Leserfoto – Rotkäppchen im Märchenwald: Hoch- statt Querformat

(c) Ulrike Schulz

Wenn auch Kameras so gebaut sind, daß sie automatisch Querformat aufnehmen, sollte man von einer Szene auch immer noch eine Variante im Hochformat fotografieren.

Dieses Bild habe ich mit meiner Nikon D40 am 06.04.2013 am Randes eines kleinen Dorfes in der Mecklenburger Seenplatte aufgenommen. (Mit einer Brennweite von 105mm, Blende 5, einer Belichtungszeit von 1/800sec und Iso 400.) In der Nacharbeit habe ich das Bild einwenig entsättigt und mittels der Gradationskurve die Kontraste herausgehoben. Wenn ich das Bild betrachte, muss ich immer an Rotkäppchen im Märchenwald denken. Dieses hier ist eher eine moderne Interpretation des Märchenklassikers. Den Kontrast zwischen sehr bunter Kleidung und natürlicher Umgebung hervorzuheben, war Ziel des Unterfanges.

Kind im Schnee – spontane Aufnahmen von Kindern in der Natur sind ein dankbares Motiv, wenn auch das Kind nicht immer kooperiert. Trotzdem hat man in einer solchen Situation immer noch genügend Kontrolle über das „Wie“ der Aufnahme, und sie hat hier ja auch schön still gehalten. Eigentlich ein hübscher Schnappschuß (mir gefällt wie Dir der Kontrast zwischen den bunten Kleidern und der blassen Umgebung sehr gut), den ich aber persönlich anders komponiert hätte.

Doch zunächst einmal zum Technischen des Bildes: ich bin mir nicht im Klaren darüber, warum Du mit ISO 400 fotografiert hast. Bei diesen Lichtverhältnissen wäre ein geringerer ISO möglich gewesen, was auch daraus ersichtlich ist, daß Du eine Verschlußzeit von 1/800s benutzt hast. Bei einer Blende von f/5 und dieser Brennweite wäre der Hintergrund noch etwas mehr verschwommen und hätte das Kind besser freigestellt, wenn Du näher herangegangen wärst. So, wie sie jetzt aufgenommen ist, geht sie mir in der Szene zu sehr unter, trotzdem Dein Titel „Rotkäppchen im Märchenwald“ ist. Das ist unter anderem auch der Tatsache geschuldet, daß Du sie von weiter weg im Querformat abgelichtet hast.

Wenn auch Kameras so gebaut sind, daß sie automatisch Querformat aufnehmen, sollte man von einer Szene auch immer noch eine Variante im Hochformat fotografieren. Und umgekehrt, denn Querformat läßt sich auf Hochformat einfach beschneiden, doch umgekehrt wird die Bildaussage so stark verändert, daß es sich um ein ganz anderes Foto handelt. Genau das habe ich im Vergleichsfoto getan: ich habe das Bild so beschnitten (rosa Schattierung), daß es jetzt im Hochformat die Szene kompakter wiedergibt. Das Kind wird jetzt von den Bäumen besser eingerahmt, die unnötigen Einzelheiten am Rand verschwinden:

Vergleichsfoto

Wenn dennoch Querformat gewünscht ist, kann man auch hier die Komposition kompakter erscheinen lassen, indem man die Ränder beschneidet (grüne Schattierung):

Vergleichsfoto Nr. 2

13 Kommentare
  1. Reinhard Witt
    Reinhard Witt sagte:

    Tja…

    Näher ran… heißt es immer wieder. Oder: Wenn ein Bild nicht wirkt, warst Du nicht „nah“ genug dran… Eigentlich ein Satz, der jedem, nicht nur einem Anfänger, in der Fotografie gut stehen würde. Insofern finde ich den Beschnitt von Dir, Sophie, in der waagerechten Version am besten.

