Hong Kong Sundowner: Etwas mehr Drama bitte

Wenn Drama im Bild bereits angelegt ist, sollte man das in der Nachbearbeitung auch herauskitzeln.

Hongkong

Marius Ruhnau aus Aachen schreibt zu diesem Bild:

Das Foto entstand während meines Studiums in Ostasien und zeigt die Skyline von Hongkong vom Victoria Peak aus gegen 19 Uhr. In Lightroom nahm ich die vertikale Upright-Transformation und die Farbanpassung vor, um die Wirkung des späten Sonnenlichts in den Höhen und gleichzeitig die Atmosphäre der blauen Stunde in den Tiefen zu unterstreichen. Bei der Aufnahme ärgerte ich mich noch über die Wolken. Jetzt tragen sie wesentlich zur Atmosphäre bei.

Ich liebe Panoramen deshalb so sehr, weil sie bei Landschaften am ehesten das Gefühl wiedergeben, das man bei der Aufnahme hatte. Dein Foto illustriert das sehr gut, denn ich kann mir gut vorstellen, wie man sich wohl fühlen muss, wenn man auf dem Victoria Peak steht, und diese Aussicht geboten bekommt.

Zunächst einmal: über Wolken würde ich mich bei Landschaftsaufnahmen erst einmal nicht ärgern. Eine der frühesten [amazon 3902732040]Fotomanipulationen[/amazon] war es, Wolken in ein ansonsten langweiliges Bild zu „zaubern“. In einem Buch, das ich bei der National Gallery in Washington DC käuflich erworben habe, Titel: „Faking It“, ist dem ein ganzes Kapitel gewidmet. Wolken bringen oft mehr visuelles Interesse ins Foto, schaffen Stimmung – so auch hier.

EXIF Daten waren leider keine in der Datei eingebettet, darum will ich mich hier vor allem auf Komposition und Nachbearbeitung konzentrieren.

Schaut man sich Deine Aufnahme unter Gesichtspunkten der Komposition an, sieht man, dass sich der eine hell beleuchtete Wolkenkratzer relativ weit in der Mitte (hellblau) befindet:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Ich hatte beim ersten Hinsehen erst vermutet, er befände sich eher im Goldenen Schnitt (rosa) links, eine optische Täuschung, gefördert durch die anderen Gebäude, die sich um ihn herum befinden.

Was ich hier ansprechen möchte, ist zweierlei. Zum einen einmal das, was Bruce Barnbaum „Randkontrolle“ nennt. Rechts (blauer Pfeil) hast Du einen Wolkenkratzer recht nah an den Rand „geklebt“, während links (roter Pfeil) nach meinem Empfinden zuviel Platz ist.

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Ich persönlich hätte bei der Aufnahme die Kamera weiter nach rechts gedreht, um das Bild besser zu gewichten; jetzt bleibt nur noch links ein Beschnitt, den ich wie folgt vornehmen würde:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

So bekommt man keine unerwünschten Baumartefakte ins Foto, weil der Baum vorne links als zusammenhängende Fläche nach wie vor vorhanden ist, aber man erzeugt einen Rand etwa derselben Breite wie der auf der rechten Seite.

Weiterhin schreibst Du, Du habest die Aufnahme in Lightroom nachbearbeitet. Mir persönlich fehlt hier noch etwas, die Szene wirkt nach meinem Empfinden zu flach. Das ist eine persönliche Nachbearbeitungsentscheidung, aber mit mehr Drama (und Beschnitt) sähe das Foto so aus:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Man kann dann noch an der allgemeinen Farbsättigung etwas feilen:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

… und wenn es noch mehr Gelb sein darf:

Vergleichsfoto

Vergleichsfoto

Meines Erachtens sollte man das Drama, das in der Aufnahme bereits angelegt ist, so stärker herausarbeiten. Wie weit Du dabei gehst, bleibt natürlich Dir überlassen, und wenn Du das Bild flach schöner findest, sei es drum. Ich jedenfalls finde, dass so auch der natürliche Rahmen, den die Wolken oben bilden, besser zur Geltung kommt, und würde mir das Bild in der überarbeiteten Version durchaus an die Wand hängen.

[bildkritik]

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