Hundeblick: Zu viel Halbes

Für Menschen, Tiere und andere Motive gilt: Bitte durch die Komposition nichts abschneiden. Oder aber fast alles.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ludwig Schettler).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto zeigt meinen Hund. Aufgenommen an einem schönen Herbsttag im Altmühltal.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Ludwig Schettler:

Das Gesicht eines Hundes, der im rechten Winkel zur Kamera aus dem Bild schaut. Die Aufnahme mit offener Blende und verschwommenem Hintergrund macht das Hundegesicht zum Frame der Komposition.

Tiere bieten eine Fülle von Motiven, und es ist zu hoffen, dass mehr und mehr Besitzer von Hunden und Katzen mit der verbesserten Kameratechnik erst merken, dass man nicht immer von oben herab Gesamtansichten und Wedel-Porträt der Vierbeiner machen muss.

Du hast Dich hier auf die Augenhöhe Deines Freundes eingelassen, ihn beobachtet und aus seiner Blickrichtung, im rechten Winkel zur Aufnahme versetzt, das eigentliche Motiv dieser Aufnahme gemacht. Das ist eine gute Idee, denn der Blick eines konzentrierten Hundes ist etwas aufregendes und jedenfalls eine Fotografie wert.

Allerdings kriege ich bei diesem Bild sofort Probleme mit meiner Nase – sie fängt an zu jucken. Für Tierbilder gilt, wie auch für Menschen: Um (fast) jeden Preis sollte man vermeiden, dem Porträtierten Gliedmassen oder Teile des Gesichts an- oder ganz abzuschneiden.

Du hast bei dieser Aufnahme ein bisschen das Problem, dass sie nichts Ganzes, aber viel Halbes ist: Die Schnauze deines Freundes ist ebenso angschnitten wie die Ohren, die doch aber mit ihrer Stellung viel über die Spannung des Hundes aussagen, und die Lefzen sind auch nicht mehr im Bild.

Du präsentierst uns also eigentlich das Gesicht deines Hundes mit Schwerpunkt auf seinem Blick – aber getraust Dich gleichzeitig bei der Bildkomposition nicht, die volle Distanz zu gehen und eben diesen Blick im Bildausschnitt noch viel stärker auf die Augen oder das Auge (und dann eben auch die Ohren) zu konzentrieren.

Denn es ist zwar grundsätzlich „streng verboten“, Körperteile ab- oder anzuschneiden. Aber wenn man es tut – und je nach Nähe bleibt ja nichts anderes – dann muss es es bewusst geschehen und so eindeutig, dass kein Bildbetrachter den Eindruck kriegt, das Motiv habe nicht ganz in den Sucher gepasst.

Hier wäre es vielleicht einen Versuch wert gewesen, stärker von vorne an den Hund heranzugehen, die Schnauze in der Unschärfe im Vordergrund oder gar nicht im Bild zu haben und Dich vollständig auf Augen und Ohren zu konzentrieren – die beiden Körperteile, auf Die sich in diesem Moment auch Dein Hund vollständig konzentriert hat.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
Mehr über die Profi-Bildkritik erfahren / Eigene Bilder zur Kritik einreichen.

1 Kommentar
  1. Noop
    Noop sagte:

    Mir gefällt das Bild ausserordentlich gut. Ich hätte einzig und alleine rechts an der Nase 1-2mm „Luft“ bis zum Bildrand gelassen, damit die Nase nicht genau den Rand berührt.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert