Leserfoto – Karijini: Zu reduziert

Außerordentliche Natur- und Landschaftsfotografie ist eines dieser Genres, die vom Fotografen außerordentlichen Einsatz verlangt. Man steht zur Unzeit auf, geht zur Unzeit schlafen, robbt durch unwegsame Landschaft, harrt stundenlang aus, damit Mutter Natur einem die eine Szene bietet, für die man diese ganze Unbill auf sich genommen hat. Und dadurch trennt sich die Spreu vom Weizen gewissermaßen automatisch, denn wer tut sich das an, wenn er nur einen Urlaubsschnappschuß wollte?

(c) Tim Schoch

… so, das letzte, versprochen.
Falls ihr jemals nach Westaustralien fliegt, kann ich euch den Karijini Nationalpark wärmstens empfehlen. Es gibt dort einige anspruchsvolle Wanderrouten, wo man durch die Gorges klettert und teilweise schwimmen muss. Die Ausrüstung hatte ich in Plastikbeutel verpackt, zugeklebt und in einem Wasserdichten Fotorucksack dabei.

Bei diesem Foto habe ich versucht ein Bild des Australischen Naturfotografen Christian Fletcher nachzustellen. (http://www.karijiniecoretreat.com.au/index.galleries.12263.html – erstes Bild)

Daten
Canon 5d mk2
3.2s, f/22, iso100
sigma 17-35mm @ 17mm
möglicherweise mit B+W 10nd Filter

Liebe Gruess
Tim

Ansel Adams hat seine klobige Ausrüstung auf und über Berge geschleift, und Du Deine auch nicht kleine 5D Mark II durch die engen Schluchten von Karijini. Ich habe den Ort auf Google gesucht, und die Landschaft ist wirklich atemberaubend. Das alleine garantiert allerdings noch keine automatisch guten Bilder, denn auch hier gilt es, Motive zu finden, und selbige gekonnt in Szene zu setzen. Wenn es sich dann noch um einen oft fotografierten Platz handelt, ist es schwierig, etwas aufzunehmen, was so nicht schon ‚zig mal abgeliefert wurde.

Zum technischen Aspekt hier wäre anzumerken, daß Du korrekterweise mit einer extrem kleinen Blende (f/22), unter Umständen einem Graufilter und langer Belichtungszeit gearbeitet hast. Dadurch verschwimmt das sich bewegende Wasser weich. Im Wasser selbst spiegelt sich das Orange der den Strom umgebenden Felswände. Wenn Du nicht auch noch ein Stativ mitgeschleppt hast, mußt Du die Kamera etwa auf einem Felsen positioniert haben, denn 3,2 Sekunden ist nicht mit der Hand zu halten.

Von der Komposition her hätte ich hier einen anderen Bildausschnitt gewählt. Du „zitierst“ hier Christian Fletcher, und sein Foto bietet einen vollkommen anderen Eindruck des Ortes. Es ist grundsätzlich nichts Falsches daran, sich an Vorbildern zu orientieren, sich von ihnen inspirieren zu lassen. Einfache Kompositionen sind besser als komplizierte, und es ist immer eine gute Idee, an ein Objekt näher heranzugehen. Doch Deine Homage wird meines Erachtens Karijini nicht gerecht. Nicht so sehr durch das Panoramahafte, sondern durch das, was es wegläßt. Es ist mir zu sehr reduziert.

Fletcher hat in seinem Foto genug von der Umgebung mit in die Aufnahme genommen, um mir ein Bild der Schlucht und des Stromes zu vermitteln. Dein Bild könnte irgendwo entstanden sein – Ohio, Yosemite, Schwarzwald. Es hat auch eventuell in einem Fotoessay über Karijini als Teil einer Gruppierung seinen Platz, doch für sich alleine sagt es mir nicht genug. Ich würde gerne noch andere Bilder in dieser Aufnahmenreihe sehen, denn Du hattest mit Sicherheit noch wesentlich mehr als dieses eine zum Thema.

4 Kommentare
  1. Tim Schoch
    Tim Schoch sagte:

    Hallo Sofie
    Danke für deine Kritik. Ich mag das Bild, weil es so schön abstrakt und ruhig ist. Aber du hast natürlich recht, alleine sagt es über die Gegend nicht viel aus.

    Es enstand auf einem Stativ, das Orange links im Bild ist von der Nachmittags-Sonne und sonst, wie du richtig schreibst, von den Felsen.

    Natürlich habe ich noch mehr Fotos vom Karijini und auch sonst aus allen Ecken Australiens. :) Wenn du wirklich noch mehr sehen möchtest, findest du in der Rubrik Natur auf meiner Website[1] zwei weitere Bilder welche die Umgebung des Nationalparks noch besser zeigen oder du gibst mir deine E-Mail und ich sende dir ein paar.

    Liebe Gruess
    Tim

    [1] http://timschoch.com/photographie/natur/

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Hallo Tim!

      Ich hab sie mir dann auch gleich mal angeschaut. insbesondere das erste von Karijini wäre eher das, was ich als visuelles Mitbringsel von dem Park erwartet hätte. Sehr gelungen m.E. Hab es gerade in meine Lesezeichen aufgenommen. :)

      LG,

      Sofie

  2. Lurenz
    Lurenz sagte:

    Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Bild noch gewinnen würde, wenn statt weniger noch mehr reduziert würde. Dann würde es freilich noch weniger die Einzigartigkeit des Karijini National Park zeigen, sondern würde zu einer Detailaufnahme werden, die überall hätte gemacht werden können. Aber das muss an sich ja nicht schlecht sein.
    Ich finde, dass die helle, orange Reflektion links aussen zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Möglicherweise kämen die zarten warmen und kalten Farbtöne im Rest des Bildes noch besser zur Geltung, wenn links beschnitten – also noch mehr reduziert – würde.

    Antworten
    • Tim Schoch
      Tim Schoch sagte:

      Hallo Lurenz
      Deine Anregung habe ich gleich einmal in Lightroom umgesetzt und verschiedene Beschnitte und Formate ausprobiert. Aber egal wie ich es drehe, mir ist das Bild dann zu eintönig. Jetzt hat es sowas wie eine Balance zwischen links – hell – und rechts – dunkel.
      Liebe Gruess Tim

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