Lewis Hine: Mit Fotografie verändern

Die Kamera war seine Waffe: Mit der Kraft der Fotografie wollte Lewis Hine gesellschaftliche Missstände aufdecken und verändern.

Mechaniker an einer Dampfpumpe in einem Elektrokraftwerk, 1920 © Collection of George Eastman House, Rochester

Am Anfang des 20 Jahrhunderts war Hine einer der ersten engagierten, sozialdokumentarischen Fotografen. Nach 100 Jahren sind seine Bilder sind leider aktuell geblieben, wenn wir etwa auf die Kinderarbeit in vielen Weltteilen blicken.

Jeder Mensch verdient den vollen Respekt der anderen, war eine von Lewis Hines Überzeugungen und die andere: dass sich die (amerikanische) Gesellschaft ihrer Ungerechtigkeiten bewusst wird und diese bekämpft. Fotografie, so Hines Perspektive, sei das beste Werkzeug, um dies sichtbar und deutlich zu machen.

Lewis Hines Werk steht ganz am Anfang der großen Tradition der sozialdokumentarischen Fotografie in Amerika, der sogenannten „Concerned Photography“. Seine Bilder von Immigranten auf Ellis Island vor New York, von Kinderarbeit in amerikanischen Fabriken und von den Bauarbeitern des Empire State Building hoch über Manhattan sind zu Ikonen des 20. Jahrhunderts geworden. Und, wie gesagt, sie erinnern daran, dass die Miss stände auch heute aktuell sind. Die Migrationsströme sind ungebrochen, es gibt heute mehr Flüchtlinge denn je. Die früher auch hierzulande verbreitete Kinderarbeit ist in ferne Länder ausgelagert worden. An den Textilfabriken in Bangladesh etwa sehen wir, unter welchen unmenschlichen Umständen unsere Konsumgüter bis heute billigst hergestellt werden. Hines fotografischer Blick spannt deshalb einen direkten Bogen zu unserer Gegenwart.

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Lewis Hine (1874 – 1940) zog nach Lehrerausbildung und einem Studium der Soziologie in Chicago nach New York, wo er an der Ethical Culture School erstmals mit der Fotografie in Kontakt kam: Er setzte die Kamera im Unterricht ein und porträtierte im Rahmen eines Forschungsprojektes die Immigranten auf Ellis Island. Fortan verstand Lewis Hine seine Kamera als Waffe. Mit diesem inneren Auftrag reiste er für das National Child Labor Committee (NCLC) 75.000 km durch die Vereinigten Staaten und fotografierte Kinder bei der Arbeit in Landwirtschaft, in Minen, Fabriken, Nähateliers und auf den Straßen. Seine Bilder trugen zu einem neuen Bewusstsein und ersten Reformen gegen die Kinderarbeit bei.

Weitere Hinweise und Links zu Fotoarchiven mit Hines Bildern finden wir bei Wikipedia. Die Retrospektive im Fotomuseum Winterthur umfasst rund 170 Arbeiten, die alle aus dem George Eastman House in Rochester, NY stammen.

Lewis Hine – Fotografieren, um zu verändern
Bis 25. August
Fotomuseum Winterthur, Grüzenstrasse 44 + 45, CH-8400 Winterthur (Zürich)
Telefon +41 52 234 10 60, Infoline +41 52 234 10 34, fotomuseum@fotomuseum.ch
Geöffnet Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Mittwoch 11-20 Uhr, Montag geschlossen

Lewis Hine bei Wikipedia
Fotomuseum Winterthur

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