Jim Dine: Der bildende Künstler als Fotograf

Wie geht ein Maler und Zeichner mit Fotografie um? Die Portrait-Bilder des Amerikaners Jim Dine zeigen uns eine ganz eigene Sichtweise.

Jim Dine: Beautiful Rosy Cheeks, 2004 - Alle Bilder: © Jim Dine; VG Bild-Kunst, Bonn, 2008

Jim Dine bediente sich stets unterschiedlicher künstlerischer Arbeitsweisen – neben Malerei, Grafik und Skulptur auch der Lyrik und immer wieder der Fotografie. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln stellt aktuell Portrait-Arbeiten von ihm aus, enstanden zwischen 2002 und 2007 – Titel: This is how I remember, now. Portraits.

Jim Dine: Mary (Rue Allent), 2004Jim Dines Aufgabe gilt hier der Entdeckung des Ichs im Anderen oder umgekehrt des Anderen im Ich.

Er befragt via Selbstportrait die eigene Entwicklung, seine Gefühlslagen und sucht, gerichtet auf einen für Dine bedeutungsvollen Personen- und Figurenkreis, facettenreiche Visionen und Erinnerungen bildhaft zu machen.

Jim Dine notierte sich zu diesen Bildern:

„Diese Gruppe von Portraits […] sind Bilder von Menschen und meiner selbst, doch mehr noch sind es Bilder, die zeigen, wie ich „das Gesicht“ betrachte. Sogar die Photographien von Skulpturen sind Bilder von mir, wie ich das Gesicht betrachte, das ich aus Bronze, Holz oder Ton geschaffen habe, um es mit dem okkulten Werkzeug – der Kamera – zum Leben (Bewusstsein) zu erwecken. Jedes photographische Portrait speist sich aus meiner lebenslangen Liebe zur Zeichnung. Mein Sehen ist durch die Zeichnung geschult. Die Art und Weise, wie ein Gesicht geschaffen ist – sei es von Natur aus oder durch eine meiner Skulpturen – ist in meinen Augen Quell der Ver- und Bewunderung. Und in diesen findet die Gestaltung statt – im Schauen.“

Über seinen Umgang mit der fotografischen Technik schreibt er:

„Ich habe kein Interesse an photographischer Technik. Ich muss ja auch nicht wissen, woher die weißen Tauben während des Zaubertricks kommen. Das Bildresultat zählt. Mich interessiert allein die von der geheimnisvollen Box hervorgebrachte Poesie. Punkt.“

Und Dine unterscheidet die Fotografie grundlegend von der bildenden Kunst:

„Die Kamera aber ist eine Maschine. Sie macht für mich etwas Magisches, das ich mit anderen Medien nicht tun kann. Verwende ich diese anderen künstlerischen Mittel, so muss ich auf mein Unterbewusstsein und meine Träume durch gleichzeitiges Arbeiten mit Händen und Augen zugreifen. Drücke ich hingegen den Auslöser der Kamera, so nimmt der Film jene Intention auf, die das Unterbewusste unmittelbar dem jeweiligen Bild beimisst. Dieser wichtige Moment wiederholt sich nie mehr.“

dine3.jpg

Dine fotografierte nicht nur die ihm nahestehenden Menschen, auch die Bilder seiner Skulpturen sind für ihn Portraits. Zum Beispiel die ausgestopfte Eule mit funkelnden Augen, den stolzen Raben oder Pinocchiopuppen, die bei ihren Abenteuern gelegentlich von einem Porzellanaffen und einem Porzellanhahn begleitet werden.

Jim Dine, Jahrgang 1935, lebt und arbeitet in New York. Mehr über den vielseitigen Künstler verrät uns Wikipedia. In Köln sind rund 80 seiner fotografischen Arbeiten bis zum 14. Dezember zu sehen.

Jim Dine – This is how I remember, now. Portraits.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln, +49-(0)221/2265900, photographie@sk-kultur.de
Geöffnet täglich außer Mittwoch, 14 – 19 Uhr, Montag freier Eintritt.

SK Stiftung Kultur Köln
Jim Dine bei Wiki
Jim Dine Online (englisch)

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert