Geotagging: GPS in der Kamera

Für Nikons und Fujifilms Spitzen-DSLR gibt es zwei sehr interessante und bezahlbare GPS-Direkt-Lösungen. Für Canon scheint derzeit nur der Weg über USB-Adapter im teuren Filetransmitter gehbar zu sein.

Das di-GPS von Dawntech auf einer Nikon D300. Es muss nicht im Blitzschuh montiert, sondern kann auch am Tragriemen festgemacht werden.
Das di-GPS von Dawntech auf einer Nikon D300. Es muss nicht im Blitzschuh montiert, sondern kann auch am Tragriemen festgemacht werden.

Geotagging wird mehr und mehr zum Thema: Vor allem Landschaftsfotografen möchten die Koordinaten-Felder in den Exifdateien ausnutzen, anhand derer sich Bilder direkt in digitales Kartenmaterial integrieren oder Ortsangaben in Klartext aus solchen Karten in die Exifdaten extrahieren lassen.

Das Geotagging lässt sich einigermassen akzeptabel mit externen Lösungen nachträglich realisieren – bequemer und genauer wäre allerdings die Integration der GPS-Daten in die Dateien direkt in der Kamera.

Nikon wie Canon bieten die direkte GPS-Datenintegration in ihren Spitzenmodellen an – aber der Anschluss eines GPS-Empfängers geschieht bei Nikon über ein unsägliches RS232-Kabel und bei Canon über USB – und dort über ein noch viel teureres Zusatzmodul.

Für Nikon und die mit der D200 baugleiche Fujifilm S5 Pro gibt es inzwischen zwei interessante Aftermarket-Lösungen, welche die Fummelei mit GPS-Matching-Software wie Geosetter oder Microsofts Photo-Pro-Tools überflüssig machen:

RedHen Blue2can Blutooth-GPS-Modul für Nikon - OHNE GPS
RedHens Blue2can ist ein Bluetooth-Empfänger für Nikon Kameras – GPS ist nicht integriert.

Mindestens drei Anbieter vertreiben (allerdings alle inzwischen offenbar mit Wartezeiten) GPS-Module, welche direkt mit dem 10-PIN-Connector an den Nikon-Spitzenmodellen ab D200 verbunden werden können. Solmeta, Customidea und Dawntech setzen dabei offensichtlich alle auf die gleiche Hardware – die Geräte unterscheiden sich weder wesentlich im Preis noch in den Features (es gibt durchaus preiswertere Geräte, etwa das [amazon B0019T236A]Geomet’r GNC 35[/amazon].

Die lassen aufhorchen: Das rund 250 US-Dollar teure Modul (Versand nach Festland-Europa in allen Fällen weitere 40$) kennt drei Einschaltmodi: Immer an, Sofort-An bei halb gedrücktem Auslöser oder Schlafmodus (für echten Hotstart, das heisst ohne Wartezeit beim Finden der Satelliten ). Alle drei scheinen inzwischen auch einen eigenen Stützakku zu verfügen, der den mit den ersten Modellen festgestellten Energieverlust aus der Kamera-Batterie verhindert.

Die Geräte zeigen mit einem LED nach dem Einschalten, ob sie mit aktuellen GPS-Daten Betriebsbereit sind. Ausserdem verfügen sie über einen (im Fall von Dawntech automatischen) Einfrier-Modus: Betritt der Fotograf ein Gebäude, so wird die letzte erfasste Position allen Bildern verpasst, bis neue Daten von den Satelliten empfangen werden.

Diese Features mögen jenen Fotografen, welche in Geotagging mehr als eine Spielerei sehen, die 300 Dollar wert sein. Zumal das schreckliche Kabel mit RS232-Anschluss (ich wusste nicht,dass überhaupt noch jemand in modernen Geräten diesen seriellen Klotz anwendet), das Nikon für den Anschluss von Garmin- und anderen GPS-Geräten verkauft, getreu der Nikon-Philosophie „mach dein Geld mit dem Zubehör“ sage und schreibe 90 Dollar kostet.

Dann wiederum hat so mancher von uns bereits einen GPS-Empfänger. Ich nutze meinen für das Routenplanen auf meinem Nokia-Mobiltelefon mit TomTom und via Bluetooth; die ersten Geotagging-Übungen habe ich ebenfalls mit dieser Konstellation und der Tracking-Software Sportstracker von Nokia gemacht.

Warum also nicht das vorhandene Gerät mittels Bluetooth mit der Nikon verbinden? Dazu hat die Firma RedHen ein Modul auf den Markt gebracht, das sich ebenfalls auf dem 10-Pin-Connector anbringen lässt und dann die GPS-Koordinaten an die Kamera weiterreicht – wenn welche reinkommen, was nicht immer ganz offensichtlich erkennbar ist.

Gegen diese Lösung, die ich eigentlich bevorzugt hätte, sprechen zwei Dinge. Erstens der Preis: Das Blue2Can von RedHen kostet nämlich praktisch gleichviel wie die Komplettlösungen inklusive empfindlichster GPS-Empfänger der andern drei Anbieter. Und zweitens ist die Kompatibilität des Blue2Can längst nicht mit allen Bluetooth-GPS-Mäusen gegeben: Wenn für die Paarung mit einem Gerät ein Code nötig ist, klappt’s nicht mit der roten Henne.

