Landschaftsfoto: Mehr Farbe

Landschaftsfotos leben unter anderem durch Farbspiel. Wenn dieses fehlt, ist das dem Bild abträglich.

[textad]

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Matthias Ihmig).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild wurde auf einer Hikingtour um den Mt.Kailash in Tibet im Sommer aufgenommen. Ich habe versucht, die meditative und gleichzeitig auch etwas bedrohliche Stimmung des Bergkessels einzufangen, bin mir aber nicht sicher, ob das (v.a. für Außenstehende) auch geklappt hat.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Matthias Ihmig:

Wir hatten eine Zeitlang den National Geographic abonniert, und obwohl ich gerne lese, habe ich ihn immer nur der tollen Fotos wegen durchgeblättert. Insbesondere die Landschaftsaufnahmen sind atemberaubend, und da ich an die Orte, die dort gezeigt werden, größtenteils nie kommen werde, muß ich mich eben mit den Fotos begnügen.

Gute Landschaftaufnahmen geben nicht nur wieder, wie es irgendwo aussieht – sie vermitteln dem Betrachter auch das, was den Ort „ausmacht“. Die Stimmung, was man fühlt, wenn man dort ist. Und da selten Bilder so verwendet werden können, wie sie aus der Kamera kommen, polieren auch Profis oft noch nach. Das muß nicht exzessiv sein, denn wenn man an einem Bild zu sehr „drehen“ muß, ist das meistens ein guter Anhaltspunkt dafür, daß mit der Aufnahme selbst etwas fundamental nicht stimmt.

Dein Bild gefällt mir insgesamt sehr gut, wenn ich auch keine Anzeichen von Nachbearbeitung erkennen kann. Die Gestalten vorne rechts vermitteln, wie gewaltig die Berge um sie herum eigentlich sind. Auch wie es ansonsten komponiert wurde, finde ich ansprechend. Warum allerdings die Farben im Foto so blaß gelassen wurden, ist mir unverständlich. Mit ein paar Mausklicks hätte aus diesem Schnappschuß etwas werden können, was einem regelrecht ins Auge springt:

Ich habe hier lediglich den Kontrast und die Farben verstärkt, die im Bild bereits angelegt waren. Es wirkt immer noch natürlich, aber jetzt sieht der Betrachter, was DU gesehen hast, was DICH an dieser Landschaft so beindruckt, so fasziniert hat.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.

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17 Kommentare
  1. webline
    webline sagte:

    tja – da ist die Bearbeitung aber schwer in die Hose gegangen. Das Original hat eine viel schönere Stimmung – die bearbeitete Version ist fleckig, platt, langweilig und nicht wirklich professionell zu nennen.
    Die Zeichnung in den Wolken ist fast weg und auf der rechten Seite säuft das Bild fast völlig ab. Das hat nichts mit einer Frage des Geschmacks zu tun – das ist einfach schlecht gemacht worden. Mit ein wenig mehr Mühe hätte man durchaus den Kontrast anziehen können ohne das Bild zu zerstören. Man hätte hier selektiv nachbearbeiten müssen – so geht es aber wirklich nicht.

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  2. kappekarle
    kappekarle sagte:

    viel kontrast = viel schön?! finde die überarbeitung von frau dittman ganz furchtbar, um es ganz einfach auszudrücken. wie schon angemerkt wurde, ist der teil unten rechts in der überarbeitung viel zu dunkel. das gefühl für die weite des raumes geht verloren, die personen vorne werden erst bei genauem hinschauen erkannt.
    ich finde die original-version am besten (auch besser als deine eigenen überarbeitungen). sie lösen auf mich einen meditativen sog aus, durch das weiche, runde ineinander überfließende, das der niedrige kontast bewirkt. genau das also, was du auch erreichen wolltest…die knallige computerspiel-ästhetik in der überarbeiteten version schreckt mich ab und lädt überhaupt nicht zu einem kontemplativen verweilen ein.

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  3. Wini
    Wini sagte:

    Wirklich interessant Eure Kommentare zu diesem Bild zu verfolgen.
    Wie erwähnt wurde ist es Geschmacksache wie stark Kontraste und Sättigung eingesetzt werden. Für mich ist immer das der Gradmesser was ich vor Ort erlebt, und wie mich die Szene berührt hat. und das versuch ich nachzubearbeiten, da die Kamera nur ablichtet aber keine Emotionen einfängt. Der Himmel hat für mich immer grosse Priorität. Ausgefressenen Wolken machen nur Sinn wenn das Licht auch gleissend war. aber in Deinem Falle muss unbedingt die Zeichnung erhalten werden.
    Eine Farbsättigung und partielles Maskieren mit dem Kontrast im Himmel würde absolut reichen. Eventuell einzelne Farben noch ausarbeiten die ja vorhanden sind.

