Highkey-Porträt: Ganz schlichtes Gesicht

Auch wenn ein Motiv minimalistisch ist, gibt es genug Details, auf die es sich zu achten lohnt. In diesem Fall sind es die Augen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Calcada).

Kommentar des Fotografen:

Ein gefühlvolles SW Portrait von Christina.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Michael Calcada:

Ein Frauenportrait in Schwarz-Weiß. Die Frau schaut zur Seite. Es ist nichts zu sehen außer ihrem Gesicht und etwas nackter Schulter. Da konzentrieren sich die Augen automatisch auf den Blick.

Was ist dabei zu erkennen? Ein Blick, der irgendwo zwischen Trauer, Langeweile und tiefen Gedanken liegt. So ganz gefühlvoll, wie der Fotograf das Bild kommentiert, sieht es für mich nicht aus. [textad]

Die sehr weiche Ausleuchtung des Portraits ist gelungen und schmeichelt der ohnehin reinen Haut. Nur der kleine Schatten unter dem Kinn irritiert etwas, da das Rest des Bildes schattenfrei ist. Ich hätte ihn leicht aufgehellt, aber das ist Geschmackssache. Auch die Haare und das Muttermal oben rechts lenken etwas vom Gesicht ab.

Eine Möglichkeit wäre, das Bild enger zu beschneiden, wie ich es hier mal als Beispiel zeige. So sind sowohl Schatten als auch Haare verschwunden. Der annähernd Goldene Schnitt des Ausgangsbildes, der dafür sorgt, dass das Foto trotz der überwiegend weißen, leeren Fläche harmonisch wirkt, bleibt sogar erhalten.

Quadratschnitt-PortätIn der quadratischen Variante wird jedoch noch ein weiterer kleiner Kritikpunkt besser sichtbar: Die Wimpern. Zum einen sind die hinteren Wimpern schon unscharf. Diese Tiefenunschärfe hätte bei gleich bleibender Belichtung mit einer Kombination aus 1/50 Sekunde Belichtungszeit und Blende 10 etwas reduziert werden können. Schon vor der Aufnahme wäre empfehlenswert gewesen, die Wimpern mit einem Wimpernkamm gleichmäßiger auszurichten. Das Foto scheint ja eine Beauty-Aufnahme sein zu wollen und kein Schnappschuss, der die ungeschminkte Realität zeigt.

Sehr schön gelungen finde ich jedoch den Lidschatten, dessen auslaufender Schwung am Augenrand dem ansonsten eher schlichten Bild eine zusätzliche Dynamik verleiht.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Swonkie
    Swonkie sagte:

    Diese Tiefenunschärfe hätte bei gleich bleibender Belichtung mit einer Kombination aus 1/50 Sekunde Belichtungszeit und Blende 10 etwas reduziert werden können.

    da es wohl eine studioaufnahme ist hätte man stattdessen die blitzleistung erhöhen müssen.

    ich finde bei der beschnittenen version geht zu viel verloren – es sieht für mich aus wie ein total anonymes gesicht für eine kosmetikwerbung oder so.

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  2. Frank
    Frank sagte:

    Ich habe jetzt öfters zwischen der originalen und der beschnittenen Version gewechselt. Mir gefällt die Originale besser. In der beschnittenen Version wirkt Sie wie eine eingeschnürte Nonne. Für ein Stockfoto bestimmt gut. Aber Persönlichkeit kommt in der originalen Version besser rüber. Der kleine Tick des nicht Vollkommenen macht es sympatisch. Und der Schönheitsfleck wurde ja nicht umsonst erfunden.

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