Leserfoto: Die Sonne im Nebel

Geduld oder Glück werden für viele Landschaftsfotos benötigt. Und wie dieses Beispiel zeigt, kann auch das Teleobjektiv manchmal für Effekte sorgen, die ein Weitwinkelobjektiv nicht geschafft hätte.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© David Prinz).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild wurde im verträumten Allgäu an einem frühen Herbstmorgen aufgenommen. Das Wetter an diesem Morgen war wolkig, die Sonne war kaum zu sehen und „alles war Grau in Grau“. Ich wollte auf diesem Morgentrip lediglich ein passenden Fotoplatz für Aufnahmen bei „besseres“ Wetter ausfindig machen. Doch als ich an einem kleinem Fluss/Bach vorbei schlenderte sah ich plötzlich die Sonne aus dem Boden aufsteigen, die Wolken waren so gut wie verschwunden und es gab lediglich noch einzelne Nebelschwallen am Horizont zu sehen. Ich hatte keine andere Wahl wie meine CANON EOS 600D aus meiner Tasche zu ziehen, ein paar Einstellungen zu betätigen und drauf los zu „knippsen“

Profi Robert Kneschke meint zum Bild von David Prinz:

Gute Landschaftsfotos sind sehr stark vom passenden Wetter abhängig und damit entweder oft eine Frage der Geduld oder des Glücks. Kann der Fotograf lange genug an einer Stelle ausharren, um auf die richtigen Wetterverhältnisse zu warten oder ist ihm ein glücklicher Zufall hold, der ihm das passende Wetter genau dann liefert, wenn der Fotograf einsatzbereit ist?

Der Fotograf David Prinz hatte das Glück und nutze es, indem er Kamera mit Teleobjektiv zückte und die Sonne festhielt, wie sie aus einer nebelbedeckten Landschaft aufsteigt. Durch das 200mm-Teleobjektiv wirkt die Sonne größer als gewohnt und das mach zum Teil den Reiz des Fotos aus. Den Rest erledigt der wabernde Nebel, der die Baumreihen in eine märchenhafte Szenerie verwandelt. Außerdem hilft er mit, dass die Sonne nicht zu stark leuchtet, sonst wäre die Helligkeitsverteilung im Bild nicht so ausgewogen. Durch die zwei Baumreihen entsteht auch die Wirkung von Tiefe.

Leider wird die verträumte Atmosphäre etwas durch den eher bläulichen Landstreifen getrübt, der farblich nicht im Einklang mit den gelb-braun-orange-Tönen des restlichen Bildes steht. Ich würde deshalb (wie in meinem gezeigten Beispiel) empfehlen, oben und unten das Bild zu beschneiden, damit eine Panorama-Variante mit weniger Ablenkung entsteht. Wo ich schon mal dabei war, habe ich minimal die Kontraste und Sättigung erhöht, kräftiger wirken zu lassen. Das ist aber wieder Geschmackssache, denn auch die sanften Pastellfarben der Ausgangsversion haben ihren Reiz.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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8 Kommentare
  1. Walter
    Walter sagte:

    Dem Beschnitt stimme ich zu, nicht aber der Farbsättigung.
    Es scheint mir einen aktuelle Unsitte zu sein, dass Fotos unbedingt verkitscht werden müssen und nur noch dann als schön empfunden werden, wenn sie bonbonbunt daherkommen.

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  2. Erica di Motta
    Erica di Motta sagte:

    Wunderschöne Nebelaufnahmen im Sonnenaufgang, man könnte darin ertrinken.. leider, nur für mich:hier habe ich ein Problem: ich mag keine weissen Sonnen; für mich ist nämlich der Kontrast zu stark. Ich warte oft, bis ein paar Wolken über die Sonne ziehen.
    Beide Tonungen haben hier ihren ganz eigenen Charme. Obwohl ich es bei Nebel relativ monocrome/blass liebe, aber das ist eben Geschmackssache.

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  3. Richardle
    Richardle sagte:

    Ein wirklich tolles Foto. Für meinen Geschmack sind die Farben beim geänderten Bild zu übertrieben kräftig gewählt worden. Farblich finde ich das Original wesentlich besser und vor allem stimmiger. Der geschnittene Ausschnitt setzt die richtige Betonung. Wenn man jedoch das ursprüngliche Bildformat beibehalten will oder muß, muß man zusätzlich an den Seiten kürzen. Es wäre interessant zu sehen wie dann das Ergebnis aussieht.

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  4. Ulrich Weber
    Ulrich Weber sagte:

    Das Original wirkt natürlicher und hat zudem einen mystischen Reiz. Das bearbeitete Bild ist rot überladen und nach meinem Empfinden eher kitschig.

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  5. Klaus D. Holzborn
    Klaus D. Holzborn sagte:

    Ein sehr schönes Bild, die bearbeitete Version ist deutlich besser,
    aber einen Tick besser wäre es, bei der bearbeitenden Version rechts einfach 4 cm abzuschneiden.
    Dann wäre die Sonne im doppelten Goldenen Schnitt, das Bild würde noch harmonischer wirken.

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  6. Micha
    Micha sagte:

    Das Original ist natürlich super. Absolut spitze, wie die 2te Baumreihe von Orange und Nebel verschlungen wird. Perfekter (glücklicher?) Zeitpunkt! Der schwarze Balken ist allerdings etwas ätzend, aber doch adäquat korrigierbar.

    Nach meinem persönlichen Geschmack hätte ich ähnlich Herrn Kneschke die Farben etwas aufgewertet. Das pastellige ist zwar nett, aber meine subjektive Erfahrung sagt immer, das Canon-Maschinen farbmäßig etwas untertreiben. Zumindest finde ich oft, dass Farben nicht so original wiedergegeben werden, wie ich sie gesehen und in Erinnerung hatte. Wobei das sicher ein absolut subjektiver Eindruck ist.

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  7. Jörg Oertel
    Jörg Oertel sagte:

    Ein sehr schönes Foto. Wobei ich den bearbeiteten Bildschnitt besser finde. Nur für die Farben wurde dabei viel zu stark am Kitschregler gedreht; die Farben sind im Original stimmiger.

    Ich bin neulich in einen solchen Sonnenaufgang hineingefahren, ich hatte sogar die Kamera dabei. Aber auf der Autobahn schnell mal anhalten??? Fotografenpech eben.

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Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Bild auf Bronze kommt golden daher: der Sonnenaufgang im Herbstnebel von David Prinz wurde bei uns in der Bildkritik schon besprochen. Bereits da hatte das Bild gut abgeschnitten, der Fotograf war zur richtigen Zeit am richtigen Ort […]

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