Libellenporträt: Keine Amputationen

Mit dem Teleobjektiv lässt sich bisweilen statt Fernes auch Kleines ganz leidlich fotografieren. Wenn man allerdings in der Makro-Fotografie unterwegs ist, sollte man auch den kleinen Tieren keine Körperteile abschneiden.

Makrofotografie einer Libelle an einem Blatt

250/s bei F/3.5 auf 200mm mit 320 ISO. Canon EOS 6D mit EF70-200mm f/2.8

Lars Bewersdorff aus Hannover schreibt zu dieser Fotografie:
auf meinem Balkon, freihand

Wir bitten um einen Kommentar zum Bild, weil wir gerne einen Haufen Fragen zur Aufnahme ausräumen, die sich nicht mehr stellen, wenn man die Umstände und die Absicht kennt. Hier zum Beispiel wäre es gut zu wissen, wie der Gesamtausschnitt der Fotografie aussah und was genau die Absicht des Bildes ist.

Wir sehen in dieser Farbfotografie eine gestochen scharf abgelichtete Libelle unten an einem grünen Blattstengel. Sie hält sich mit den Beinen an dem Stil fest und hängt vertikal nach unten; Der Fokus liegt mit sehr geringer Schärfentiefe genau auf dem Tier, hinter dem sich das Blatt der Pflanze in der Unschärfe nach unten krümmt. Der Hinterleib der Libelle ragt aus dem Rahmen der Aufnahme. Die vier Flügel stehen im rechten Winkel vom Rumpf des Tieres gegen vorne und hinten in den Unschärfebereich hinein.

In technischer Hinsicht eine perfekte Aufnahme: Die Schärfe sitzt, wo sie soll, die Freistellung gegen den Hintergrund ist sehr gelungen, die Belichtung stimmt ebenfalls.  Die Blende konntest Du kaum mehr schliessen, um den Schärfebereich noch zu erhöhen – bei 1/250s ist bereits ein Risiko enthalten, dass sich das Tier oder die ganze Pflanze sichtbar bewegt.

Ich meine, Du hast das Optimum herausgeholt, wenn es um die technischen Belange dieser Fotografie geht. Wenn man davon ausgeht, dass Du auf Deinem Balkon [amazon  B004KQF0LE]Distanzringe verwendet haben müsstest,[/amazon] um das 70-200mm-Tele als Makro zu verwenden, dann kann man vor der Aufnahme nur den Hut ziehen. Diese Ringe sorgen dafür, dass die Scharfstellgrenze des Objektivs verkürzt wird: Viele Objektive mit extrem langer Brennweite wie 200mm können erst ab drei Meter Distanz zum Objekt verwandt werden. Mit den Distanzringen zwischen Kamera und Objektiv verkürzt sich dieser Abstand, allerdings wird zugleich die Schärfentiefe sehr gering – für Makroaufnahmen aber völlig ok.

[Bildkritik]

Allerdings, und hier kommt das grosse Aber: Bei Insekten ist es wie bei Porträts. Ausser wenn Du die Tier nur zur Artenbestimmung fotografierst, kannst Du Ihnen keine Glieder oder wie hier ganze Körperteile abschneiden. Und wenn, dann müsste das derart radikal geschehen, dass mir als Betrachter sofort klar wird, dass Du mir wirklich nur das Auge oder den Flügel oder was auch immer der Libelle zeigen wolltest. Ich vermute, Du hast im Querformat fotografiert und an der Aufnahme im Nachhinein noch rechts beschnitten, was eine gute Aufteilung ergibt – aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass es eine Hochformataufnahme sein müsste und ich den Hinterleib des Tieres ganz sehen möchte.

1 Kommentar
  1. Lars Bewersdorff
    Lars Bewersdorff sagte:

    Vielen Dank! Das man den armen Tieren keine Körperteile abschneiden darf wusste ich nicht.
    Distanzringe habe ich nicht verwendet. ( Canon 70-200mm, f 2,8)
    Es handelt sich hier eher um einen Schnappschuß, mitten in der Stadt hatte ich so eine Libelle noch nie auf meinem Balkon und konnte nicht wiederstehen sie zu fotografieren.
    Das abgeschnittene Hinterteil wurde unscharf, darum hatte ich diesen Ausschnitt so gewählt…

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