    So viel zum Schnitt…

    fherb spricht aber auch von Emotionen, die ihn bewegen, die er aber nicht finden kann. Ich finde diese auch nicht – es wirkt wie ein rein zufällig entstandenes Bild auf einem Winterspaziergang. Was nicht heißt, dass es keinen Wert hat. Der Wert ist mit Sicherheit, wie auch schon erwähnt, nur für den Fotografierenden zu ersehen – sonst wäre wohl eher ein „gestaltetes“ Bild dabei heraus gekommen.

    Es erinnert mich auch daran, dass ich – sorry, wenn ich schon wieder lächle, bei fast jedem Handy- oder Kompakt – minidingsbumskameranutzer beim Vorbeigehen die Bemerkung fallen lasse: „Näher ran!“

    Denn was man dort zu sehen bekommt mit dem schnellen Blick auf das Display ist alles nur nicht das Motiv um welches es geht – ganz besonders bei Menschen.

    Jugendliche die sich gegenseitig fotografieren, und die abgebildete Person ist oftmals überhaupt nicht im Gewirr der Linien zu erkennen…

    Local shoot alles andere ist unwichtig geworden – Hauptsache ich war DA!…

    Die Frage ist dennoch: Wie viel ist derjenige bereit an Kritik oder auch an Möglichkeiten sich zu verbessern „mitzunehmen“. Auch, und damit, hier eben die Bilder eingereicht werden, die Sophie wohl lieber besprechen würde.

    Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt – wir allein sind es, die bestimmen wie weit wir gehen wollen. Der eine ist mit einem Bild namens Rotkäppchen zufrieden und hat das Ziel erreicht. Der andere sieht überhaupt kein Rotkäppchen und muss oder will noch sehr viel weiter gehen…

    Für Alle aber immer Gut Licht für jedes Eurer Vorhaben.

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  2. fherb
    fherb sagte:

    Ok, rummeckern kann jeder! Ja, das sehe ich ein. Ich werde mir mal jetzt noch einen Teil der Nacht um die Ohren schlagen und versuchen, aus meiner Sicht konstruktiv etwas beizutragen.

    Liebe Ulrike,

    Wie Du schreibst, bringst Du mit dem Bild das Märchen vom Rotkäppchen in Assoziation. Das ist natürlich sehr subjektiv. Ich vermute, Du hast Deine eigene Tochter fotografiert. Du hast ganz bewusst das Bild in Farbe belassen, anstatt es bei der Entsättigung in ein reines S/W-Bild zu wandeln. Ich sehe auf dem Bild allerdings keine rote Farbe. Du hast deshalb wohl auch eher an den Farbkontrast zum weißen Schnee und den grau-braunen Farben des Weges und der Bäume gedacht. – Ich persönlich kann mir keine Assoziation an das Märchen mit dem Korb voll Wein und Kuchen für die Oma und dem bösen Wolf vorstellen. Nun, das ist subjektiv. Du siehst das Bild gewiss anders, weil Du Deine Tochter kennst (auf dem Bild ist das Gesicht sehr klein; Augen, Mund und Nase gerade so erkennbar). Und weil Du Wünsche, Gefühle und Vorstellungen besitzt, die nicht automatisch mit dem Betrachter übereinstimmen müssen.

    Aus meiner Sicht (des unbekannten Betrachters) benötigt eine Fotografie irgend etwas, was den Blick fesselt. Denn ich habe ja (noch) keine Beziehung zu der Person oder dem Inhalt des Bildes. Am wirkungsvollsten sind zwei Dinge: Geometrien und klare emotionale Informationen. (Farbkontraste spielen gegebenenfalls bei den Geometrien eine Rolle)

    Beides fehlt mir in Deinem Bild. Geometrisch gibt es den zentrierten Wegpunkt zwischen den Bäumen. Den hast Du in die Bildmitte gelegt. Allerdings ist dieser Punkt ohne jegliche Information, denn das zentrale Objekt, Deine Tochter, befindet sich links daneben. Geometrisch effektvoll (im Sinne der Fokussierung des Blicks auf das Wesentliche) ist die 1/3-Regel bzw. der Goldene Schnitt. Leider liegt kein einziges Bildelement in einem solchen Punkt. Statt dessen sehe ich zuerst auf die Bäume, dann auf die angeschnittenen Büsche links und rechts und dann entlang der Gasse in den leeren Punkt, wo dann das kleine Mädchen etwas links davon im Schnee steht. Das Mädchen selbst ist recht klein. Das Gesicht ist bis auf die wesentlichsten Punkte (Augen, Mund) nicht weiter erkennbar.

