Leserbilder in der Profi-Kritik: Glanz und Kraft verschenkt

Aus Fehlern kann man lernen – und dieses Bild bietet viel Lernstoff.

Rainer Kradi
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Rainer Kradi). – Sony Cybershot

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Rainer Kradi:

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich zu diesem Foto eine Kritik schreiben soll. Es ist alles andere als bemerkenswert. In der Tat ist es überfrachtet mit Ablenkungen und hat weder Dramatik, Humor oder Spannung, noch ist ein flüchtiger, historischer Moment dargestellt. Es ist wahrscheinlich für niemanden von Interesse, ausgenommen Autofanatikern und vielleicht Fotokritikern. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar interessante Dinge:

Wir können sie hier analysieren und von lernen, warum dieses Foto in sich unstimmig ist, und was wir daran verbessern können, bzw. welche positiven Aspekte sich im Bild verbergen.

Die postitiven Aspekte dieses Fotos sehe ich in den intensiven Farben, der sternförmigen Reflexion und dem Blickwinkel, aus dem es aufgenommen wurde. Fotografiert man ein Auto aus der Froschperspektive und etwas von der linken oder rechten Seite, erscheint es aggressiv und kraftvoll. In diesem Fall ist dies gut gelungen.

Wegen der hellen Mittagssonne sind die Farben hier besonders intensiv, was durch die leichte Unterbelichtung verstärkt wird, die man am Fehlen von Details in den schwarzen, schattigen Bereichen erkennen kann. In Situationen mit starken Kontrasten wie dieser kann man Farben mit größerer Sättigung erzielen, indem das Bild um ca. zwei Blenden unterbelichtet wird. In diesem Fall hat der Belichtungsmesser der Kamera wahrscheinlich mit seiner Unterbelichtung die Helligkeit und Reflexion der Sonne kompensieren wollen.

Die Reflexion ist ein schöner Effekt, hervorgerufen durch das Sonnenlicht, das an der rechten Stelle im Objektiv zurückgeworfen wird. Manche Leute behaupten, dies könne nur mit einem Sternfilter oder mit digitalen Bearbeitungsprogrammen erreicht werden. Aber es ergibt sich auch auf natürliche Weise, wenn man den richtigen Winkel im Verhältnis zur Reflexion erwischt.

Was dieses Foto extrem schwächt, ist das Wirrwarr an überflüssigen Details: das Stück der Motorhaube am rechten Rand, der Laternenmast, der aus der Motorhaube herauszukommen scheint, die zur Hälfte versteckte Person und das rot-weiße Band auf der linken Seite.

Es gibt zwei Dinge, mit denen wir versuchen können, die Ablenkungen im Bild zu minimieren, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, sie aus dem Weg zu schaffen.

1. Zoome Dein Objekt heran und lasse so die ablenkenden Dingen außerhalb des Bildrahmens, oder
2. stelle eine größere Blende ein, was den Hintergrund unscharf erscheinen lässt und damit die Stärke des Hauptobjekts hervorhebt.

Du meinst vielleicht, dies sei ja nur ein Schnappschuss und nicht als Kunstwerk gedacht gewesen. Aber warum sollte man sich mit weniger zufrieden geben, wenn diese kleinen Veränderungen ein sehr viel besseres Bild ergeben?!

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. Rainer
    Rainer sagte:

    Hallo

    vielen dank für die Kritik.
    Ja das foto war nur ein schnappschuss, das vor einigen jahren mit meiner Sony DSC F-505 glaube ich damals gemacht hatte. Hinterher ist man ja immer schlauer :-) . Diese details sind mir damals nicht so aufgefallen, aber es stimmt das hätte man besser machen können.
    Für einen Laien wie mich ist es ein graus eine Digi-Cam zu bedienen. Es gibt so viele verschiedene einstell möglichkeiten die man nutzen kann, aber dank der unverständlich beschriebener bedienungsanleitungen der hersteller kommt man damit überhaupt nicht zurecht. Da lasse ich dies immer von der Cam selbst entscheiden.
    Gibt es dazu evtl. hilfreiches Buchmaterial? Momentan besitze ich eine Casio Exilim S 500

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