http://www.fogra.org/plugin.php?menuid=125&template=mv/templates/mv_show_front.html&download=1&file=1306839721_Sonderdruck18web.pdf&field_id=97&mv_id=10&mv_content_id=140332

    Ungefähr 5000K ist vielleicht nicht zweite Wahl, sondern die bessere Möglichkeit.

    Wahrscheinlich liefert Philips besser Qualität, und vielleicht stinken die Lampen weniger, wenn man vermeiden kann, dass sie so heiss sind (Kühlung nah Sockel!)

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  2. Sybil
    Sybil sagte:

    Danke fuer diese Anregungen: Ich arbeite ausschliesslich mit umweltfreundlichen Materialien, Akkus und Licht, bin aber, was Lichtquellen angeht ein Neuling in technischer Hinsicht. Fuer mich waere die Bedienung gar nicht so wesentlich, aber die Lichtqualitaet. Auch fuer Doku Videos braeuchte ich da ein paar Tips …

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  3. Frank
    Frank sagte:

    Wirklich ein sehr interessanter Artikel. Leider ist die Lichtausbeute bei solchen Lampen eben nicht zu groß, … aber für Heimstudio reicht das locker.

    Antworten
  4. Nick
    Nick sagte:

    Sehr schöner Artikel! Wirklich interessant.

    Zu den Perl-50 Watt-Lampen: Ich hab selbige, und kann bestätigen das sie das Objekt nicht aufheizen – dafür werden die Lampen selber, also am Gehäuse, extrem heiß! Und streng riechen tun sie auch.

    Aber für den Preis sind das gute Leuchten ;D

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