Fotograf Nathan Ishar: «Möglichst wenig Überflüssiges»

Nathan Ishar, aufstrebender Fotograf aus Köln,  ist bekannt unter dem Pseudonym Pramudiya. Derzeit stellt Ishar in Bonn aus – dabei ist er nach abgeschlossenem Studium Jurist. Aber die Fotografie ist inzwischen seine erste Berufswahl. Im Gespräch sagt er, wie man seine Berufung zum Beruf ausbauen kann.

Nathan Ishar © Darius Kupczak

Du bist einer der Fotografen, die das Internet intensiv für ihre Vermarktung nutzen. Ob Facebook, WordPress, Tumblr oder Instagram, man findet Deine Arbeiten auf allen wichtigen Plattformen im Netz. Außerdem schreibst Du immer wieder Artikel für verschiedene Blogs. Welche Tipps hast Du für andere Fotografen, die bekannter werden möchten?

Die Bekanntheit sollte nicht die höchste Priorität bei der Arbeit als Fotograf sein, sondern dass man sich fotografisch weiterentwickelt. Wesentlicher als der Bekanntheitsgrad ist, dass man seine Zielgruppe erreicht und nicht einfach nur populärer wird, es sei denn, das ist Dein vorgängiges Ziel…

Jedes soziale Netzwerk funktioniert ein wenig anders und die Mitglieder verhalten sich etwas anders. Darauf gilt es, Rücksicht zu nehmen. Vielleicht sollte man erst herausfinden, welches soziale Netzwerk am besten zu einem passt oder einem am meisten Spaß macht.

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Auf allen sozialen Netzwerk Bekanntheit zu gewinnen und gleichzeitig noch gute Inhalte zu produzieren, ist zu zeitintensiv, und man sollte sich auf ein soziales Netzwerk konzentrieren.

Wichtig ist vor allem Aktivität, das heißt, dass man mit anderen Mitgliedern aktiv kommuniziert, kontinuierlich postet und sich auch Zeit für andere Mitglieder nimmt. Je aktiver man ist, desto mehr Leute werden auch die Seite besuchen, und desto eher sind Mitglieder bereit, Zeit für dich zu investieren.

Nathan Ishar, Instagram, Frau

Instagram – © Nathan Ishar (@pramodiya)

Du hast vor kurzem Dein Jura-Studium erfolgreich beendet. Damit hast Du die Aussicht auf einen vermutlich lukrativen und sicheren Arbeitsplatz. Trotzdem hast Du dich beruflich als Fotograf selbstständig gemacht. Was hat Dich dazu bewegt?

Für mich war der Übergang eher natürlich und risikofreier als es bei manch anderem sein kann. Weil ich schon länger nebenberuflich als Fotograf gearbeitet habe, habe ich festgestellt, dass Berufe im juristischen Bereich mich nicht so begeistern können wie die Fotografie. Leider habe ich das erst gemerkt,  als ich schon recht weit im Jurastudium war – das ich aus vielen Gründen jedenfalls abschließen wollte.

Tumblr - © Nathan Ishar

Du bist noch relativ jung, bist vermutlich an der Zeit der analogen Fotografie gerade so vorbei geschrammt. Trotzdem finden sich in Deinem Portfolio nicht wenige analoge Bilder. Wie kommt das?

Wenn man sich mit Fotografie ernsthafter beschäftigt, kommt man natürlich nicht drumherum, sich auch mit der Film-Fotografie auseinanderzusetzen. Ich liebe die Ästhetik der Film-Fotografie und versuche so viel wie möglich «in camera» zu machen. Dazu verzichte ich wo es geht auf Bearbeitung, die nicht zur klassischen Bildbearbeitung gehört, wie es sie schon in der Dunkelkammer gab. Ausserdem macht macht es auch einfach Spaß, die Filme zur Entwicklung abzugeben und erst wenige Tage, vielleicht Wochen nachdem man ein Foto gemacht, das Bild in den Händen zu halten.

© Nathan Ishar

Du bist auch auf Instagram sehr erfolgreich. Welchen Stellenwert hat eine solche Plattform für Dich?

Instagram ist für mich primär Spaß und keine Plattform, über die ich Kunden akquiriere, da ich dort keine meiner professionellen Fotos präsentiere, sondern nur Fotos, die ich mit dem Smartphone nebenbei aufgenommen habe. Spaß macht mir da besonders die Community, die wirklich sehr aktiv ist. Aus fotografischer Sicht reizt mich die Herausforderung, trotz Einschränkungen des Smartphones anständige Fotos hinzubekommen.

Ich versuche auch jedes soziale Netzwerk mit anderen Inhalten zu füllen (Tumblr – Schwarz/Weiss, Instagram – Smartphone Only – WordPress und Behance Fotoserie). Etwas kritisch, wenn auch hilfreich und deshalb nicht ganz unwichtig ist, dass Leute die sehen, dass man eine gewissen Bekanntheitsgrad auf einem sozialen Netzwerk aufgebaut hat, was einem mehr Glaubwürdigkeit schenkt und wirtschaftlich hilfreich ist.

 

Instagram – © Nathan Ishar (@pramoediya)

 

Wie die meisten professionellen Fotografen arbeitest Du neben deinen Auftragsarbeiten auch an privaten Projekten. Wie unterscheiden sich diese beiden Betätigungsfelder, außer dass man für das eine bezahlt wird?

