Leserfoto: Die Gunst der blauen Stunde

Nächtliches Farbenspiel benötigt immer einen Anteil Restlicht oder zumindest Fremdlicht.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Ragnar Manneck).

Kommentar des Fotografen:

Nächtliches Farbenspiel
Mich faszinierte Lichtstimmung und die Farben und wollte den Eindruck ins Bild setzen.
Eine Aufnahme bei Regen. Kleine Nachbearbeitung mit PSE 8

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Ragnar Manneck:

Ich kann Ragnar gut verstehen, dass er fasziniert von den Farben der Nacht zur Kamera gegriffen hat und dann auch noch sein Stativ mit zu Hilfe zog. Ohne Stativ oder eine andere stabile Auflage besteht keine Chance für stimmungsvolle Nachtaufnahmen. Und die Stimmung ist es, die mir in Ragnars Bild noch ein wenig fehlt.

Vielleicht hatte er ja auch gar keine Zeit zur „Blauen Stunde“ an Ort und Stelle zu sein. Was ich dann wieder klasse finde, dass Ragnar die Möglichkeit des verregneten Abends genutzt hat. Durch den Regen, die nassen Strassen und sonstigen Flächen kommt viel mehr Leben ins Bild. Die Spiegelungen und Verzerrungen machen ein Bild oft alleine schon spannend und geben in diesem Fall dem Foto wenigstens ein klein wenig Würze, denn, um wieder auf die „Blaue Stunde“ zurückzukommen, es fehlt dem Bild einfach an Informationen, weil der Himmel nur schwarz ist. Ich sehe gar nicht wo die Gebäude aufhören und der Himmel anfängt. Es sind zu viele nur dunkle Flächen im Bild. Dem können wir entgegenwirken, in dem die Aufnahme zum Beispiel zur erwähnten „Blauen Stunde“ gemacht wird oder wir ein Motiv suchen, indem noch anderes Licht den Himmel erhellt, sei es nun der Mond oder Strassen- / Stadtbeleuchtung.

Auf die Gefahr hin harsche Kritik zu bekommen, habe ich Ragnars Bild mal mit dem Photoshop Verzerrungsfilter „Glas“ bearbeitet. Nur um zu zeigen, dass auch mit evtl. unglücklichen Motiven noch etwas zu machen ist, gerade wenn es zeitlich wirklich nicht paßt. Es muss natürlich nicht jedem gefallen, ich selber bin auch kein Freund von Verfremdungen und Rettungsversuchen im Nachhinein, aber so als Anregung, schaut es euch an …

Genauso sehens- und lesenswert ist auch der gerade beendete Artikel hier auf „fokussiert.com“ zum Thema Nachtaufnahmen.

Und eine kleine Hilfe, um die „Blaue Stunde“ nicht zu verpassen gibt es auch hier und hier im Netz.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
Mehr über die Profi-Bildkritik erfahren / Eigene Bilder zur Kritik einreichen.

1 Kommentar
  1. Dr. Thomas Brotzler
    Dr. Thomas Brotzler sagte:

    Herzlichen Dank für die freundliche Erwähnung und Verlinkung meines Artikels zur Nachtfotografie, lieber Thomas …

    Dir, lieber Ragnar, darf ich zunächst zu den Motiv- und Stilüberlegungen gratulieren, gleichwohl vielleicht auch noch auf Ergänzungs- und Verbesserungsmöglichkeiten aus meiner Sicht hinweisen …

    Das Bild ist motivisch zu voll, es weist nicht jene nötige dramaturgische Überbrückung und kompsoitorische Verdichtung auf, auf die Thomas in seinen Worten schon hinwies. Das linksstehende Gebäude mitsamt seinen Spiegelungen ins Hochformat zu nehmen, wäre insofern „weniger und zugleich mehr gewesen“. Im vorhandenen Bild hingegen zappelt das Auge zwischen den verschiedenen Lichtschwerpunkten hin und her, es stellt sich keine zielführende Ordnung ein. Des weiteren ist in der Nachtfotografie der Einbezug direkter Lichtquellen zumeist heikel. Wenn Du entsprechende Arbeiten namhafter Fotografen (oder behelfsweise die meinigen) studierst, wirst Du feststellen, daß diese oft nun mit indirektem Licht (Streiflicht, Reflektionen) oder singulären Lichtquellen arbeiten, da sonst der enorme Dynamikumfang nicht mehr (mit Film noch besser, mit Digitaltechnik gar nicht) bewältigt werden kann. Dieses Prinzip findet sich im vorliegenden Fall nicht beachtet, was die schon erwähnte kompositorische Unruhe verstärkt und das Bild als fehlbelichtet (die Lichter zu grell, die Schatten zu finster) erscheinen läßt.

    Bleib bitte am Ball mit der Nachtfotografie, es ist ein spannendes, lohnendes, aber auch forderndes Kapitel der Fotografie …

    Thomas

    Antworten

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