    Wo ist also das Problem: Die Geometrie führt uns nirgendwohin, bringt uns keine Stabilität und auch keine emotionale Bildaussage (im Sinne von Ästhetik). Das Kind ist so marginal (bis auf die Färbung), dass wir von ihm ebenfalls keinerlei Emotionen empfangen. Da Du diesen kleinen Menschen sicher gut kennst, wird Dir das Bild ganz sicher anders begegnen. Vielleicht ist die Art, wie die Kleine auf dem Bild steht, ganz bewußt. Aber sei Dir bewußt: Alle anderen sehen nur, und zwar ausschließlich, dieses Bild.

    Thema Beschneidung: Frau Dittmann hat im Querformat das Mädchen ganz automatisch in den goldenen Schnitt gelegt. Das Bild ist dann natürlich asymmetrisch bezügliches des von den Bäumen umrahmten Bildes: Der Weg endet nicht mehr in der Bildmitte. Aber das Bild wirkt gefälliger. Weil das Mädchen optisch im goldenen Schnitt „ruht“.

    Mehr ist aber, für meinen Geschmack aus dem Bild nicht herauszuholen. Es fehlen sichtbare Emotionen. Für eine reine Landschaftsfotografie reicht sicherlich Geometrie. Für ein Bild mit einem Menschen als offenbar wesentlichem Bildteil fehlen die Emotionen. – Es kann auch ein Bildnis der Leere sein. Ein Mensch, der vermeintlich emotionslos schaut. Aber auch so ein Bild bindet unsere eigene Empathie. Damit ist es für den Betrachter auch nicht emotionslos. Hier jedoch ist das absolut nicht möglich. Das kleine Wesen, egal wie viel Kontrast zum Schnee und der Umgebung, … ich persönlich, empfinde emotional beim Betrachten nicht viel. Dafür ist das kleine Wesen viel zu klein, zu sehr in seiner Kleidung versteckt und zeigt keinerlei inhaltlich-emotionalen Ansatzpunkte in der Stellung (Bewegung).

    Deshalb würde ich Frau Dittmann auch widersprechen: Auch mit einem anderen Ausschnitt ist die Bildwirkung nicht wesentlich zu verbessern. Und deshalb wohl auch mein etwas unqualifizierter Kommentar am Anfang.

    Liebe Ulrike, gehen Sie das nächste Mal einfach dichter ran. Machen sie mehrere Bilder. Der Sport-Modus (oder ähnlich bezeichnet) hilft, in Bewegungsabläufen mehrere Bilder zu gewinnen. Oft findet man dann eine Position, die tatsächlich Kraft, Emotionen, Inhalte übermitteln kann. Oder wählen Sie einen Standpunkt, wo Geometrie oder/und ästhetische Gesichtpunkte ein echtes Bildgewicht ergeben. Dort sind es dann durchaus auch Farben und Kontraste. Aber diese müssen dann das Bild auch auf den allerersten Blick fesseln. Dazu benötigen sie aber die Nähe. Ihm Falle des eingesendeten Bildes waren sie einfach zu weit weg, um diesen Effekt erreichen zu können.

    Viele Grüße
    Frank

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Hallo Frank,

      Ich schreibe bei fokussiert jetzt schon seit über sechs Jahren. Am Anfang habe ich mir die Mühe gemacht, ein paar in Deinem Sinne „richtige“ Bildkritiken zu bringen; da hieß es dann, das sei zu technisch. Einmal habe ich gewagt, ein eindeutig auf dem Kopf stehendes Foto umzudrehen, was zu einem regelrechten Shitstorm geführt hat.

