Lightpainting im Studio Keller: Pflanzenbilder aus einer andern Welt
Lightpainting wird als Technik meist bei Nachtaufnahmen in der Natur angewandt. Dabei lässt sich auch im Studio mit Langzeitbelichtung und Taschenlampen-Malerei Spannendes erzeugen.
Dierk Topp ist Fotograf aus Leidenschaft und hat nach eigenen Angaben schon mit „ungefähr allem“ fotografiert, was Bilder aufnehmen kann – vom Papprohr mit Loch bis zur Gigapan-Anlage mit 800 Megapixeln. Auf fokussiert.com sind bisher zwei seiner Bilder in der Kritik veröffentlicht worden.
Er hat uns aber auch eine Serie von Pflanzen- und Blumenbildern geschickt, die faszinierend anders wirken. Auf Nachfrage hat Dierk mir erklärt, dass es sich um Lightpainting-Bilder handelt – und diese Technik beschreibt er hier:
Lightpainting – eine Technik, bei der mit offenem Verschluss Teile eines Motivs mit einer Taschenlampe abgeleuchtet und so in die Fotografie „gemalt“ werden – ist eine Technik, die vor allem von Landschaftsfotografen nachts angewandt wird.
Allerdings kann man die Methode auch im Studio oder – in Dierks Fall – im Keller anwenden und dabei auf die „Mallampe“ als einzige Lichtquelle setzen:
„Das Motiv wird im Dunkeln mit einer Lampe oder Taschenlampe bei offenem Verschluss an/abgeleuchtet. So kann man ganz gezielt an bestimmte Stellen Licht setzen oder andere, wie Konturen, besonders herausarbeiten. Dies gilt ebenso für den Hintergrund.
Es sind so sehr ungewöhnlichte Beleuchtungseffekte möglich, die mit normalen Lampen nicht erreichbat sind. Emil Schildt benutzt diese Technik sogar mit Grossbild-Kameras und Menschen – Unbedingt mal ansehen.
Was braucht man dafür?
- ein Motiv, das (einigermassen) still hält
- Dunkelheit
- eine Kamera, die manuelle Einstellung erlaubt, namentlich einen offenen Verschluss („bulb“) – das können auch viele Kompakte (möglichst natürlich digital wegen der sofortigen Kontrolle und Korrektur)
- ein Stativ
- eine normale Taschenlampe, möglichst mit einstellbarem Lichtkegel (LED ist eher ungeeignet, da zu sehr gebündelt)
Vorbereitung der Aufnahme:
Das Motiv sollte vorbereitet und so inszeniert werden, wie man es im Bild haben will. Wichtig ist dabei, dass Windstille herrscht, wenn man denn draussen ist.
Die Kamera muss selbstredend auf einem stabilen Stativ stehen.
Die Belichtung sollte auf manuell gestellt werden; bei mittlerer Blende (höchste Schärfe) und möglichst tiefer ISO-Empfindlichkeit kann je nach Testaufnahme mit 10-20 Sekunden belichtet werden.
Der Weissabgleich sollte der Lichtquelle angepasst werden (LED sind weiss, Glühlampen sind warm) – oder noch besser, man fotografiert in RAW.
Die Schärfe bei taschenlampenbeleuchtung mit dem Autofokus richtig setzen, danach den Fokus auf manuell stellen und nicht mehr anfassen.
Den Hintergrund kontrollieren: Es sollten sich keinerlei glänzende oder reflektierende Gegenstände hinter dem Motiv befinden. Gegebenfalls kann man sie mit einem dunklen Tuch abdecken.
Die Aufnahme
Vor der Belichtung sorgt man für möglichst geringes Restlicht und hält die Taschenlampe bereit, dann löscht man das Licht.
Wenn nicht bereits geschehen, mit der Taschenlampe das Motiv ausleuchten und per Autofokus scharf stellen.
Kamera auslösen (am besten mit Fernauslöser, um Verwacklungen zu vermeiden).
Jetzt das Motiv so ausleuchten und mit Licht „bemalen“, wie es erscheinen soll. Das spannende am Effekt ist, dass man von verschiedenen Seiten beleuchten kann – vielleicht auch mit Gegenlicht.
Und schliesslich kann man das Ergebnis überprüfen und nach gewünschtem Resultat anpassen und wiederholen.“
Dierk Topp lebt auf La Palma auf den kanarischen Inseln und dokumentiert diese fotografisch. Aufgrund einer schweren Krankheit seiner Frau weitgehend ans Haus gebunden, hat er sich in letzter Zeit auf Stilleben und auf Porträts spezialisiert. „So bieten sich natürlich die Blumen an. Und die Porträts – da kommen die Motive zu mir…“
Danke für den Beitrag. Kleine Anmerkung: ss ist sehr wichtig, die Spiegelvorauflösung zu verwenden. Wer keine absolut ruhige Hand ha, darf sich nicht über die fehlende Schärfe wundern.
@metropolitan,
da muss ich widersprechen.
Eine ruhige Hand nützt bei Zeiten im Sekundenbereich nichts sondern nur ein Stativ.
Eine Spiegelvorauslösung ist auch nicht notwendig oder erforderlich, da der Verschluss bei Dunkelheit geöffnet und geschlossen wird. Da kann also nichts verwackeln.
Fehlende Schärfe: nur nicht zu weit abblenden, da sonst Beugung die Schärfe stört.
Dierk
Da ich kein Profi sondern „nur“ Hobbyfotgraf bin,war mir bisher die Technik des Lightpainting weitest gehend unbekannt. Umso beeindruckender finde ich die Bilder in der Galerie. Ich werde dieses umgehend einmal versuchen. Danke für den aufschlussreichen Kommentar.
Vielen Dank für den Hinweis, dedalus,
das kommt bei der Beschreibung nicht klar genug heraus.
Ich löse die Kamera immer bei Dunkelheit aus und fange dann erst bei offenem Verschluss mit dem Licht an. So ist ein Verwackeln unmöglich. Ein IR-Fernauslöser ist natürlich auch eine praktische Lösung, habe ich zu Anfang auch gemacht.
Tolle Bilder hast du in deiner Galerie, Glückwunsch.
viele Grüsse
dierk
Danke für den spannenden Beitrag. Die gleiche Technik verwende ich auch sehr oft, so sind die meisten meiner Makros auf die gleiche Weise entstanden. Ergänzen könnte man noch, dass es hilfreich ist, die Spiegelvorauslösung zu verwenden, denn schon kleinste Erschütterungen des Spiegels können auf Kosten der Schärfe gehen.
für Interessierte möchte ich noch einmal betonen:
es geht mit jeder Kamera, die manuelle Einstellung von Zeit und Blende erlaubt, der Rest ist probieren und sich über die Ergebnisse freuen :-))
Und dann noch einmal der Hinweis, unbedingt mal die Bilder von Emil Schildt anschauen!!
Hier ist seine eigene Seite PWL:
http://www.emilschildt.com/PWL.htm
viel Spass beim Ausprobieren
dierk