Low Key und High Key: Von gruselig bis romantisch

Ein Foto hat immer schön von schwarz bis weiß alle Helligkeitsstufen abzudecken? Nicht unbedingt. „Low Key“ und „High Key“ ist eine bewußte „Fehlbelichtung“, um bestimmte Stimmungen im Bild zu erzeugen.

Low Key-Aufnahme W.D.Roth
Blende 6,3 und 1/500 s bei Sonnenuntergang sind mit ISO 100 eindeutig viel zu knapp, um noch irgendetwas in der Landschaft erkennen zu können. Doch das war hier auch gar nicht gefragt: Es ging darum, das Glühen der untergehenden Sonne hinter dem sie verdeckenden Haus festzuhalten, so wie es das Auge fasziniert hatte. Dazu war es auch wichtig, den Weißabgleich nicht auf Automatik, sondern fest auf Tageslicht einzustellen. Eine Low-Key-Aufnahme, in der große Teile des Bilds Schwarz erreichen, aber kein Bildpunkt Weiß. (Bild: W.D.Roth)

Gründe, von der automatischen Belichtung der Kamera abzuweichen, wurden ja bereits früher genannt. Nun ist die weiße oder schwarze Katze allerdings kein besonderer künstlerischer Aspekt, die Belichtung höher oder tiefer einzustellen, sondern nur die Korrektur einer technisch unzureichenden Messung. Es gibt allerdings durchaus Gründe, aus künstlerischen Gesichtspunkten die Belichtung vom Standardwert abweichend vorzunehmen:

Da wären einerseits Aufnahmen im Stil von Kriminalromanen, bei denen alles etwas unheimlicher und dunkler aussehen soll – man spricht dann von „Low Key“. In diesen Aufnahmen kommt beabsichtigterweise nicht der gesamte Bereich von Helligkeitswerten vor, man nimmt sogar in Kauf, dass einzelne Bereiche in Schwarz „absaufen“.

Olympus E-510 Menü: Low und High Key W.D.Roth
Für beide Betriebsarten – Low und High Key – hat eine Kamera wie die Olympus E-510 Motivprogramme, allgemeineinstellungen wie hier unter „Gradation“ sowie eine entsprechende Spotmessung. Doch ist es in der Praxis meist sinnvoller, die Belichtung manuell entsprechend zu korrigieren.

Will man dagegen einen Blumenkranz auf einem romantischen Porträt einer jungen Dame fotografieren, so soll dieser ganz bestimmt nicht düster wirken, sondern etwas heller und fröhlicher, in Pastelltönen. Man spricht dann von „High Key“, hier werden umgekehrt Bildteile gewollt in Weiß ausfransen, während der Wert für Schwarz nirgends erreicht wird.

Normalbelichtung von Blüten W.D.Roth
Schöne und richtig belichtete Blüten, Blende 5,6, 1/500 s, ISO 100, der gesamte Helligkeitsbereich von Weiß bis Schwarz wird durchlaufen. Doch kein interessantes Foto, von den zwar Stimmung liefernden, doch eigentlich störenden Palmen im Hintergrund ganz abgesehen. (Bild: W.D.Roth)

High-Key-Aufnahme der Büten W.D.Roth
Mit Blende 4,5 und 1/180 s, ebenfalls ISO 100 aus einem besseren Aufnahmewinkel gegen den bedeckten Himmel ohne Palmen sind dieselben Blüten nun deutlich überbelichtet, doch dadurch sehr symbolisch wirkend, wie ein Postkartengemälde. Eine High-Key-Aufnahme: große Bildteile erreichen Weiß, kein Bildpunkt Schwarz. (Bild: W.D.Roth)

In Aufnahmen, bei denen jedes Detail von der dunkelsten bis zur hellsten Ecke durchgezeichnet sein soll, wird man High Key und Low Key vermeiden. In diesem Fall kann man bei der Wiedergabe der Bilder auf dem Monitor der Olympus E-510 mit mehrmaligem Drücken der Info-Taste auf ausfransende Lichter (HILIGHT) oder absaufende Schatten (SHADOW) kontrollieren, die in den entsprechenden Anzeigemodi blinken, wenn der Helligkeitsbereich der Kamera überschritten ist.