      Was Thomas macht, sei ihm überlassen; und wenn Dir sein Stil besser gefällt, macht mir das auch nichts.

      Wenn ich hier nur außergewöhnliche Aufnahmen bekäme, wäre mir das auch lieber. Fakt ist, daß ich mit dem arbeiten muß, was hier eingereicht wird, ich habe es schon mehrmals angemerkt. Wenn ich zu einem Foto etwas sagen kann, von dem ich glaube, das es anderen weiterhilft, wähle ich es aus, auch wenn es für andere wie Dich nur ein (schlechter) Schnappschuß ist. „… für anspruchsvolle Digitalfotografen jeder Stufe…“ umfaßt auch Anfänger.

      Typische Anfängerfehler sind eben häufig Kompositionsmängel, mangelnde Nachbearbeitung oder derselben viel zuviel, etc. pp., und entsprechend kehren die selben Dinge immer wieder.

      Der von mir vorgeschlagene Beschnitt verdichtet das Foto übrigens in Deinem Sinne, was mit „näher ran“ von vorneherein eher zu lösen gewesen wäre.

      LG,

      Sofie

  3. Erica di Motta
    Erica di Motta sagte:

    Gut, Schönheit liegt im Auge des Betrachters,
    ich verstehe gerade mal nicht, warum man dieses Bild in eine öffentliche Kritik genommen hat; was wollte man damit demonstrieren?
    1. Noch immer, Querformat wird vom Auge bevorzugt. xmale getestet..
    2. Was wollte der Fotograf vermitteln?
    3. Was sehe ich? Was sah der Fotogaf?

    Der Ver-besserungsvorschlag: das Bild einzugrenzen, total leicht in Photoshop, (Objektivkorrektur) ist o.k. aber nur Querformat.
    Nun gut: Thema Rotkäppchen: ja fokussiert, Tonung gemässigt, man könnte/kann schon etwas draus machen;
    obwohl mein Ziel ist, Bilder nicht bearbeiten zu müssen!!
    Ich glaube eher hier ist aber die Frage, wie führe ich einen Anfänger an das Thema „Schulung des Auges“ oder/und Fokussierung, Bildschnitt heran.
    Ich denke, wenn es ein Anfänger war, hat er richtig gehandelt, nämlich Platz gelassen, um Korrekturen vornehmen zu können. Ich möchte hier dem Fotografen Mut machen, sich Eigenkritik zu stellen: es gibt viele Wege: viele Bilder von Profis anzuschauen, zu schauen, wie sie es machen, welche Techniken sie benutzen. Die heutigen Spiegelreflexkameras sind schon gut, einfach auch die Möglichkeiten ausschöpfen.
    Allzeit gut Licht!

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Wie gesagt, wenn Ihr andere Fotos sehen wollt, müßt Ihr andere einreichen. Sein Auge kann nur jeder selbst schulen, wie Du ja bereits angesprochen hast.

  4. Alex
    Alex sagte:

    Kann mich hier nur anschliessen. Konstruktive Kritik geht einem Lerneffekt voraus, fördert die Entwicklung und führt dazu dass man seine eigenen Bilder auch kritischer betrachtet.
    „Knippsbildchen“ oder „dieses Bild versagt für mich“, finde ich weder angemessen noch höflich und werden Ulrikes fotografische Entwicklung sicherlich nicht fördern.

    LG Alex

    Antworten
  5. fherb
    fherb sagte:

    Ich weiß nicht, warum die technischen Details immer so in den Vordergrund gesetzt werden. Für mich ist das ein Knippsbildchen, für das ich das Handy nehmen würde. Ein einfacher Test kann zeigen, ob ein Bild auch einen Bildwert hat: Genau 1 Sekunde drauf sehen, dann Augen schließen und dann im Kopf assoziieren. Ein Bild ist gut, wenn zwei was passiert: In den Assoziazionen kommt Eins zum Anderen. Eigene Erinnerungen mischen sich mit Gefühlen. Oder: Ich will wieder draufsehen! Allein der Blick aufs Bild bringt Gefühle und Assoziationen ins Laufen. Und dann gibt es noch Bilder, auf die muss man Blicken, weil sie eine Menge gute Details enthalten, die das Bild interessant machen. – Dann denke ich drüber nach. Und wenn ich fototechnisch interessiert bin, dann sehe ich zuletzt noch auf die technische Details.

