Konzeptfoto: Feuer und Eis

Feuer und Eis – ein Widerspruch? Nicht auf diesem Foto. Mit einer guten Idee fängt die (Studio-) Arbeit an einem Foto aber erst an.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Friedrich Fuchshuber).

Kommentar des Fotografen:

Wasser und Eis. Habe das Buch vier Augen gelesen. Erzählt Geschichte Formal Emotion kalt Mein Stiel: Auch schwierige Situationen (fallender Tropfen) erwischen.

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von Friedrich Fuchshuber:

So ein Foto ist nicht ganz einfach. Feuer und Eis verhalten sich auf einem Foto ja meist wie – nun ja: Feuer und Eis. Was sonst als sinnbildliche Redewendung gemeint ist, findet in diesem Foto seine wörtliche Entsprechung.

Die Flamme eines Teelichts bringt zwei Eiswürfel zum Schmelzen. Damit aber noch nicht genug:

Der aus der Schmelze resultierende Tropfen scheint direkt auf den Docht fallen zu wollen, um damit seinen Konkurrenten auszulöschen – wieder im Wortsinn gemeint.

Das Motiv fesselt deswegen fast automatisch.

Das heißt jedoch nicht, dass andere Bildkriterien, wie Komposition oder technische Umsetzung, ignoriert werden könnten. An beiden Punkten gäbe es noch etwas zu verbessern. Fangen wir von oben an und arbeiten uns – gemeinsam mit dem fallenden Tropfen – nach unten:

Die Eiswürfel sehen leicht gelblich aus, was vermutlich durch einen nicht ganz gelungenen Weißabgleich entstanden ist. Hier hätte die RAW-Datei (vorausgesetzt, die Fotografie wurde als RAW und nicht direkt als JPG-Datei aufgenommen) besser bearbeitet werden können.

Wenn die Eiswürfel einen Tick bläulicher wären, würden sie damit auch kühler wirken. Auch hätte bei der Form der Eiswürfel noch experimentiert werden können. Zum einen wäre der Versuch gut gewesen, einen Eiswürfel in Form eines (Eis-) Bergs einzufrieren oder zu formen oder gleich eine Figur (beispielsweise einen Schneemann oder ein Herz) zu nehmen. [amazon B0019ZFBIG]Fertige Eiswürfel-Formen[/amazon] gibt es im Handel zuhauf.

Am Tropfen gibt es nichts auszusetzen. Der Hintergrund hätte jedoch noch per Hand etwas stärker abgedunkelt werden können, vor allem rechts fällt noch Streulicht auf den schwarzen Hintergrund-Stoff.

Das lieblos hingestellte Teelicht hingegen hätte deutlich mehr Beachtung verdient. Zum einen „fusselt“ es links aus, außerdem hat es Dellen und ist ungleichmäßig mit Wachs gefüllt. Da Teelichter in der Regel in großen Packungen verkauft werden, hätte man dem Fotografen zumuten können, etwas länger im Beutel zu suchen. Auch der Docht hätte stärker aufgerichtet werden können, damit die Flamme mehr in Richtung Eis streben kann.

Störend ist auch der Lichtreflex auf dem Metall des Teelichts. Hier hätte eine seitlichere Positionierung des Blitzes Abhilfe geschaffen. Noch schöner hätte es aber ausgesehen, wenn der Fotograf gleich eine schöne Kerze statt eines schnöden Teelichts benutzt hätte. Damit wären alle Kritikpunkte am Teelicht mit einem Schlag behoben gewesen.

Insgesamt eine gute Idee, die technisch gut umgesetzt wurde, der aber etwas Zeit zum Feinschliff fehlte.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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4 Kommentare
  1. Rafael
    Rafael sagte:

    Im Wesentlichen schließe ich mich der Bildkritik an. Der Tropfen sieht mir fast nach Alleskleber aus – wird, wie ich kürzlich erfahren durfte, gern als Wassertropfen-Ersatz bemüht. Aber das mag täuschen.

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  2. Swonkie
    Swonkie sagte:

    Da es hier eindeutig um ein Konzeptbild geht, finde ich es seltsam, derart detailliert auf ästhetische Punkte einzugehen.

    Ich muss leider sagen, dass ich die Idee unoriginell und klischeehaft finde. Damit hat sichs auch schon erledigt, alle gestalterischen Punkte sind doch damit irrelevant. Um ein besseres Bild zu machen muss man am Konzept selber arbeiten.

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  3. Christian Gruber
    Christian Gruber sagte:

    Irgendwie wirkt das Bild wie eine Fotomontage. Oben der klare Tropfen, unten die verlöschende schwache Flamme.
    Ich vermute mal, das das nicht der erste fallende Wassertropfen ist, wobei der grundsätzlich stark aussieht. Die Flamme geht im Bild im wahrsten Sinne des Wortes dagegen ja unter.
    Besser würde sicher eine andere Flammenquelle wirken. Warum du f22 und ein Telebrennweite von 105mm verwendest verschließt sich mir auch. Mit einer Weitwinkelposition könntest du das flüssige Wachs und die Unterseite der Eiswürfel zeigen. Iso eventuell auf 400 rauf und verzicht auf den Blitz, vielleicht lässt sich die Flamme ja im Wassertropfen reflektieren.

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