Leserfoto – „Frankie“: Hund, up close and personal

Wenn man sich eine neue/erste Kamera zulegt, liegt es nahe, die unmittelbare Umgebung zu seinem Motiv zu machen.

(c) Steve Maurer

Hallo,

ich bin blutiger Anfänger und hab die Kamera geschenkt bekommen weil die alte Systemkamera kaputt war und ich Fotos von unseren Haustieren haben wollte.

Ich habe aber Spass am Fotografieren entdeckt und wollte von Euch mal wissen ob ich auf dem richtigen Weg bin?

Sony A58 180mm F/5 1/320

Wenn man sich eine neue/erste Kamera zulegt, liegt es nahe, die unmittelbare Umgebung zu seinem Motiv zu machen. Lebenspartner, Kinder, Eltern werden zu (quasi) freiwilligen Modellen. Und warum auch nicht – wer sonst kann einem dabei helfen, seine Fertigkeit zu verbessern, ohne gleich beleidigt zu sein, wenn etwas nicht so ausfällt, wie man sich das vorgestellt hat. Ich selbst habe jahrelang meine Kinder geplagt, die es mittlerweile cool finden.

Haustiere können sich nicht beschweren, sind aber auch entsprechend unberechenbar, insbesondere Katzen. Hunde bekommt man durch Ansprache und Belohnung eher dazu, mitzuspielen – sind sie auch leicht abgelenkt und die Pose so schnell vorüber, wie sie kam. Es gilt daher, die Geduld nicht zu verlieren und Augenblicke vorherzusehen, den richtigen Moment zu wählen.

Gute Haustierbilder fallen allgemein durch die folgenden Kriterien auf (nicht notwendigerweise durch alle auf einmal):

  1. sie benutzen natürliches Licht
  2. sie konzentrieren sich auf die Augen des Tieres bei Nahaufnahmen
  3. die Fotografin hat sich in die Sphäre des Tieres begeben, anstatt das Tier zu sich zu zwingen oder zu locken
  4. der Charakter des Tieres kommt gelungen zum Ausdruck
  5. für Nahaufnahmen wurde ein Teleobjektiv verwendet, weil man das Tier so nicht bedrängen muß
  6. das Tier hielt still, weil man ihm die Gelegenheit gegeben hat, sich zu entspannen und es dann erst abgelenkt hat
  7. der Fotograf war geduldig und hat gewartet, bis der perfekte Zeitpunkt kam, um auf den Auslöser zu drücken

Ich finde, Du hast bei dieser Aufnahme das meiste richtig gemacht, trotzdem sie auf meinem Bildschirm leicht unscharf wirkte.

Du konzentrierst Dich richtigerweise auf die Augen. Der Goldene Schnitt (im Vergleichsfoto kräftig-rote Linien) entpricht einem Wert von 0,618 (0,382; blass-rote Linien), was gerne vereinfacht als „Regel der Drittel“ (grünes Raster) wiedergegeben wird. Hier habe ich beides als Linien über Dein Foto gelegt und man sieht, daß die Augen des Hundes fast perfekt angeordnet sind:

Vergleichsfoto mit Goldenem Schnitt und Drittelraster

Du hast weiterhin mit natürlichem Licht fotografiert, und selbst die schwarzen Fellteile des Hundes sumpfen nicht weg. Sie sind dunkel genug, um nicht einfach nur irgendwie schmutzig grau zu wirken, aber man kann, wo es wichtig ist (im Gesicht des Hundes) die Haare des Fells sehen.

Das Tier macht nicht den Eindruck, als sei es gezwungen worden, dort stehen zu bleiben, damit Du ein Bild machen kannst. Es wirkt entspannt. Durch das Teleobjektiv, das hier zum Einsatz kam, konntest Du an den Hund ganz nah heran, ohne ihn nervös zu machen oder abzulenken. Er schaut von Dir aus gesehen nach links, wo ihn etwas anderes interessiert hat, und in diesem Augenblick hast Du den Auslöser betätigt. Die Brennweite hatte auch in Verbindung mit der großen Blende zur Folge, daß der Hintergrund verschwommen ist, was den Kopf des Tieres gut freigestellt hat.

Außer der latenten Unschärfe hätte ich hier nur noch anzumerken, daß ich eine kleinere Blende benutzt hätte. Denn die Augen des Tieres sind zwar beide scharf, weil Du sie zufällig auf der selben Bildebene erwischt hast, aber die Nase ist vollkommen unscharf, was mich persönlich hier stört. Hätte Frankie ihren Kopf nur ein wenig weiter gedreht, wäre nur ein Auge scharf abgebildet worden. Ich empfinde dieses als zu extrem. Letztendlich ist es jedoch Deine kreative Entscheidung, und es wäre dann bei kleinerer Blende allerdings auch eine langsamere Verschlußzeit notwendig gewesen, und unter Umständen ein Stativ.

Es gilt also, weiter zu üben und zu experimentieren. Einen guten ersten Ansatz hast Du gezeigt.

 

4 Kommentare
  1. Steve
    Steve sagte:

    Hallo Ihr,

    vielen lieben Dank für Eure Kritiken.
    Ich hab mittlerweile schon ein bisschen dazugelernt, was die Technik angeht.
    Nachträglich hätte ich jetzt ein Stativ benutzt, wie Sofie sagte, um etwas abblenden zu können, auch wegen der langen Brennweite.

    viele Grüße
    Steve

    Antworten
  2. Kay Kietzmann
    Kay Kietzmann sagte:

    Hallo Steve,

    lass mich Sofies guten Kommentar noch um folgenden Verbesserungsvorschlag ergänzen: Schneide das rechte Drittel ab, wirf es einfach raus! Es wird vom Betrachter ohnehin nicht beachtet. Der steigt nämlich von links ins Bild ein und wird durch die Blickrichtung des Tieres beim Gesicht gehalten, wenn nicht sogar wieder nach links aus dem Bild herausgeführt.

    Beste Grüße
    Kay

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Du meinst das gesamte rechte Drittel? Dann schneidest Du dem Hund allerdings das ganze Ohr ab?

    • Kay Kietzmann
      Kay Kietzmann sagte:

      Die Schädeldecke fehlt doch auch schon, was stört da ein Ohr!? :p Um ernsthaft zu antworten: Ich halte es hier nicht für relevant und könnte deshalb darauf verzichten.

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