    Ich weiß nicht, wie es Anderen geht. Aber dieses Bild versagt für mich schon auf dem ersten Beobachtungsschritt.

    Antworten
    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      Jeder Kritiker hat seinen eigenen Stil, und jeder von uns sucht sich Bilder aus, zu denen er etwas (Konstruktives) zu sagen hat, denn es soll ein Lerneffekt dabei sein. Als Kritisierende kann ich nur das besprechen, was eingereicht wurde, und wozu ich eben etwas sagen kann, das anderen Lesern irgendwie weiterhilft. Wir verstehen uns als Plattform für Fotografen jeder Stufe, und daher ist das, was wir „geboten“ bekommen sehr unterschiedlich. Am Anfang meiner Karriere hier habe ich eine oder zwei „richtige“ Bildinterpretationen eingestellt, woraufhin aus der Leserschaft das Feedback kam, das sei ja nur meine Meinung. Und wenn Ihr andere Fotos sehen wollt, müßt Ihr andere einstellen. Ganz einfach.

    • uarh
      uarh sagte:

      Für mich geht es bei den hier vorgestellten Bildkritiken nicht darum, welchen „Bildwert“ ein Foto hat. Wer daran interessiert ist, kann sich etwa auf 500px.com umsehen und dort eine Bewertung abgeben.

      Die Bildkritiken habe ich so verstanden, dass die Kritik die Fotografin oder den Fotografen idealerweise in technischer und gestalterischer Hinsicht weiterbringt. Und das ist mit den Hinweisen (Technik: ISO runter; Gestaltung: kompaktere Komposition) von Frau Dittmann meiner Meinung nach durchaus gelungen.

      Aus dem Diskussionsbeitrag von „fherb“ ist mir dagegen nicht ersichtlich, wie Frau Schulz bei der nächsten „Märchengelegenheit“ ein noch besseres Bild machen könnte.

    • fherb
      fherb sagte:

      Hallo nochmal.

      Ich habe doch absolut nichts dagegen, wenn es darum geht, einen Lerneffekt zu erreichen. Nur geht es bei der öffentlichen Bildbesprechung ja darum, nicht einer einzigen Person, dem einsendenden Fotografen, auf die Sprünge zu helfen, sondern tausenden Lesern an Hand der ausgewählten Einsendungen Dinge zu demonstrieren, die bei der Fotografie, Bildgestaltung… wichtig sind. Ansonsten würde es ja reichen, dem Fotografen oder der Fotografin eine Antwort per Mail zukommen zu lassen.

      Also erwarte ich, dass es sich der versierte Fotograf bei der Auswahl des Bildes, dass er hier kommentiert, nicht zu einfach macht.

      Ich habe die letzten Monate vor allem die Beiträge von Thomas Brotzler verfolgt. Er hat sich stets Bilder ausgesucht, an Hand derer er gutes Wissen über Bildgestaltung vermitteln konnte. Egal, ob die Bilder nun sehr gut oder doch eher noch verbesserungswürdig waren.

      Auch Thomas Brotzler fokussiert am Anfang der Beiträge immer zuerst auf den technischen Teil. Seine eigene Marke ist außerdem, das Bild in der Schwarz-Weiß-Perspektive durchzugehen (Zonen). Aber darin erschöpft es sich nicht.

