Landschaftsfoto: Das Dumme mit dem Dunst

Nebel und Dunst können als Weichzeichner und Filter wirken, was bei Landschaftsaufnahmen Tiefe ins Bild bringen kann. Sie wirken sich aber auch auf Farben aus.

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Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Peter Künzler).

Kommentar des Fotografen:

In den Voralpen bei leicht nebligem Wetter auf der Suche nach einer Abfolge von Landschaftskulissen bis an den Horizont. Angestrebt waren nicht Silhouetten bei Gegenlicht. Mit dem seitlich einfallende Abendlicht zeigte sich sich die erwünschte Farbigkeit. Nach längerem Suchen fand sich schliesslich mit dem Blick in ein kleines Seitental eine Situation, die mich ansprach.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Peter Künzler:

Obwohl ich schon seit Jahren nicht mehr wirklich in den Bergen war, möchte ich, seitdem ich Dein Bild gesehen habe, unbedingt mal wieder wandern gehen. Diese Majestät, diese Weite hatte ich fast vergessen, bis sie Dein Foto in Erinnerung brachte.

Das war auch der Grund, warum ich es mir herausgesucht habe – und mit ein bischen Feilen kann man hier ohne großen Aufwand noch das Tüpfelchen aufs „I“ bringen. Daß Du eine Hochformataufnahme für eine Landschaft gewählt hast, die sonst oft im Querformat dargestellt wird, stört mich nicht im geringsten:

Im Gegenteil, die Art, wie die Linien im Bild verlaufen wäre sonst weit weniger dramatisch und es wäre meines Erachtens keine so effektvolle Darstellung.

Ein bisschen heftig, aber das zu Demonstrationszwecken.

Was mich allerdings stört, sind die blassen Farben, wo doch ein Foto wie dieses durch Kontraste und Farben erst zum Leben erwacht. Zum Verhängis wurde Dir hier derselbe Dunst, der Dich ja erst zur Aufnahme bewogen hat. Er bringt die Tiefe ins Bild, schafft erst die verschiedenen Ebenen, durch die es wirkt – und läßt gleichzeitig die Farben, die Dich Deiner Aussage nach so fasziniert haben, verblassen. Das Rot und Orange der Laubbäume, das in der bläulichen Luft hier kräftig leuchten könnte, schwächelt zwischen den Hügeln, und das Gelb-Grüne der Wiesen, die den Raum zwischen den dunklen Tannen ausfüllen und ein visuelles Kontinuum von vorne nach hinten bilden und so das Auge des Betrachters leiten, ist ebenfalls etwas blutleer. Und da ist auch noch der blasse Himmel…

Das hätte in der Nachbearbeitung ohne großen Aufwand korrigiert werden können, wie Du an meinem Beispiel siehst. Ich habe mehr draufgepackt, als ich normalerweise nachbearbeite, damit der Unterschied wirklich deutlich wird. Wie sehr Du daran „drehst“, bleibt natürlich Dir überlassen, aber um diese Berglandschaft wirklich so aussehen zu lassen, wie ich das als Betrachter erwartet hätte, bedarf es nicht sehr viel.

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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8 Kommentare
  1. Peter Künzler
    Peter Künzler sagte:

    Bei der durch deine Kritik ausgelösten Neubearbeitung bin ich, wie ja auch vorgeschlagen, deutlich weniger weit gegangen wie im Beispielbild. Und das übermässige Blau wurde ich nachträglich tatsächlich recht gut los.

    Als Bonus erhielt zudem die Baumgruppe rechts unten eine im unbearbeiteten Bild wenig sichtbare dunkelrote Farbe. Auf Hinweis von Markus hellte ich diese noch etwas zusätzlich auf. So entsteht ein zusätzlicher Farbakzent statt ein schwarzer „Klotz“. Auch dieser Hinweis sei also bestens verdankt.

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  2. Markus
    Markus sagte:

    Ich kann Sofies Kritik an den Farben nicht nachvollziehen. Die pastellhafte Leichtigkeit, die feinen Übergänge und Schichtungen sind es doch gerade, welche das Zauberhafte solcher Dunstbilder ausmachen. Vielmehr stört meines Erachtens die dunkle Baumgruppe unten rechts, die wie ein „Klotz am Bein“ die sphärische Stimmung runterzieht. Durch einen entsprechenden Beschnitt würde allerdings auch die wunderschöne Diagonale links davon verlorengehen.

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Meiner Meinung nach gibt es einen Unterschied zwischen Bildern, in denen der Nebel/Dunst alles so in Szene setzt (hier schon mehrmals auf fokussiert besprochen), daß es tatsächlich als Weichzeichner alles verändert, und Fotos wie diesem, wo er zwar Kontrast gibt, aber auch die Farben verblassen läßt. Und deshalb stehe ich weiterhin zu dem Geschriebenen. Wo DU für Dich die Grenze setzt, bleibt natürlich DIR überlassen. :)

      Die Stelle vorne rechts fiel mir auch auf, doch wurde sie durch die Farbkorrektur zu einem Teil des „Rahmens“ und war daher für mich nicht mehr störend wie im Original.

  3. Peter Künzler
    Peter Künzler sagte:

    Ich hatte das ursprüngliche Bild bereits ein wenig in diese Richtung bearbeitet. Mir ist aber hintendrein gesehen wohl der Mut auf halber Strecke ausgegangen: Das Bild wurde mir zu blau. Beim durch die Kritik ermutigtem Weiterdrehen an der Farbdynamik fanden die Farben ein neues Gleichgewicht, das auch mir besser gefällt.

    Merci für die Kritik!

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