Im Ruhrtal: Ein goldener Abend

Sobald Landschaftsfotografie Tiere enthält, kann ein Motivkonflikt entstehen. Der stört hier weniger als das linke Flussufer.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Günter Kutschke).

Kommentar des Fotografen:

Hallo, eine meiner Leidenschaften ist es die Natur zu geniessen, aus dem Grund wandere ich sehr häufig im schönen Ruhrtal; was ich da erlebe, versuche ich festzuhalten.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Günter Kutschke:

Grossartig ist in diesem Bild der wesentlichste Bestandteil: Das Licht. Die Sonne scheint sich dem Horizont zu nähern und zugleich von einem leichten Dunstschleier verdeckt zu sein – wodurch die Beleuchtung gleichmässig wird, die Lichtfarbe aber das Abendgold beibehält. Das ist nicht immer im Sinne des Fotografen:

Manchmal ist das Gold zu überwältigend und es zahlt sich aus, bis nach Sonnenuntergang zu warten. Aber hier entsteht eine märchenhafte Lichtstimmung, die Bäume rechts scheinen mit Dukaten behangen – ok, wir gehen nicht übe zu Grimms Märchen.

Jedenfalls wird die Gesamtstimmung schön übertragen, die Blickführung geht von den beiden Kormoranen im Zentrum nach rechts in die Bäume, folgt deren Linien nach links oben und lässt einen danach die Tiefe des Flusses ergründen. Das leicht schimmernde Grün im Hintergrund wird zum Zeugen für die natürliche goldene Farbe.

Mich stören zwei Dinge. Zuerst das linke Flussufer, die Böschung, die oben links irgendwie unordentlich und ohne wirklich etwas zur Linienführung beizutragen in den Goldfluss hineinragt. Ich würde davon ausgehen, dass Du die Entengruppe in der Flussmitte nicht „zerschneiden“ wolltest, was ich allerdings für das kleinere Übel halte.

Das zweite Problem ist der Blickfang – die beiden Kormorane, vor allem der mit den offenen Flügeln. Zum einen bringen die beiden Vögel zusätzliche Spannung in die Aufnahme und bieten einen eindeutigen Einstiegspunkt. Zum andern aber sind sie zwar sehr prominent platziert, aber dennoch zu weit weg, als dass ich sie mir genauer anschauen könnte.

Das Ruhrtalbild, beschnitten.

Darin liegt ein Widerspruch. Durch ihre Positionierung in der Komposition wird dem Bild ein ganz anderes Gewicht gegeben, als wenn sie als einer von mehreren diskreten Ankerpunkten in die Komposition einfügten, die im Wesentlichen auch hier von den Bäumen rechts dominiert wird. Es könnte deshalb sein, dass das Bild etwas ausgeglichener wirkt, wenn Du auf eine ruhige Haltung beider Tiere gewartet hättest – das genaue Gegenteil dessen, was in der Tierfotografie die Prämisse wäre, wo das Motiv in einer möglichst aktiven und spannenden Situation fotografiert werden soll.

Ich sehe nicht, dass hier mit einer längeren Linse (noch länger?) und der Konzentration auf die Kormorane etwas zu gewinnen gewesen wäre, aber ein leichter Konflikt besteht dennoch. Ich habe versucht, mit einem Schnitt das linke Flussufer loszuwerden, etwas vom Vordergrund zu kappen und die Vögel damit aus dem Zentrum herauszukriegen, (was real einigermassen gelingt, optisch aber gar nicht). Ausserdem habe ich die Sättigung erhöht, um das Gold noch stärker glänzen zu lassen.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Günter
    Günter sagte:

    erst einmal Dank für die ausführliche Analyse und die konstruktive Kritik.
    Das dich das linke Ufer stört kann ich gut nachvollziehen den ich sehe es ebenso, leider konnte ich mich aber zu einem radikaleren Schnitt nicht durchringen(Vogelgruppe) bin aber jetzt davon überzeugt das es Ruhe ins Bild bringt, auch die gesteigerte Sättigung gefällt mir :-).
    Viel Zeit bleibt einen nicht eine bessere Haltung der Kormorane abzuwarten, einmal von ihnen erblickt und sie sind weg, für das Schauspiel hat ich vielleicht 15Sek. Zeit, erst waren die Blesshühner dann die Kormorane weg.

    VG Günter

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