Generell gehe ich so an Shootings heran, dass ich ungeachtet des Anlasses oder der Umstände die bestmöglichen Fotos machen möchte. Bei Auftragsarbeiten gibt der Kunde die Umstände vor und lässt mir im Normalfall darüber hinaus freie Hand, was ein großes Glück ist und mir meist sehr viel Spaß macht.

Manchmal ist natürlich reines Handwerk gefragt: Wenn man über 100 Mitarbeiter-Portraits in einigen Stunden liefern  soll. Die Herausforderung daran ist  die Interaktion und Zusammenarbeit mit den Porträtierten.

 

Tumblr - © Nathan Ishar

 

Viele Kunden haben recht genaue Vorstellungen von den Bildern, die sie in Auftrag geben. Wie viel künstlerische Freiheit wird Dir eingeräumt?

Oft arbeite ich sehr frei, bei Portraits oder Hochzeiten setze ich mir gewisse Grenzen, da du, zumindest ohne vorherige Absprache mit den Kunden und seinem Okay, nicht wesentlich andere Sachen machen solltest als dein Portfolio zeigt.

 

Nathan Ishar, Korea - © Nathan Ishar

Was macht für Dich ein gutes Bild aus?

Eine gute Komposition – und dass es nichts oder möglichst wenig Überflüssiges auf dem Foto gibt. Generell finde ich (natürlich gibt es Ausnahmen), dass technisch nicht einwandfreie Fotos keine guten Fotos sein können.

 

Nathan Ishar, Instagram

Instagram – © Nathan Ishar (@pramoediya)

Trotz Deines jungen Alters und sicherlich eines zeitraubenden Studiums hast Du es geschafft, einen wiedererkennbaren Stil zu entwickeln.

Was ich auf meiner Homepage präsentiere, hat sich aus dem entwickelt, was ich gerne mache und mir selbst gerne anschaue. Dazu gehört bei mir ein hohes Maß an Selbstkritik und die Auseinandersetzung mit Fotos, die gelungen sind, bei denen man sich aber  fragt, was man besser machen könnte.

 

Nathan Ishar, Tumblr

Tumblr – © Nathan Ishar

Bitte beende den Satz: Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich …

…absurde Fotoprojekte, die so noch nicht möglich waren, weil das Budget zu hoch war, umsetzen (-;

 

Nathan Ishar, WordPress

WordPress – © Nathan Ishar

Wo siehst Du Dich fotografisch in 10 Jahren?

Hoffentlich habe ich noch so viel Spaß mit der Fotografie wie heute und es wäre schön, wenn ich mich fotografisch stetig weiterentwickeln kann. Freuen würde es mich auch, mit oder durch die Fotografie etwas Positives bei einigen oder mehreren Leuten oder Situationen bewegen zu können.

 

Nathan Ishar, Tumblr

Tumblr – © Nathan Ishar

Nathan Ishar stellt derzeit in Bonn seine Fotografien der Serie «The Misplaced» aus: Darin schlägt er einen Bogen zwischen Architektur und dem Menschen. DieFiguren in seinen Fotografien wirken vielfach einsam und deplatziert. Dennoch stellen sie einen Kontrast zu der streng geometrischen Architektur dar.

Nathan Ishar, Tumblr

Tumblr – © Nathan Ishar

4 Kommentare
  1. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Stimmt, die Links sind schlecht erkennbar. Es gibt auch sonst noch einen Haufen Design-Probleme, die wir in den nächsten Wochen hoffentlich erkennen und verbessern.

    Antworten
  2. Philippe
    Philippe sagte:

    3 Anläufe – das hat’s gebraucht, bis ich ihn auf Instagram gefunden hab. Nicht tragisch und es hat sich gelohnt, seine Arbeiten sind toll. Aber Redaktion, ihr habt 3 Schreibweisen seines Usernamens in eurem Artikel. Die ersten beiden, im Einleitungstext und unter dem ersten Bild sind falsch ;-)

    Antworten
    • Darius Kupczak
      Darius Kupczak sagte:

      Hallo Philippe,

      danke für den Hinweis.
      Hättest gar nicht suchen brauchen, ich habe seine Profile direkt in der ersten Frage verlinkt. Der Blog hier hat während des Umzugs auch ein neues Design spendiert bekommen, und die Links in den Fragen sind leider nicht als solche erkennbar. Ich werde das im Team ansprechen.

      Zu der Schreibweise kann ich nur sagen, dass sie sich auf seinen Profilen unterscheidet. Vermutlich war die richtige Schreibweise nicht mehr überall frei.
      Sein Pseudonym lautet normalerweise Pramudiya. Der Link seines Facebook-Profils lautet https://www.facebook.com/pramudiyade, der Link zu seiner Homepage lautet http://www.pramudiya.com und der Link zu seinem Instagram-Account lautet https://www.instagram.com/pramoediya.
      Der Name unter den Instagram-Bildern hier lautet @pramodiya, und so findet man ihn dort auch.

    • Philippe
      Philippe sagte:

      Danke Darius – das ist etwas trügerisch, die verschiedenen Schreibweisen.
      Ja, die Links in der Frage hätte ich nie gefunden, wenn du das jetzt nicht gesagt hättest. Die würde ich unbedingt besser erkennbar machen.

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