      Er wählt Bilder aus, an Hand derer ein Hobby-Fotograf für seine eigene Arbeit sehr viel lernen kann. Er ist, für meinen Geschmack, manchmal sogar zu kritisch. (Die Kommentare relativieren sehr häufig seine Meinung. Und das funktioniert auch gut. Es macht Spaß, seine Meinung und die der Leser durchzuarbeiten. Man kann so viel lernen, dabei!) Man nimmt es ihm nicht übel, wenn er aus seiner subjektiven Sicht Vorschläge macht, die nicht jeder Leser teilt. Aber das liegt daran, dass dies auf sehr hohem Niveau passiert. Auf diesem Niveau sind Stil, Erfahrung und eigenes Empfinden außerordentlich maßgebend und vielschichtig.

      Nun könnte man argumentieren, dass es nicht nur die High-End-Hobby-Fotografen gibt. Richtig! Wir sind alle Anfänger. Nur auf unterschiedlichen Ebenen. Aber wir sind Anfänger. Jeder, der sich irgendwohin begibt, wo er nicht schon viel Erfahrung hat, ist Anfänger. Aber für Anfänger, die wirklich die absoluten Grundlagen lernen, gibt es zahlreiche (auch preiswerte) Bücher. Dazu bedarf es keiner Bildbesprechung.

      Konkret zum Bild und meiner Kritik an der Kritik:

      Die Aussage ist doch: Wähle einen anderen Bildausschnitt, dann wird es schon ein Schritt besser.

      Aber auf meinem Bildschirm füllt der Artikel aber eine ganze Seite nur mit der Information vom Fotografen und Frau Dittmann, was auf dem Bild zu sehen ist und den ganzen technischen Details. Diese technischen Details sagen nichts aus. Man kann sie beliebig variieren, bis hin zum Handy, als Aufnahmemedium, ohne dass sich am Bildinhalt etwas verändert. …

      … Und dann kommt als einzige, für uns Leser sehr lehrreiche Aussage der Profifotografin: Wechsle das nächste Mal ins Hochformat.

      Entschuldigt, Freunde. Aber das ist mir etwas zu mager.

    • Oliver Bedford
      Oliver Bedford sagte:

      Hallo,

      ich hänge mich mal hier dran.

      Das ausgesuchte Bild entspricht eher meiner „täglichen Praxis“ als ein Bild von der Golden Gate Bridge. Insofern finde ich es gut und richtig, wenn es auf dieser Plattform hier Tipps gibt, wie solche Bilder zu verbessern sind. Auch wenn es einfache Anregungen wie „Hoch statt Quer“ sind. Das Niveau der Fotografen ist unterschiedlich, daher sollten es das Niveau der Tipps auch sein.

      Die Kritik an ISO 400 halte ich allerdings für antiquiert. Die meisten neuen Digitalkameras mit hinreichend großem Sensor zeigen von ISO 100 bis 400 (und darüber) keinen Qualitätsverlust mehr (sowohl was Rauschen, Auflösung als auch Dynamik angeht). Ich kenne die D40 nicht, vielleicht ist es bei der noch anders, trotzdem hat ISO 400 bei wechselnden Lichtverhältnissen taktische Vorteile (weniger Verwacklungsgefahr), weswegen Profis etwa im Bereich Hochzeitsphotographie zu eher höheren ISO-Werten raten.

      Eine Frage ist mir beim Betrachten des Bildes allerdings spontan gekommen: wäre es sinnvoll gewesen, die Perspektive zu wechseln (Schritt nach links), so dass das Kind mehr auf weißem Hintergrund zu sehen ist (Farbkontrast zum weißen Schnee), aber man die die Zentralperspektive zur Allee verliert?

      Viele Grüße,
      Oliver

    • Sofie Dittmann
      Sofie Dittmann sagte:

      @Oliver

      Näher ran hätte etwas gebracht, wenn man mehr Schnee als Hintergrund gewollt hätte; die Allee nach hinten gefällt mir eigentlich. Das ist allerdings die Entscheidung des Fotografen. Den ISO spreche ich deswegen oft an, weil es meistens bedeutet, daß die Kamera ohne zu denken in Vollautomatik oder ohne Überprüfung mit den letzten Einstellungen benutzt wurde. Das hat mir in der Anfangszeit einige Bilder versaut.

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