Hochzeitsfoto: Traumszene

Bisweilen lässt sich mit gezielter Überbelichtung auch jenseits von klassischem Highkey Spannung erzeugen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Tobias Senger).

Kommentar des Fotografen:

Auf der Suche nach einer passenden Kulisse für ein Hochzeitsfotoshooting haben wir einige Probeaufnahmen auf dem Dach einer Kunsthalle geschossen. Die langen Fluchten und Treppen des Gebäudes hatten es mir angetan. Das Gegenlicht und die dadurch entstehende Überbelichtung des Bilds am Ende der Treppe wirkt hier meiner Meinung nach wie aus eine Traumszene. Man weiß nicht was die Person am Ende der Treppe erwarten wird. Das Bild habe ich noch bearbeitet indem in die Farbe der Person in der Sätting verstärkt habe und die Sätting im übrigen Bild etwas reduziert habe.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Tobias Senger:

Eine Junge Frau auf einer Treppenflucht, von unten gegen das helle Tageslicht fotografiert, blickt über die Schulter wie abwartend zum Fotografen. Die Fotografie brennt hinter der Protagonistin in gleissendem Licht vollständig aus. Der Fokus liegt im Vordergrund auf den Treppenstufen und den zahlreichen Linien, die in starken Diagonalen zu ihr und zum Fluchtpunkt hin verlaufen. [textad]

Eigentlich lieferst Du selbst schon die Grundlegendsten Aussagen zu Deinem Bild: Starke Linien und eine raffiniert für die Bildsymbolik eingesetzte Überbelichtung, die sich ansonsten nur mit Zusatzbeleuchtung hätte umgehen lassen, sorgen für einen ansprechenden Effekt: Die junge, auffällig bunt gekleidete Frau, die wie eine Verheissung auf der Treppe ins Ungewisse steht und mit einem freundlichen Blick zurück Verführung, Erwartung oder Versprechen symbolisieren könnte, steht vor dem gleissenden Etwas, das sich nicht zeigen wird, bevor man den oberen Treppenabsatz erreicht hat.

Die schlichte Spannung des Bildes steht im Kontrast zu den vielen Interpretationsmöglichkeiten, die sie bietet, und entfaltet so eine starke Anziehungskraft.

Die Lokalität bietet in der Tat sowohl fotografischen Reiz als auch verschiedene Möglichkeiten, wie ideal die für Deinen zweck eines Hochzeitsfotos geeignet ist, steht auf einem anderen Blatt; das Probeshooting jedenfalls ist ansprechend.

Verbessern lassen hätte sich vielleicht die Verteilung der Belichtung, die jetzt doch sehr auf dem Vordegrund der Treppe liegt, ebenso wie der Fokus – wo es eigentlich nichts zu sehen gibt. Dass die Junge Frau nicht nur vom Licht umflossen, sondern auch noch leicht ind er Unschärfe steht, steigert zwar ihre rätselhaftigkeit, weil noch nicht mal ihr Gesichtsausdruck genau gedeutet werden kann, aber es könnte auch als technischer Fehler gesehen werden.

Wenn Dir vor Ort die Wirkung der Aufnahme klar geworden ist, hätte es sich vielleicht gelohnt, mehr mit der Schärfentiefe als nur dem Lichteinfall zu opereieren und den Fokus auf den Rücken der Frau zu legen. Zugleich hätte sich die Belichtung mit Hilfe eines Blitzes für den Vordergrund etwas angleichen lassen, was die Aussage des Bildes verstärkt und den leichten Hauch von „Zufall“ ausgeräumt hätte.

Jedenfalls eine interessante Aufnahme die Zeigt, dass man aus Gegenlichtsituationen auch mal anders als mit der Silhouetten-Methode spannende Effekte heraushoilen kann.

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