Guy Bourdin: Mit dem Herzen eines Malers

Guy Bourdin war Frankreichs legendärer Modefotograf; er fotografierte mit dem Herzen eines Malers, der er ursprünglich war.

Guy Bourdin - Charles Jourdan – Frühjahr 1979 © Estate of Guy Bourdin

Denn als Fotograf war Bourdin Autodidakt – und war vielleicht deshalb dazu in der Lage, seiner Modefotografie eine ganz neue Richtung zu geben.

Denn Guy Bourdin (1928 – 1991) war einer der ersten Fotografen, der in Werbund und Mode nicht das in den Vordergrund stellte, sondern Geschichten dazu erzählte. Mit dem Medium der Modefotografie vermittelte er seine Botschaft und verwandte dafür eine surreale Bildsprache mit mehrdeutigen, oft rätselhaften Subtexten.

Guy Bourdins Karriere begann in den Fünfzigerjahren mit schwarzweißen Modeaufnahmen für die Pariser Vogue. Die Hälfte von Bourdins Werk besteht aus Schwarzweiß-Fotografien – und was ich davon gesehen habe, wirkt mindestens so kraftvoll, aber deutlich leichter als seine bekannten Farbaufnahmen. Die Farbfotografie steigerte er mehr und mehr mit dramatischen kompositorischen Akzenten und intensiver Farbsättigung.

[photos]

Guy Bourdin wusste genau, wie man die Aufmerksamkeit des Betrachters erlangte und überließ nichts dem Zufall. Er kreierte makellose Settings und fotografierte in seinem Studio in der Rue des Ecouffes in Le Marais, in gewöhnlichen Schlafzimmern, am Strand, in der Natur oder im urbanen Raum. Die ausgefallene Dramatik, die sich in diesen scheinbar alltäglichen Szenen entfaltet, regem die Fantasie und das Unterbewusstsein an. Als Perfektionist entwickelte Bourdin nicht nur seine kompositorischen Elemente wie die beinahe hyperrealen Farben, gewagte Anschnitte oder ein raffiniertes Zusammenspiel von Licht und Schatten, sondern auch solche Details wie spezielle Make-Ups für seine Models.

»Guy Bourdin fegte sämtliche Schönheitsnormen, sittliche Gepflogenheiten und ordentliche Produktdarstellungen mit einem Strich respektlos weg. Rund um den weiblichen Körper baute er visuelle Verstörungen ein, das Empörende, das Haarsträubende, das Indiskrete, das Hässliche, das Scheitern, das Fragment, die Abwesenheit, den Torso und den Tod, – die gesamte Spannung und Spannweite des Außerästhetischen und Außermoralischen«, sagt Ingo Taubhorn, Kurator der aktuellen Retrospektive in den Hamburger Deichtorhallen – Haus der Photographie. Die große Guy Bourdin-Ausstellung stellt natürlich eine Auswahl der beeindruckendsten Modestrecken und Kampagnen Bourdins vor. Aber sie zeigt auch auch bisher unveröffentlichtes Material aus seinem persönlichen Archiv. Zum ersten Mal sind sein malerisches Werk und seine filmischen Notizen der Öffentlichkeit zugänglich. Darüber hinaus werden Polaroid-Fotos, Skizzen und Texte sowie Schwarzweiß-Aufnahmen aus den Fünzigern präsentiert, die Künstlerporträts oder Pariser Stadtansichten zeigen. Auf der offiziellen Website zu Guy Bourdin finden wir seine Arbeit.

Guy Bourdin – Retrospektive
Bis 26. Januar 2014
Haus der Photographie / Deichtorhallen, Deichtorstraße 1-2, D-20095 Hamburg
+49 (0)40 321030, mail@deichtorhallen.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr

Guy Bourdin
Haus der Photographie / Deichtorhallen Hamburg

1 Kommentar
  1. Christiane
    Christiane sagte:

    Sehr gute umfassende Ausstellung!! Modefotos, die Geschichten erzählen und Geschichte geschrieben haben. Hat mich sehr begeistert!
    Wenn man der Frage nachgehen möchte, was ein gutes Bild ausmacht, dann kann man das an fast jedem seiner Fotos studieren. Allein, wie der gezielte Einsatz von Farbe und Farbkompositionen eine Bildwirkung entfalten, der sich niemand entziehen kann, ist fantastisch.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu Christiane Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert