JPG-Bildformate: Nachfolger „JPG XR“ kann mehr

Weg mit JPG – jetzt kommt JPG XR. Es wird Zeit, dass das Bildformat JPG im Datenmülleimer verschwindet. Das neue Format JPG XR verbessert die technische Qualität der Bilddateien enorm. Plugins für Photoshop sind seit dem 6. Dezember erhältlich – für Windows und für Mac OS X.

Photoshop-Bildschirm mit dem neuen JPG XR-Plugin

Die Joint Photographic Expert’s Group (JPEG) ist ein exklusiver Experten-Zirkel: Sie definiert die technischen Standards für das JPG-Dateiformat und die ganze Welt richtet sich danach.

Nach ihrer jährlichen Tagung im November 2007 im japanischen Kobe veröffentlichte die JPEG-Group einer ihrer üblichen dürren, technik-gespickten Pressemitteilungen, die denen des chinesischen Politbüros nur wenig nachstehen.

Doch dieses Mal geschah eine kleine Sensation: Die JPEG-Group erkannte den JPG-Nachfolger unter dem Namen JPG XR als neuen Standard an. „XR“ steht für „Extended Range“ und bezeichnet die erweiterte technische Qualität.

Warum ist das für alle Fotografen so wichtig? Mit diesen offiziellen Weihen wird JPG XR zum neuen Industriestandard aufsteigen. Das heißt: Die Kamerahersteller werden umstellen – neue Modelle sowieso, die älteren so weit möglich über aktualisierte Firmwares. Weil Microsoft hinter der Entwicklung dieses neuen Dateiformats steht, wird die Umstellung noch weiteren Nachdruck bekommen.

Dem Format JPEG 2000 ist das bislang nicht gelungen. Dieses Format wurde von der JPEG-Group schon vor einigen Jahren als Nachfolger für JPG bestimmt. Weit verbreitet hat es sich nicht. Microsofts ursprünglich „HD Photo-Format“ genannte neue Entwicklung könnte das schaffen, auch weil sie unter der Regie der JPEG-Group nun offener Standard für alle Entwickler und die Industrie geworden ist.

Zeit wird’s. Das alte JPG-Format hat einen viel zu kleinen Farbraum und ist durch sein Kompressionsverfahren derart verlustbehaftet, dass qualitätsbewusste Fotografen lieber mit dem RAW-Format arbeiten.

Das neue JPG XR stellt hier einen wesentlichen Fortschritt dar – und bringt den Vorteil größerer Speicherkapazitäten wegen kleinerer Dateigrößen zurück.

Was ändert sich mit JPG XR?

Ein neues Pixelformat soll eine höhere Bildqualität eröffnen, sagt Bill Crow, HD-Photo-Entwickler bei Microsoft. Das neue Kompressionsverfahren sei deutlich besser und habe trotzdem geringere Dateigrößen als das bisherige Format. Mit 32 Bit pro Kanal erweitert JPG XR zudem die Farbräume ganz enorm (JPG hat bisher acht Bit pro Farbkanal). Bessere Auflösungen und feinere Detailwiedergaben sind zu erwarten. In seinem Blog erläutert Bill Crow ausführlich die Vorzüge des neuen Formats.

Da die Plugins in den Versionen 1.0 nun erhältlich sind, können die Experimente mit dem neuen Standard beginnen. Es wird einen neuen Vergleich mit der Bild-Entwicklung aus RAW-Dateien geben müssen.

Neue Kameras mit JPG XR gibt’s wohl noch nicht. Wer seine alten JPGs in neue XR umwandelt, gewinnt aber jetzt schon: JPGs alten Standards verlieren allein schon durch Öffnen und erneutem Speichern an technischer Qualität – wegen der verlustreichen Kompressionsberechnungen.

HD Photo-PlugIn / JPG XR für Windows

HD Photo-PlugIn / JPG XR für Mac OS X

Bill Crows Blog: Technische Features von JPG XR – Über die neuen Plugins

3 Kommentare
  1. Uli Eberhardt
    Uli Eberhardt sagte:

    Martin: Das ist richtig, was Du sagst. Aber wer Bilder für größere FineArt-Drucke bearbeitet, kommt mit JPGs ganz schnell an (sichtbare) Qualiätsgrenzen. Wie oft habe ich mir gewünscht, ich hätte RAW-Dateien als Grundlage. JPG XR kann da nur besser sein.

    Noch ein Hinweis: Die Plug-Ins liegen bisher nur in englischer Sprache vor und erkennen die deutschen Programmversionen nicht. Auf dem Mac müssen im Photoshop-Verzeichnis manuell die Ordner Plug-Ins/File Formats angelegt werden. Dann funktioniert das Installationsprogramm, die Plugin-Datei wird angelegt und muss dann in die deutschen Ordner Zusatzmodule/Dateiformat kopiert werden.
    Wer kann uns mitteilen, wie die englischsprachigen Verzeichnisse unter Windows heißen?

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  2. Alexander Cyliax
    Alexander Cyliax sagte:

    Ich finde es ziemlich schade, dass JPEG2000 so Prozessorhungrig ist und sich sicherlich aus deshalb nicht wirklich in Endgeräten wie Kameras oder Handys durchsetzen konnte. Alleine meine iPhoto und Aperture Bibliotheken auf eine geringere Größte zu schrumpfen wäre für mich als (nur) Notebook-User wirklich von Voteil! Mal sehen was das neue Format kann, denn in RAW fotografiere ich bisher nur sehr selten.

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  3. Martin
    Martin sagte:

    Microsoft will einen neuen Standard setzen, natürlich ganz ohne Hintergedanken und nur zu unser aller Nutzen!

    Bessere Bildqualtiät bei um 50% reduziertem Speicherplatz, das hört sich erstmal gut an.
    Der Vorteil bei der Datenübertragung ist eindeutig, ebenso bei der Datensicherung.

    Aber bei der Bildqualität sehe ich mögliche Vorteile bestenfalls bei Consumer-Kameras, die Bilder in der Kamera verarbeiten und als JPEG speichern.

    Allerdings: 99% der Nutzer von Consumer-Kameras nutzen nicht einmal annähernd die Leistungsfähigkeit der JPG’s aus ihrer Kamera wirklich aus.

    Wenn die Bilder die Kamera überhaupt verlassen, dann werden sie in Bildschirmansicht angeschaut oder als 10/15 Abzug von Drogeriemarkt.
    Und damit ist wirklich KEINE Kamera überfordert.

    Bei aus RAW-Dateien erzeugten JPEG’s für die Druckvorstufe, spielen Qualitätsprobleme wie Artefakte, Tonwertabrisse oder Farbtiefe keine Rolle.
    Man kann sogar davon ausgehen, dass in der Nachrichten- und Sportfotografie überwiegend direkt in JPG fotografiert wird, und das mit Ergebnissen, die in keinem Druckverfahren mehr zu toppen sind.

    Ungezählte proprietäre RAW-Formate, bisher noch kein DNG-Standard und jetzt noch ein zweites JPEG-Format?

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