Franz Kafka: Seine Welt in 150 Fotos

Wer war Franz Kafka? Sein Werk ist bekannt, aber der Mensch? Das Münchner Literaturhaus zeigt nun eine Ausstellung mit rund 150 Fotos aus seinem Leben, bis 3. August – „Kafkas Welt“.

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Franz Kafka auf dem Altstädter Ringplatz, Prag, um 1922 (© Deutsches Literaturarchiv Marbach)

Obwohl Kafkas Leben und Werk außerordentlich gut erforscht sind, ist er bis heute eine von Legenden und Anekdoten umrankte Berühmtheit geblieben. Der Kafka-Forscher und Literaturprofessor Hartmut Binder hat über Jahrzehnte Fotos gesammelt und lässt daraus ein realistisches Bild von Kafkas Leben entstehen. So entsteht auf Kafkas Ambiente, das das Prag von der Jahrhundertwende des 19. auf das 20. und die Jahrzehnte danach.

Wir sehen einen dunkeläugigen, schmalen Mann, dahinter ein ungeheures Werk und die sich aufdrängende Vermutung, dass jemand, der den „Prozeß“, das „Schloß“ und die „Verwandlung“ geschrieben hat, ein zutiefst verzweifelter Mensch gewesen sein muss. Aber stimmt das? Hat Kafka immer nur über sich selbst geschrieben?

Die Fotos zeigen einen dem Leben zugewandten Menschen: Franz Kafka wurde in Prag geboren, hatte Familie und Freunde, machte zahlreiche Reisen, liebte das Kino wie das Bier, saß in Kaffeehäusern und schwamm im Sommer in der Moldau. Max Brod, Kafkas Freund und Mentor, erzählt in einem jetzt wieder aufgetauchten Fernsehinterview (1967) von nächtlichen Spaziergängen und wilden Zusammenkünften.

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Kafka und die aus Wien stammende, drei Jahre jüngere Hansi Juliane Szokoll (© Archiv Klaus Wagenbach)

Alice Herz-Sommer, die letzte heute noch lebende Freundin Kafkas, berichtete 2007 von seinen schönen braunen Augen und davon, dass er immer „von den schönsten Frauen umgeben“ gewesen sei. Max Brod schreibt in seiner Kafka-Biographie, dass Kafka eine unglückliche Liaison mit Hansi Szokoll verband, die in die Zeit fällt, in der er als Versicherungsangestellter tätig war:

„Ich erinnere mich an seine Leidenschaft zu einer Weinstubenkellnerin namens Hansi, von der er einmal sagte, ganze Kavallerieregimenter seien über ihren Leib geritten. Franz war in dieser Liaison sehr unglücklich.“

Mit diesen filmischen Fundstücken, einer Filmcollage des heutigen Prag auf Kafkas Spuren und einer großen Auswahl nie gesehener Schwarzweißfotos entsteht „Kafkas Welt“ im Literaturhaus.
Zur Ausstellung ist auch ein monumentales Werk erschienen: Hartmut Binders Bildbiographie „Kafkas Welt“, Rowohlt-Verlag, 68 Euro.

Kafkas Welt
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1, 80333 München, bis 3. August
Telefon +49 (0)89 2919340, E-Mail info@literaturhaus-muenchen.de
Geöffnet Di-Fr 11 – 19 Uhr, Sa, So, Feiertage 10 – 18 Uhr

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