Hund und Meister: Unnatürliche Natur

Unter Einhaltung der Gestaltungsregeln wurde das Bild stark verfremdet. Was aber nur technisch gesehen stört.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Urs Mücke).

Kommentar des Fotografen:

Der Kronsberg bietet nicht nur Spaziergängern hervorragende Möglichkeiten. Auch Fotografen finden immer wieder passende Motive. Hier sieht der Betrachter die Frühlingssymbiose beider. Und entdeckt bei all der Natur auch schnell die Grenzen, die unser Eingriff in die Natur setzt. Das Foto wurde digital bearbeitet und ist Teil der Serie „Natur mit Grenzen“.

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Urs Mücke:

Durch Reduktion auf das Schwarz- Weiss- Bild muss man sich auf andere Gestaltungsmittel als Farben verlassen und besinnen.

In diesem Bild von Urs Mücke sehen wir sehr schön, dass ein Horizont, der das Foto genau in der Mitte teilt, durchaus seinen Reiz haben kann. Allerdings sollten dann auch die anderen Elemente symmetrisch zueinander angeordnet werden.

Dies ist Urs gelungen, sei es nun durch abwarten, szenisches Eingreifen oder die Nachbearbeitung am Computer. Seine Serie heisst ja „Natur mit Grenzen“, ich würde dieses Bild allerdings als „Gegensätzliche Natur“ bezeichnen.

Hund und Herrchen gehen getrennte Wege, so diese Beziehung überhaupt zutrifft, und doch ist durch die leichte Körperdrehung des Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl zu erkennen.

Der Rauch aus den Schornsteinen führt den Betrachter hin zu den drei Türmen, und durch die fallende Linie der drei wird der Blick weiter zum Hund geführt. Somit ist dem Fotografen ein wichtiger Punkt der Bildgestaltung gelungen. Er hält mich als Betrachter einige Zeit im Bild, führt meinen Blick auf die wesentlichen Motive und bringt das Hirn in Bewegung.

Nun finde ich allerdings die Nachbearbeitung doch recht grob gestaltet. In den weissen Stellen der Schlote ist keinerlei Zeichnung mehr vorhanden, und Mann und Hund sind großteils einfach nur schwarz.

Horizont aus der MitteDa Urs alle Bilder auf seiner Webseite auch als Drucke anbietet, wird bei diesem Bild das Ansehen nicht so viel Spaß machen.

Um doch noch mal zu sehen, wie das Bild mit weniger Vordergrund auskommt, habe ich eine beschnittene Variante erstellt. Macht euch nun selbst ein Bild – und tut eure Meinung kund.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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5 Kommentare
  1. Urs Muecke
    Urs Muecke sagte:

    Hallo liebe Kommentatoren,

    vielen Dank schon jetzt für die ausführlichen Kommentare zu der Aufnahme. Im Nachhinein erscheint auch mir die detailverschluckende Bearbeitung ein wenig zu grob. Gerne werde ich versuchen, noch einmal die Zeit des „Wow“-Effektes zu verlängern, indem nicht ganz so viele Details weggearbeitet werden.
    Das Foto ist mit einer Lumix FZ20 aufgenommen und zeigt ein beacktertes Feld im Vordergrund.
    Die möglichst vollständige Zentralisierung war beabsichtigt, ich bevorzuge immernoch meinen Schnitt, der „Standards“ wie die Drittelregel bricht.
    Über weitere Rückmeldungen würde ich mich freuen!

    Antworten
  2. a.richter
    a.richter sagte:

    Der erste Blick auf das Bild hat mich fasziniert. Einte tolle Stimmung! Bedrückend sicherlich… trostlos…
    Ich hab mich gewundert, was – wie U.Mücke in seinem Kommentar schreibt – das mit Frühling zu tun haben soll… Hier ist für mich nichts zu sehen (zu erkennen?), was irgendwie an Frühling erinnert oder Frühling assozieren lässt.

    Ich favorisiere hier das Komlett-Bild mit dem Horizont in der Mitte, hier hat das seinen Sinn, weil durch die große trostlose Fläche unten die Bildaussage gesteigert wird.

    Was mich aber stört – wie auch Th. Rattay schon in seiner Kritik schrieb – ist die für meinen Geschmack zu grobe Bearbeitung.
    Nicht nur die Wolken laufen ins Weis, auch die Wolken sind mir zu grob, das Gesicht des Spaziergängers nur ein „Pinseltupfer“ – beinahe als wäre ein Photoshopfilter a la „Aquarell“ oder Ähnliches verwendet. Ich muss nicht den Mann erkennen, aber wünschenswert wäre gewesen, wenn man z.B. die Richtung seines Blickes noch hätte wahrnehmen können… auch die Schornsteine haben dadurch an 3-Dimensionalität verloren… und man erkennt nicht, was die Fläche so trostlos verwüstet hat, bzw. von was das die reste sind… – oder soll das eine Frühlingswiese sein – …mit Restschnee…???

    Dass ich durch diese „Vergröberung“ beim längeren Ansehen des Bildes enttäuscht werde, weil ich nicht weiterkomme beim Erkennen von Details, zerstört für mich den „WOW-Effekt“ vom allerersten Eindruck.

    Trotzdem: Respekt vor dem tollen Bild – die Wirkung, die es zu Beginn auslöste, ist stark!!!

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  3. bosch
    bosch sagte:

    Beschneidung des Vordergrundes liegt sicher nahe und war auch mein erster Gedanke; hat man doch die Drittel-Regel schon sehr verinnerlicht. Gerade mit Blick hierauf bietet sich vielleicht doch an, auch mal von ihr abzuweichen. Mir gefällt auch der ursprüngliche Bildausschnitt.

    Der Link zur Seite des Fotografen ist leider defekt. Könntet Ihr den nachliefern? Danke.

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