John Schuetz: Schätze aus Diaschnipseln

Was dem Einen nur Abfall ist, ist dem Andern ein Schatz – und aus solchen Schätzen, nämlich Diaschnipseln, setzt John Schuetz seine Fotomontagen zusammen.

John Schuetz, „BURMASHOT 2", 2004, C-Print, 130 x 166,8 cm - © John Schuetz, courtesy Galerie IDA ILLUSTER

Die „Versatzstücke“, so auch der Titel seiner aktuellen Ausstellung, entstehen aus Filmschnipseln, dem Diamaterial, das John Schuetz selbst fotografiert oder im Labor belichtet.

Kürzlich haben wir über Heinz Hajek-Halke, den Alchimisten und seine Lichtgrafiken berichtet. John Schuetz ist zwei Generationen jünger und seine Arbeiten sind zeitgenössisch. Anfang und Blüte der Fotomontage in den Zwanzigerjahren hat der Amerikaner, der seit vierzig Jahren in Berlin lebt, nicht selbst erlebt – im Gegensatz zu Heinz Hajek-Halke. Aber er schließt daran an. John Schuetz schneidet mit Schere und Skalpell Formen aus seinem Diamaterial. Diese Schnipsel, die Versatzstücke, werden auf einer handgroßen Glasplatte zu einem neuen Bild zusammengesetzt, von dem dann ein Fotoabzug gemacht wird.

John Schuetz, „LYD 26“, 2001-2010, C-Print, 56 x 42 cm - © John Schuetz, courtesy Galerie IDA ILLUSTER

In der aktuellen Berliner Ausstellung „Versatzstücke“ sind drei Serien von John Schuetz zu sehen. „One man’s junk is another man’s treasure“ ist die Kernaussage der Serie „Leash your Dog“ (leine deinen Hund an), entstanden 2001 bis 2011. Gezeigt wird ein Konglomerat neben und übereinander montierter, meist billiger Gegenstände. Der auf einer Tafel stehende Ausdruck „Leash your dog“ dient als Analogie für die Verbindungen des Menschen mit seinen materiellen Gütern. Darunter setzt John Schuetz auch die Tiere, zu denen die Leine die Beziehung setzt, nach Bedarf überall mitzunehmen. John Schuetz integriert in diesem Bildzyklus den roten Balken des Montagestreifens, der die einzelnen Versatzstücke an ihrem Platz fixiert. Dadurch dokumentiert und kommentiert er seinen Arbeitsprozess und lässt eine weitere Bildebene entstehen.

John Schuetz, „LYD TRIP“ (Detail), 2010-2011, C-Print, 59,4 x 42 cm - © John Schuetz, courtesy Galerie IDA ILLUSTER

Die Serie „Burmashot“ (2004) greift auf Bildmotive aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Schuetz zeigt sich fasziniert von dem britischen Fotografen Linnaeus Tripe, der 1855 Burma für die westliche Welt in Bilder fasste, und meint, ihn auf einem zufällig gefundenen historischen Foto zu erkennen. In diesen Arbeiten wird John Schuetz‘ Blick auf verschiedene Ebenen deutlich: die damaligen und heutigen Zusammenhänge der Kolonialisierung und deren interkulturellen Bezüge.

Als eine Hommage an den Thonet-Stuhl, seine Herstellung und das Material Holz ist die Serie „Bentwood“ (1996) zu verstehen. In Licht und Schatten fangen sich die vielfältigen Formen der Stühle. Zuweilen verweist kühles metallenes Licht auf eine weitere Art gebogener Möbel, die Stahlrohrmöbel der Bauhaus-Zeit.

John Schuetz, „LYD 14“, 2001-2010, C-Print, 56 x 42 cm - © John Schuetz, courtesy Galerie IDA ILLUSTER

John Schuetz, geboren 1944 in Hartford, Connecticut, USA, hat Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften, freie Kunst sowie Bildhauerei studiert. 1971 übersiedelte er nach Berlin und begann dort mit Fotografie zu arbeiten. Mehr über ihn und ein paar weitere Bilder finden wir auf der Lumas-Seite zu John Schuetz.

John Schuetz – Versatzstücke
Bis 15. Dezember
Galerie Ida Illuster, Sophienstraße 32, D-10178 Berlin
+49 (0)30-27592166, welcome@idailluster.net
Mittwoch und Samstag 11 – 18 Uhr, Donnerstag und Freitag 12 – 20 Uhr

Galerie Ida Illuster

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert