Jessica Backhaus: Was übrig bleibt

Bei Jessica Backhaus sind die Bilder Erinnerungen: an eine verlorene Zeit in Westpommern – oder an unbeachtete, vergessene Dinge.

Jessica Backhaus, Marlon Brando, 2006 (aus: What Still Remains)

Die in New York lebende Fotografin Jessica Backhaus zeigt ihre Bilder von der verlorenen Zeit und den vergessenen Dingen aktuell in Essen im Schloss Borbeck: „Jesus and the Cherries“ und „What Still Remains“ – so lauten die Titel der Serien. Ihr könnt Euch die Bilder auch auf Jessica Backhaus‘ Website anschauen. Mit „One Day in November“ zum Beispiel gibt’s da noch weitere, sehr sehenswerte Projekte.

In „Jesus and the Cherries“ erzählt Jessica Backhaus von den Bewohnern einer Ortschaft in Westpommern Sie spürt in den Gesichtern der Menschen und den Wohninterieurs einer Zeit nach, die weitgehend noch von traditionellen Vorstellungen und Lebensumständen geprägt ist: der Kühlschrank im Wohnzimmer als Statussymbol, Häkeldeckchen und Kissen auf dem Sofa, eingeweckte Kirschen in der Vorratskammer neben einem Jesusbildchen. Ihre Geschichten und Zeugnisse einer verfließenden Epoche sprechen von Melancholie und Zweifel bei den Älteren und vom Aufbruch und Optimismus der jungen Generation.

Jessica Backhaus, Pink Pillow, 2002, (aus Jesus and the Cherries) Jessica Backhaus, Olga 2003 (aus: Jesus and the Cherries)

In der Serie „What Still Remains“ denkt Jessica Backhaus über die Bedeutung scheinbar unbeachteter und vergessener Dinge nach. Jessica Backhaus nähert sich den Motiven direkt, ohne sie zu inszenieren oder am Computer zu bearbeiten. So entwickeln die Dinge ein merkwürdiges Eigenleben, zumal sie meistens aus ihrer ursprünglich zugedachten Funktion herausgefallen sind.

Jessica Backhaus, Green Tea, 2006 (aus: What Still Remains)

Jessica Backhaus wurde 1970 in Cuxhaven geboren und ist in einer Künstlerfamilie groß geworden. Mit 16 Jahren ging sie nach Paris, wo sie Fotografie und Visuelle Kommunikation studierte. Dort lernte sie die berühmte deutsch-französische Fotografin Gisèle Freund kennen, die ihr zur Mentorin wurde. 1995 ging sie nach New York, wo sie bekannten Fotografen assistierte und ihre eigenen Projekte entwickelte.

Jessica Backhaus – Jesus and the Cherries / What Still Remains
Bis 30. November 2008
Galerie im Schloß Borbeck, Schloßstraße 101, D-45355 Essen,
+49 (0)201-8844217, kulturzentrum@schlossborbeck.essen.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 14 – 18 Uhr

Galerie Schloss Borbeck
Jessica Backhaus

1 Kommentar
  1. Willy Janecki
    Willy Janecki sagte:

    Jessicas scharfes Auge, bringt es dazu den Geist der Gegenstände aufs Bild zu bringen. So etwas zu schaffen hängt wohl damit zusammen dass sie so eine herzensliebe und von Gefühlen austrahlende Frau ist.
    Ich kann nur empfehlen sie durch ihre Bilder kennenzulernen, und dabei versuchen, ihre Freude und Hingabe fühlen zu können. Bravo Jessica

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