    Mit Lightroom oder Aperture Eigentlich eine kurze Sache ohne die Bilddatei zu strapazieren.

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  4. Volker
    Volker sagte:

    Ich habe auch oft das Problem, nicht wirlich zu wissen wie ich mit dem Farbregler/Kontrastregler umgehen soll.

    Zum einen mag ich kräftige Farben, andererseits denke ich oft, dass die Farben in der Natur, sprich Realität, nicht so stark sind.

    Ich finde Naturaufnahmen sollten schon real wirken und nicht gekünstelt. Da die richtige Einstellung zu finden erfordert, schon ein gewisses Händchen.

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Übung. Und wie schon anderweitig bemerkt, Du kannst Deine Fotos nachbearbeiten, wie Du willst. Wir entscheiden dann, ob wir sie so schön finden, und die Antwort kann für jeden von uns vollkommen anders ausfallen.

      Ich bastle manchmal noch an Fotos herum, die schon vor Jahren „fertig“ waren, einfach weil ich sie jetzt anders sehe…

  5. Matthias
    Matthias sagte:

    Vielen Dank für die Rückmeldungen!

    Ich habe mich daraufhin nochmal an die Überarbeitung gemacht, und versucht, die Farben und Kontraste (auch der Wolken) etwas mehr hervorzuheben, ohne dass die Flächen zu dunkel werden, indem ich die Mitten u. Lichter (ca. 40%-100%) um ca. 20% heller gemacht habe.

    Allerdings hatte ich mit dem Grün Schwierigkeiten.
    In Variante 1 habe ich den dunklen Bereich (0..25%) weiter verdunkelt zur Kontrasterhöhung, dabei sind aber dann die Grüntüne recht dunkel geworden.

    Ohne Kontrasterhöhung wirkt das Bild recht aber hell und ist fast schon wieder blass (Variante 2).

    Gibt einen Trick, herauszufinden, welche Variante „besser“ ist?
    Gibt es einen Favoriten?

    Update: jetzt habe ich gerade den Kommentar zu den Farbprofilen gelesen. Damit ist wohl der Vergleich zwischen Var.1 u. Var.2 hinfällig :-)

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Ich habe es mir grade angeschaut, sieht VIEL ausdrucksstärker aus. Was Uwe kritisiert ist, daß man nicht über Farben streiten kann, weil jeder die auf seinem Monitor anders sieht. Und da hat er vollkommen recht.

      Du kannst also letztlich nur entscheiden, ob es „stimmt“, wenn Du das Bild ausdruckst. Und selbst da gibt es von Drucker zu Drucker enorme Unterschiede, weil u.a. andere Tinte verwendet wird. Ich habe einen Epson, der an sich super Bilder druckt. Wenn ich das selbe Bild von einem kommerziellen Drucker reproduzieren lasse, kommen andere Farben dabei heraus.

      Unterm Strich ist das aber für mich in einem Fall wie diesem irgendwo egal. Ich habe ja nicht gesagt, das Grün sollte um 15% verstärkt werden – ich sagte, das Bild war zu blaß.

  6. Uwe S
    Uwe S sagte:

    Editieren
    In diesem Blog über Farben zu streiten ist leider müßig! Das liegt daran, dass hier den Bildern kein Farbprofil mitgegeben wird.

    Ohne eingebettetes Farbprofil erfolgt die Darstellung bei allen Webbrowsern im Farbraum des Monitors, also bei Laptops eher blass, bei Wide-Gamut Monitoren eher knallbunt.

    Da hilft es auch nichts seinen Monitor zu profilieren, denn ohne Farbprofil gibt es kein Farbmanagement.

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Ja, da hast Du Recht. Ich habe einen kalibrierten Bildschirm, der allerdings das ganz gut wiedergibt, was der Drucker ausspucken würde. Auf dem Laptop war das Foto heller und blasser. Mein Punkt ist und bleibt aber trotzdem der gleiche.

    • Uwe S.
      Uwe S. sagte:

      Mag sein, dass der Gamut deines Monitors sRGB entspricht und Abweichungen zum Druck in deinem Fall zufällig nicht auffallen.

      Ich bleibe bei meiner Kritik: Fotos können auf fokussiert.com von üblichen Browsern prinzipiell nicht farbverbindlich wiedergegeben werden, weil sie keine eingebetteten Farbprofile haben.

      Die erste Fehlerquelle: Fehlende Profile bei unterschiedlichen Bildschirm-Gamuts. Bitte beachte besonders die Erläuterungen zu Test 3 auf der Seite Farb-Testbilder für Browser von Andreas Beitinger.

