Hochgebirgs-Foto: Glaube und Hoffnung

Bergsteiger sind angesichts der Gefahr und der natürlichen Schönheit, der sie ständig begegnen, oft religiös. Diese Aussage in einem Foto zu kombinieren, erreicht dieses symbolhafte Bild.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tobias Schmidt).

Kommentar des Fotografen:

Neulich auf dem Berliner Höhenweg in Tirol, beim Überqueren eines Gipfels, sah ich dieses Kreuz zwischen den Felsen. Ich mag die Perspektive, das Spiel zwischen Nähe und Weite. Das Foto ist eher intuitiv entstanden, ich hatte nicht die Zeit, um x verschiedene Dinge auszuprobieren. Die Bildwirkung entstand dann eher durch die farbliche Nachbearbeitung.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Tobias Schmidt:

Dieses Bild wirkt in groß. Als ich es zuerst im kleinen Vorschau-Format sah, ahnte ich, dass hier mehr verborgen liegt als eine schlichte Berglandschaft:

Ich sah ein winziges Männlein und wusste, dass es dem Bild zu einer stärkeren Wirkung verhelfen würde, da es bei solchen Landschaftsaufnahmen immer gut ist, einen Orientierungspunkt für die Größenverhältnisse zu haben.

In der Großansicht wird deutlich, dass auch eine Person zu sehen ist, aber kein lebender Mensch, sondern eine Jesus-Skulptur am Kreuz. Wäre die Person an der gleichen Stelle ein Bergsteiger gewesen, wäre es ein gutes Foto gewesen. So wird das Bild aber zu einem umwerfenden Foto.

Zum einen sind die Größenunterschiede noch deutlicher: Vorne das kleine Kreuz bis zu den monumentalen Bergen im Hintergrund reicht der Kontrast. Durch das christliche Symbol der Aufopferung an genau dieser Stelle, wo Gefahr und Tod ständige Wegbegleiter sind, bekommt das Bild eine religiöse Note.

Außerdem erweckt der Jesus hier fast im Gegensatz zu den meisten anderen Jesus-Darstellungen am Kreuz den Anschein, sich fast an das Kreuz zu klammern, damit er nicht in die Tiefe falle. Das gibt dem Bild sogar einen leicht humorvollen Anklang.

Der Blick des Betrachters geht sofort oben links zur Skulptur. Eher unbewußt, aber dennoch wirksam ist der Rest der Komposition. Denn danach ziehen die Linien des Bergs den Blick zur Bildmitte, wo der dunkle Schatten die Augen wieder nach unten lenken und damit das ganze Bild nacheinander betrachtet wird.

Die künstliche Nachbearbeitung (leichte Kontrastreduzierung und Sepiatönung) verhelfen dem Bild zu einer zeitlosen Stimmung, so daß nicht erkennbar wird, ob das Bild gestern oder vor 50 Jahren aufgenommen wurde.

Die Randabdunklung ist bei dem verwendeten 12mm-Weitwinkelobjektiv sicher nicht zu vermeiden gewesen, ließe sich aber digital entfernen. Hier wirkt es fast so, als sie sie absichtlich verstärkt worden. Das und die abgerundeten Kanten sind Geschmackssache, wirklich störend sind sie bei dem Motiv nicht, sondern betonen die etwas nostalgische Note.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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