Linien im Tunnel: Zu gewohnt aussergewöhnlich

Hans Jakob Rausch
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Hans Jakob Rausch). – Canon EOS 400D – 1/6s – f/5.6 – ISO 800 – 18mm (27mm)

Kommentar des Fotografen:

Der Elbtunnel in Hamburg. Fotografiert auf der Suche nach ungewöhnlichen Motiven.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Hans Jakob Rausch:

Es tut mir leid, dass ich so direkt sein muss, aber dieses Bild sagt mir nichts und ist leider alles andere als originell. Genau diese Art Bild wurde wahrscheinlich so oft fotografiert wie Sonnenuntergänge, Babies und Daumen.

Ich gebe zu, wenn ich in einem solchen Tunnel stehe, scheinen die Formen, Lichter und die Perspektive ziemlich cool. Aber weil Millionen von Menschen täglich mit der U-Bahn fahren, wurden bereits Millionen von Fotos dieser Art gemacht.

Das soll nicht heissen, dass man das Motiv nicht fotografieren kann oder soll:

Natürlich könnte man sagen, dass es im Zeitalter der Handykameras und günstigen DSLRs kaum noch ein Foto gibt, das nicht gemacht wurde. Aber genau das ist ein guter Grund, uns dazu zu zwingen, einen Blickwinkel zu finden oder eine Idee zu haben, die unser Foto originell und einmalig machen, anstatt eine Replikation dessen, was wir bereits vielfach gesehen haben.

Wenn wir Fotos machen, sollten wir danach streben, es mit unserer persönlichen Note zu versehen. So gesehen, denke ich, ist es für jeden jungen Fotografen nötig und wichtig, so ein Bild zu machen, das schon eine Million mal vorher gemacht wurde. Wir müssen alle experimentieren, um unsere eigene Stimme zu finden, und ein Teil dessen ist eben, die gleichen Bilder zu machen, die schon unendlich viele Male vor uns gemacht wurden. So können wir die Grundlagen erlernen und herausfinden, wie unsere Lieblingsfotos gemacht wurden.

Aber: Sei streng mit Dir, wenn Du Dir die Bilder wieder ansiehst und akzeptiere ehrliche, konstruktive Kritik von anderen. So eine Übung macht Deinen Fotos stärker und raffinierter.

Was dieses Bild originell gemacht hätte hängt vom jeweiligen Fotografen ab. Ich hätte versucht, eine sehr geringe Tiefenschärfe zu verwenden, vielleicht mit hHlfe eines Blendenwertes von 2 oder 1,8. Vielleicht hättest Du versuchen können, ein Objekt in einer Kontrastfarbe zu dem grün-gelb irgendwo im Bild zu plazieren. Oder Du hättest eventuell viele Fotos des Tunnels machen und dann in der digitalen Dunkelkammer zusammensetzen können. Wie auch immer Dein Geschmack sein mag, versuch immer, etwas eigenes zu machen und von dem abzuweichen, was Du bereits gesehen hast.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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2 Kommentare
  1. Thinkabout
    Thinkabout sagte:

    Diese Form der Kritik, die kritisch-konstruktiv immer den Respekt vor dem Fotografen wahrt, ist ein Musterbeispiel dafür, wie man nicht nur kritisiert, sondern lehrt.
    Und: Ich schaue das Bild gern an, wie auch immer wieder Sonnenuntergangsbilder. Die Natur ist eben immer wieder schön, mag ich dem Bild auch nichts Eigenes hinzufügen können.
    Ich danke also Beiden: Fotograf und Rezensent

    Antworten
  2. Hans Jakob Rausch
    Hans Jakob Rausch sagte:

    Danke für deine Kritik. In der Tat war dies eines der ersten Bilder, die ich geschossen habe. Vielleicht reiche in Zukunft mal ein weiteres Bild ein. Bis dahin werde ich weiter üben.

    PS: Nachdem ich dieses Bild gemacht hatte, bin ich durch Zufall auf eine Aktion von Canon gestoßen, bei der mit genau diesem Motiv für die EOS 400D geworben wurde. ;-)

    Antworten

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