Harry Callahan: Vom Realismus zur Kunst
Mit Harry Callahan gibt es hierzulande einen weiteren Amerikaner zu entdecken, der in der Geschichte der Fotografie seinen festen Platz hat.
Harry Callahan begann um 1938 mit der Fotografie; sein Lebenswerk reichte über sechzig Jahre. Sehr früh sah er sich als künstlerischen, nicht als realistischen Fotografen.
Harry Callahans Werk umfasst neben Natur- und Landschaftsfotografien Aufnahmen von seinen täglichen Streifzügen durch Städte wie Detroit, Chicago, Providence, Atlanta oder New York, wie zur aktuellen Retrospektive in den Hamburger Deichtorhallen mitgeteilt wird. Straßenzüge, Schaufenster, Gebäude oder vorübereilende Passanten sind seine Leitmotive, häufig in so intensivem Licht. Sehr früh betrachtete Callahan sich als Kunstfotografen und nicht als Vertreter der angewandten Fotografie. Andere Arbeiten, in denen seine Frau Eleanor und die Tochter Barbara im Mittelpunkt stehen, werden in späteren Jahren abgelöst von einem weiteren großen Experiment: den Aufnahmen, die auf zahlreichen Reisen nach Frankreich, Italien, Marokko, Portugal oder Irland entstanden. Seine Arbeiten dokumentieren eine sich abzeichnende Moderne, die das alltägliche Leben immer umfassender überformt.
Im Sinne seiner drei Hauptthemen – die Natur, die vertraute Figur Eleanor, die Stadt – spiegeln seine Bilder in immer wieder neuen, rückläufig miteinander verflochtenen Bezügen Callahans Leben. Zugleich zeichnen sie den sozialen und kulturellen Wandel in den USA nach: dezent, elegant, mit einem Hang zur Abstraktion, äußere Veränderungen seismografisch erfassend. Beständig reflektiert Callahan in seinen Bildern das eigene wie das fotografische Sehen.
[photos]
Als einer der ersten überwand Harry Callahan den Realismus in der Fotografie, indem er die „New Vision“, die László Moholy-Nagy im New Bauhaus in Chicago etabliert hatte, und die „Straight Photography“ von Ansel Adams fortentwickelte. Allein das New Yorker Museum of Modern Art würdigte Callahans Arbeit zwischen 1946 und 1997 in insgesamt 38 Ausstellungen. Gemeinsam mit dem Maler Richard Diebenkorn repräsentierte Callahan 1978 die USA auf der Biennale in Venedig – als erster Fotograf überhaupt. Trotzdem bleibt Callahans facettenreiches fotografisches Werk in Europa noch immer zu entdecken. 1999 ist er gestorben, 2012 wäre er 100 Jahre alt geworden.
Wir finden Harry Callahans Arbeiten auf der Website von Masters of Photography. Zur Ausstellung in Hamburg soll im Juni der Bildband [amazon 3868283587]Retrospektive[/amazon] im Kehrer-Verlag Heidelberg erscheinen.
Harry Callahan – Retrospektive
Bis 9. Juni
Haus der Photographie / Deichtorhallen, Deichtorstr. 1-2, D-20095 Hamburg
+49 (0)40 321030, mail@deichtorhallen.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat 11 – 21 Uhr
Harry Callahan bei Wikipedia
Haus der Photographie / Deichtorhallen
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!