Fotoproduzent (3/3): Stockfotos verkaufen

Stockfotos – Bilder für Medien „auf Vorrat“ – sind ein wachsendes Geschäft, an dem immer mehr Amateure teil haben wollen. Fotoproduzent Robert Kneschke beschreibt, wie der Job der Profis aussieht.

Die Online-Plattform der Bildagentur für den Fotografen (© Robert Kneschke)Die Fotos sind fertig. Doch wie verdiene ich damit Geld? Während früher noch Dias und Negative per versicherter Post versendet werden mussten, geht das heute schneller und einfacher. Die Belieferung und der Kontakt mit den Bildagenturen erfolgt fast ausschließlich über das Internet.

Grob lassen sich heute drei Preis-Kategorien von Bildagenturen unterscheiden: Es gibt die traditionellen Macrostock-Agenturen wie Corbis, Mauritius oder Plainpicture, die Fotos mit Preisen im dreistelligen Bereich verkaufen. Seit 2005 entwickelten sich stark die Microstock-Agenturen wie istockfoto oder Fotolia, deren Preise im einstelligen Bereich liegen, die mittlerweile für große Fotos aber auch zweistellige Beträge verlangen. Dazwischen liegen die Midstock-Agenturen wie Panthermedia oder Shotshop, die versuchen, mit Service und einer strengen Bildauswahl eine Balance dazwischen zu finden.

Als ich am Anfang meine Blumenbilder hochgeladen habe, habe ich mich schon gefreut, wenn sie eine Agentur auch nur angenommen hat. Ich hatte eine Hürde genommen. Als dann eine Schweizer Bildagentur 2006 eine große Reinigungsaktion startete, bei der sie vielen Fotografen kündigte und beim Rest viele Fotos löschte, war ich ernüchtert. Viele meiner Anfangsfotos wurden nachträglich ausgesiebt, aber ich durfte in der Agentur bleiben, weil ich die ersten People-Fotos eingestellt hatte, die sich auch verkauften.

Roberts FototascheDas Finden der richtigen Bildagenturen, die zu einem passen, ist eine Wissenschaft für sich, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Darüber habe ich bei Fotografr einen ausführlichen Artikel geschrieben.

Ich habe gelernt, dass Masse in dem Geschäft unerlässlich ist. Während mich anfangs Bildagenturen abgelehnt haben, weil ich entweder nicht garantieren konnte, eine bestimmte Anzahl Fotos im Monat zu liefern oder weniger als 1000 Fotos im Archiv hatte, schreiben mich heute neue Bildagenturen direkt an und bieten mir eine Zusammenarbeit an.

Die Bilder werden per FTP-Programm an meine Bildagenturen hochgeladen. Das mache ich meist über Nacht, da die Übertragung trotz DSL-Leitung mehrere Stunden dauert. Die Fotos meiner Canon 5D haben knapp 13 MP, vor kurzem bin ich auf das Nachfolger-Modell mit über 21 MP umgestiegen.

8 Megapixel Minimum

Die Agenturen haben unterschiedliche Richtlinien, aber als Faustregel gilt, dass Fotos mindestens 8 MP haben sollten und drei Varianten eines Motivs ausreichen. Manche Agenturen wie Getty Images schreiben sogar vor, mit welchen Kameras die Fotos gemacht werden müssen. Deshalb spart genaues Lesen der Bedingungen im Vorfeld viel Arbeit.

Wer welche Fotos bekommt, mache ich davon abhängig, wie viele Fotos dort schon vorhanden sind, wie gut die Agentur verkauft und welche Exklusiv-Klauseln zu beachten sind. In der Regel versuche ich, eine gute Balance zwischen Microstock-, Midstock- und Macrostock-Agenturen herzustellen, sodaß alle ungefähr gleich viele Fotos von mir anbieten und ich das Risiko minimiere, von einer Agentur abhängig zu sein.

[photos title=“Stockfotografie: Robert Kneschke“]Die meisten Bildagenturen verlangen eine Bearbeitung der Bilder in ihrem System: Dazu gehört beispielsweise die Zuordnung zu Kategorien und das Hochladen der passenden Model- und Property-Releases: Schließlich gilt weltweit das „Recht am eigenen Bild“: Ohne eine ausdrückliche Einwilligung des Modells dürfen die Bilder nicht veröffentlicht werden. Um Streit zu vermeiden, wollen fast alle Agenturen die Erlaubnis der Modelle schriftlich vorliegen haben.

Ist das erledigt, trage ich die Dateinamen der Fotos in meine eigene Excel-Tabelle ein und vermerke zu jedem Foto, welche Agentur es angenommen oder abgelehnt hat, respektive, wo es sich noch in der Warteschlange befindet. So behalte ich auch bei mehreren tausend Fotos den Überblick, welche Agentur welche Fotos verkauft – und der ist wesentlich, denn ich muss einschätzen können, wie erfolgreich ich mit einem bestimmten Motiv, Bilddtyp und Modell war.

Werbung für die eigene Sache (© Robert Kneschke)Mit dem Aufnehmen und „abliefern“ der Bilder ist es aber nicht getan. Ich muss meine Bilder auch bewerben. Dazu zeige ich einige Fotos in meinem Blog, auf meiner Website und anderen relevanten Webseiten wie Flickr oder der Stern VIEW Fotocommunity.

Wenn der Verkauf anläuft, filtert mein E-Mailprogramm die Verkaufsnachrichten und sortiert sie in einem eigenen Ordner. Meist wöchentlich übertrage ich diese Verkaufsdaten in eine andere Excel-Tabelle. Dort sehe ich dann meinen Gesamtumsatz und -Gewinn, wieviel Umsatz mir eine Agentur pro Monat bringt, wieviel ein Verkauf bei einer Agentur durchschnittlich bringt und wie der RPI (Return per Image), also die Einnahmen pro Foto bei einer Bildagentur, sind. So ist es möglich, Trends zu erkennen und bei Bedarf seine Strategie zu ändern.

Und schliesslich kehrt monatlich der Teil meiner Arbeit wieder, vor dem ich mich gerne drücke und ihn lange hinausschiebe: Die Buchhaltung. Alle gesammelten Rechnungen und Gutschriften müssen ebenfalls in eine weitere Excel-Tabelle eingetragen werden, damit ich meine Umsatzsteuervoranmeldung machen kann und am Jahresende meine Steuererklärung korrekt ausfülle.

Weihnachtsrequisiten (© Robert Kneschke)Wenn etwas Zeit übrig ist, nutze ich diese zur Kontaktpflege und Weiterbildung. Hat eins meiner Modelle Geburtstag, schicke ich Glückwünsche.

In meinem RSS-Reader habe ich fast hundert Blogs zu Fotothemen abonniert. Ich stehe im Kontakt mit Mitarbeitern einiger Bildagenturen, von denen ich Informationen über geplante Neuerungen erhalte oder ein Problem auch mal schnell am Telefon geklärt werden kann.

Hier franst der gleichmäßige Ablauf aus und vermischt sich mit den Vorbereitungen für neue Shootings. Ich mache Vorbesprechungen mit neuen Models, plane Shootings und suche Requisiten.

Damit beginnt der Kreislauf von vorn.

[postlist „and“ „Fotoproduzent“ „Serie“]

8 Kommentare
  1. Martin
    Martin sagte:

    Meinst du wirklich, dass das bewerben deiner Fotos auf deiner Webseite, flickr, etc. zu höheren Verkaufszahlen führt. Das sind doch nicht die typischen Bildeinkäufer auf den Seiten, oder?

    Antworten
  2. bilderprofi
    bilderprofi sagte:

    kann mich da christian nur anschliessen. aber kneschke hat schon recht, originelle bilder sind vielleicht schön zum anschauen, lassen sich aber schlecht wiederverwenden und entsprechend wenig verkaufen. gruss

    Antworten
  3. martin
    martin sagte:

    versuchst du gelegentlich auch, atypische stock-fotos zu machen, die etwas „frecher“ und kunstvoller daherkommen und andere einblicke in situationen geben – so, wie man sie beispielsweise bei photocase finden kann?

    Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Robert Kneschke, der junge Stockfotograf hat für das Online- Fotomagazin fokussiert.com eine dreiteilige Artikelserie über seine Arbeit als Fotoproduzent geschrieben. Im ersten Teil “Marktforschung in der Bunten” berichtet Robert von seinen Erfahrungen als Fotoproduzent und gibt einige seiner Geheimnisse preis. Im zweiten Teil “Das Shooting” beschreibt er den typischen Ablauf seiner Shootings für Stockfotos. Und nachdem alle Fotos im Kasten sind, geht es dann in Teil Drei um “Stockfotos verkaufen“. […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Christian Rummel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert