Joel Sternfeld: Amerika in Farbe
Mit Joel Sternfeld können wir nun einen weiteren Klassiker der amerikanischen Farbfotografie besichtigen. Sein Gesamtwerk ist in Europa erstmals zu sehen.
Joel Sternfelds Thema ist sein Heimatland Amerika, seine Menschen und Landschaften. In Essen finden wir auch seine bisher unveröffentlichten frühen Fotografien.
Joel Sternfeld zählt neben Stephen Shore und William Eggleston (fokussiert.com: Alles ist bildwürdig zu den wichtigsten Vertretern der „New Color Photography“, die in den Siebzigerjahren die Farbe für die Kunstfotografie entdeckten. Siehe bei fokussiert.com: Neue Farbe für das Land. Beeinflusst von den Farbtheorien des Bauhaus, wird der Einsatz von Farbe zu seinem zentralen Stilmittel.
1978 begann Sternfeld seine Reise durch die USA in einem VW-Bus (ähnlich wie Shore, fokussiert.com: Die Geschichte vom roten Bulli), um sich der sozialen Topografie seines Landes zu vergewissern, wie das Folkwang-Museum Essen mitteilt. Auf dieser Odyssee entstand die Serie „American Prospects“, für die er 1987 internationale Anerkennung erhielt. Die handliche Kleinbildkamera, die er für seine frühen Serien „Rockaway Beach“, „Street Works“ und „New Jersey Malls“ in der Tradition des unauffälligen Beobachters einsetzte, wurde für dieses Projekt gegen eine 8×10 inch Großformatkamera eingetauscht.
In dem folgenden Projekt „Stranger Passing“ (1987 – 2000) konzentriert sich sein Blick auf die Menschen. Dabei entstand ein Gesellschaftsporträt, das an die Darstellung der Deutschen aus den Zwanzigerjahren von August Sander erinnert. Die Serie „On This Site“ (1993–1996) zeigt Orte, die auf den ersten Blick nichts Auffälliges mitteilen. Erst der begleitende Text klärt darüber auf, dass es sich um Tatorte von Verbrechen handelt. In „Sweet Earth – Experimental Utopias in America“ (1993 – 2005) setzt Sternfeld sich mit gesellschaftlichen Utopien auseinander.
Die amerikanische Landschaft und ihre typischen Orte sind für die Arbeiten Sternfelds sehr wesentlich. In „Walking the High Line“ (2000 – 2001) fotografierte Sternfeld eine stillgelegten Bahnstrecke mitten in New York, die sich die Natur ihr Refugium zurückerobert hat. „Oxbow Archive“ (2005 – 2007) ist eine fotografische Langzeitbeobachtung der East Meadows, Northampton und zeigt die Einzigartigkeit der Jahreszeiten sowie die Auswirkungen des menschlichen Eingreifens in die Natur. Das globale Thema Klimaveränderung ist Bezugspunkt der beiden Projektionen „Treading on Kings“ (2001) und „When it changed“ (2005) zu den Protesten beim G8-Gipfel in Genua und der Klimakonferenz in Montreal.
Joel Sternfeld, Jahrgang 1944, lebt und arbeitet in New York. Seit 1985 unterrichtet er Fotografie am Sarah Lawrence College, Bronxville, New York, vorher lehrte er unter anderem in Yale. Seit Beginn seiner fotografischen Arbeit ist das Buch für Joel Sternfeld die wichtige Präsentationsform. In den letzten zwanzig Jahren entstanden elf Fotobände zu seinen Projekten.
Begleitend zur Ausstellung in Essen erscheint voraussichtlich im September unter dem Titel [amazon 3869303824]Joel Sternfeld – First Pictures[/amazon] ein Buch zu seinen frühen, bislang nicht veröffentlichten Arbeiten in der Edition Folkwang / Steidl. Erhältlich sind zum Beispiel [amazon 1891024779]American Prospects[/amazon], [amazon 3865217869]Oxbow Archive[/amazon] oder [amazon 3865219160]iDubai[/amazon]. Im letzten Band zeigt Sternfeld Fotos aus einem unwirklich erscheinenden Wüstenstaat, fotografiert mit dem iPhone.
Joel Sternfeld – Farbfotografien seit 1970
Bis 23. Oktober
Museum Folkwang, Essen, Museumsplatz 1, D-45128 Essen
+49 (0) 201 8845 444, info@museum-folkwang.essen.de
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr, Freitag bis 22.30 Uhr, Montag geschlossen
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