Belichtungskorrektur

Die Belichtungskorrektur erfolgt bei der Olympus E-510 immer in Drittelstufen. Das betrifft sowohl die Korrektur von Blende oder Verschlusszeiten als auch die Leistung des Kamerablitzes, wenn diese verändert wird.

 

Außerdem kann die E-510 nicht erst bei der Wiedergabe, sondern schon bei der Aufnahme im Live-Modus ein Histogramm anzeigen, das sogenannte Live-Histogramm. Hier werden absaufende Schatten durch Berge im blau markierten Teil, ausfransende Lichter durch Berge im rot markierten Teil angezeigt. Man kann also die Helligkeitsverteilung in der Aufnahme gezielt auf optimale Ausnutzung des Wiedergabebereiches, High-Key oder Low-Key einstellen.

Low Key Olympus E-510 Live View W.D.Roth
Das Live-Histogramm zeigt bei dieser Aufnahme, dass zwar kein Bereich überstrahlt oder absäuft, jedoch der dunkle Bereich etwas überrepräsentiert ist. Das Bild wirkt auch dunkel. Die Belichtung wurde deshalb eine Stufe höher eingestellt. (Bild: W.D.Roth)

Man darf das Histogramm nicht fehlinterpretieren: Zwar kann das Bild die vorhandenen Farbtöne am besten auflösen, wenn das Histogramm schön gleichmäßig den gesamten Bereich ausfüllt. Das muss aber zum Motiv passen: Ein Aquarell in Pastelltönen oder eine Nebelaufnahme werden selbstverständlich nicht das gesamte Histogramm von weiß bis schwarz ausfüllen und falls man dies – beispielsweise mit einer Bildbearbeitung oder entsprechenden Einstellungen an der Olympus E-510 – erzwingt, so wird das Ergebnis sehr unnatürlich aussehen.

Histogramm der Olympus E-510 W.D.Roth
Die fertige Aufnahme mit einer Stufe höherer Belichtung. Das Histogramm zeigt nun, dass die hellen Werte komplett repräsentiert sind, die dunklen eine kleine Lücke haben. Das Bild wirkt auch eine Idee zu hell. +0,7 Stufen wäre also die optimale Belichtung gewesen. (Bild: W.D.Roth)

Dies ist eine Leseprobe aus dem im Franzis-Verlag erschienenen Buch „Olympus E-510“ von fokussiert.com-Autor Wolf-Dieter Roth, das neben Tipps speziell zur E-510 von Olympus auch etliche allgemeine Informationen und Anleitungen zur Digitalfotografie enthält. In Kürze erscheinen in dieser Reihe auch Bücher zur neuen Olympus E-420 und zur Olympus E-3

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  1. […] der Hintergrund links und rechts absäuft: Aber angesichts der Nachtaktivität der Spinne ist eine Low-Key-Aufnahme hier angebracht. Zudem wird das Bild in einem Schwarzen Umfeld (schwarzer Bildschirm) noch […]

  2. […] Aus technischer Sicht handelt es sich hier um ein Komposit, eine Zusammenführung zweier Fotografien, die beide nach gängigen Standards sauber belichtet erscheinen. Das Porträt der jungen Frau hat einen klar gesetzten Fokus und scheint absichtlich an der unteren Seite belichtet, es hat tatsächlich den Charakter eines Low-Key-Bildes. […]

  3. […] Ich bin schliesslich noch darauf gekommen, das Kind im weissen Raum schweben zu lassen. Sprich, statt der Vignettierung, die einen Röhrenblick insinuiert und praktisch ist, um in dunkleren Bildern helle Ablenkungen am Bildrand auszublenden, das Gegenteil zu tun und mit einer generellen Aufhellung der Tiefen eine High-Key-Aufnahme aus der Fotografie zu machen. […]

  4. […] düstere Wolken am Himmel werden freundlich hell, weil die Kamera von einem Sonnentag ausgeht. Lowkey- und Highkey-Aufnahmen nennt man das, wenn die Belichtung übermässig dunkel oder hell sein […]

  5. […] Low Key und High Key: Von gruselig bis romantisch […]

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