Ich habe mich aufgrund diverser positiver Testberichte für den Komplettempfänger in der neusten Version von Dawntech entschieden – ab nächster Woche will das Hongkonger Unternehmen (übrigens interessanterweise ebenso wie Solmeta…) wieder liefern können.

Ein Testbericht folgt.

Besitzer der Canon-Modelle mit GPS-Unterstützung haben’s schwerer – der Anschluss über USB erfordert zwingend das Wireless-Datentransfermodul, in welches der USB-Port für die GPS-Lösung integriert ist. Das ist umso unverständlicher, als Wireless-Fototransfer eine klassische Studio-Konfiguration ist, GPS aber im Feld benutzt werden möchte. Eine Strategie, das Funk-Modul den einen wie den anderen anzudrehen…

Dawntech Di-GPS Pro für Nikon, USB für Canon (Braucht WFT-Modul)

Solmeta-GPS-Empfänger für Nikon

CustomIdea Geopic II für Nikon

RedHen Blue2Can Bluetooth-Adapter für Nikon

Do-It-Yourself-Direkt-GPS für Nikon

9 Kommentare
  1. Clemens Pelz
    Clemens Pelz sagte:

    Geotagging mache ich über App und füge die Daten später den Bildern hinzu. Umständlich aber für meine Anforderungen perfekt und vor allem mit keinen Kosten verbunden ;)

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  2. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Ich hab das di-GPS von Dawntech inzwischen (sagenhafter Service: bestellt und per Paypal bezahlt – 36 Stunden später wars per Fedexpress aus HongKong hier in San Francisco) Testbericht folgt. Kurz: Einzige mögliche Fehlfunktion: Vor dem Shooting vergessen, das GPS einzuschalten. Die D300 schreibt die Koordinaten direkt in die Exif-Felder. Wunderbar!

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  3. Seb
    Seb sagte:

    Fü meine Olympus gibt es leider keine integrierte Lösung.
    Ein Freund von mir arbteitet mit einem Blitzschuh-GPS. Und ich kann nur sagen, dass ich da neidisch bin.
    Logger und Zeitabgleich ist definitiv mühsamer [man muss es eben tun :)]und fehleranfälliger. Mir ist schon einiges in die Hose gegangen. Anfangs aus Unwissenheit (Falsche Kamerazeit), später aus Unkonzentriertheit (Log überschrieben, Log-Speicher aufgebraucht, …)

    Der Kollege ließt einfach seinen Speicher aus und fertig. *Neid!*

    Die Teile für Nikon und Canon gibt es übrigens im ebay-Shop von

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  4. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Maik: das sehe ichgenau umgekehrt – es ist sicherlich viel komfortablerals das Gefummel mit Tracker und Software. Wenn die Uhr in der Kamera auch nur eine Minute von der Satelliten-Zeit abweicht, bastelst Du an mit der zeitkorrektur herum, bis die Stanorte wirklich stimmen. Den Tracker vergisst Du zu hause oder im Auto, oder er ist nicht eingeschaltet, oder er hat keinen Empfang (Die Nikon-Kameras zeigen die GPS-Daten auch auf dem Monitor an, und diese Module zeigen per leuchtdiode, ob sie Koordinaten empfangen oder nicht).

    Mit dem Preis allerdings hast Du recht, aber vor allem in einer Hinsicht: Die Hardware für ein integriertes GPS ind er Kamera würde das Gehäuse wahrscheinlich um ein paar wenige Dollar verteuern. EDas dürfte ein nächster entwicklungsschritt bei den Kamerherstellern werden (immerhin kostet inzwischen ein iPhone weniger als die GPS-Kameramaus, die ich jetzt grade gekauft habe… und Copy/Paste beherrscht sie sowenig wie das iPhone…;-)

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  5. MaikD
    MaikD sagte:

    Hmm. Klingt irgendwie nicht sonderlich komfortabel. Für sowas gibt es doch schon seit Jahren Tools, die die vom GPS-Tracker geloggten Daten automatisch in die Bilder schreiben. Und zwar ohne irgendwelche Benutzerinteraktionen. So verwende ich einen Wintec-WBT 201 -> siehe wintec-gps.de und kann so die Bilder aller meiner Kameras 1a Geotaggen. Die Systeme oben sind und bleiben einfach viel zu teuer …

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  6. Julian Schrader
    Julian Schrader sagte:

    Ein WFT-Modul fürs Geotagging? Nein danke. Das macht es wirklich zum WTF-Modul wie am Ende des Artikels einmal steht ;-)

    Ich hoffe ich kann meine EOS 400D Photos in Zukunft mit Daten aus dem GPS-Modul des iPhone 2.0 füttern — dazu muss das Ding aber erstmal auf den Markt kommen :D

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  1. […] in den SLR der gehobeneren Klasse eine Schnittstelle für GPS-Empfänger – ich habe mir dieses spezifisch für digitale Spiegelreflex hergestellte GPS-Zusatzgerät für ziemlich viel Geld angeschafft und werde demnächst auf fokussiert.com […]

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