      Die zweite mögliche Fehlerquelle: Ein ursprünglich mit AdobeRGB Profil angelegtes Bild wird durch Weglassen des eingebetteten Profils vom Browser als sRGB interpretiert und erscheint daher zu blass. Das demonstriert die Seite Test Images von Jeffrey Friedl.

    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Ich stimme Dir ja auch voll zu. Deshalb werde ich aber „fehlende Nachbearbeitung“ als Kritikpunkt nicht aufgeben. :) Ich habe zwei Bildschirme, es war auf beiden zu blaß, und für die meisten Leute sind Änderungen im Farbprofil so subtil, daß sie sie nur erkennen würden, wenn man sie ihnen Seite an Seite buchstäblich ins Gesicht reibt. :)

  7. Jochen Zeiler
    Jochen Zeiler sagte:

    Das Foto gefällt mir sehr gut, die Landschaft ist atemberaubend – aber auch gekonnt eingefangen. Auch ich bin der Meinung, dass ein bisschen Nachbearbeitung die Bildwirkung noch verstärken könnte.

    Mit der Nachbearbeitung von Frau Dittmann kann ich mich aber nicht anfreunden. Zu große Flächen wurden totbearbeitet, so kommt es beispielsweise am rechten Rand zu einer viel zu dunklen, unansehnlichen Fläche. Das ganze Becken ist meines Erachtens zu dunkel, wodurch der Blick auf den (nun ausgebrannten) Himmel und den kleinen Teil der noch akzeptabel belichteten Berge gelenkt wird und damit weg vom Highlight des Bildes, dem tiefen Talkessel mit den ihn umfassenden majestätischen Bergen.

    Ich denke auch, dass die vielfältigen Farben, die das Ursprungsbild liefern, im bearbeiteten Bild nach wie vor erkennbar sein sollten (z.B auch das weiche grün) und nicht auf Kosten der immer wieder auf allen Fotoseiten knallorange-roten Farbtönung aufgegeben werden sollten. Vielleicht entstanden diese Verfärbungen auch wegen der Ihnen vorliegenden verkleinerten Bilddatei… Eine solche Bearbeitung führt meines Erachtens nicht zu einer Aufwertung des Bildes.

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    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Ich habe mir zugegebenermaßen nicht die Mühe gemacht, in PS durch Lagen einzelne Flächen wieder zurückzuholen. Der Punkt hier ist allerdings auch, daß da Farben im Foto angelegt sind, die man recht einfach an die Oberfläche holen kann. Wie man danach weiter verfährt, ist jedem selbst überlassen. Ich bleibe ebenfalls dabei, das Bild ist zu blaß.

  8. Matthias
    Matthias sagte:

    Vielen Dank für das Feedback zum Bild!

    Der Grund für die blassen Farben war die Unsicherheit, wieviel Kontrast noch gut, und was zuviel ist.
    Im Vergleich zum Original (das aufgrund des Wetter noch blasser war) kam mir die Korrektur schon rel. stark vor.

    Der Hinweis speziell auf die Farbspiele von Landschaftsfotos zu achten ist sehr hilfreich. Bei der Bearbeitung hatte ich vermutlich mehr den Vergleich mit dem „Original“ im Auge als eine „Ziel“-Vorstellung.

    Ist der Kontrast zwischen den Wolken u. der (rechten) Bergkette noch in Ordnung oder schon zu stark?
    Das (und der starke Unterschied in der Darstellung zwischen Laptop und externem Monitor) hatte mich auch etwas vor weiterer Kontrasterhöhung zurückgehalten.

    Die editierte Version hat es anscheinend in der Tat nicht online geschafft. Bin schon gespannt auf die bearbeitete Variante.

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Doch, meine editierte Version sollte jetzt sichtbar sein.

      Wann was zuviel ist, entscheidest letztlich DU. Wir Betrachter entscheiden dann, ob wir’s schön finden. :) Ich persönlich zum Beispiel bevorzuge kontrastreiche Fotos, insbesondere in S/W, so im Stil der Leicaaufnahmen etwa eines Cartier-Bresson. Andere mögen weichere Bilder. DAS ist dann Geschmackssache. Aus Deinen Fotos solltest Du aber immer das herausholen, was in ihnen bereits angelegt ist. Sie einfach aus der Kamera heraus hochzuladen ist meist zu wenig.

    • Matthias
      Matthias sagte:

      Ja, ist inzwischen sichtbar, danke!
      Was mir an Sofies kontrastreicher Version gefällt, ist die Dramatik, die durch die hohen Kontraste entsteht, gerade rechts durch den Flusslauf im Gegensatz zu den (jetzt) dunkleren Bergen.

      Also nehme ich mit: „wieviel“ Dramatik gut ist, ist Geschmacks- bzw. Intentionssache.
      ..und Sache der Profile der Ausbelichtungsfirma, so dass die Strukturen nicht in dunklen Flächen verschwinden :-)

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