Maja Weyermann: Digitalisierte Kindheitserinnerungen

Kindheitserinnerungen von Migranten sind der Stoff für Maja Weyermann: Aus ihnen konstruiert die Schweizer Künstlerin am Computer Bilder von Räumen.

[textad]Maja Weyermann: Bangkok #1, 2010, © Maja Weyermann, Berlin, 2010

Die digitalisierten Kindheitserinnerungen von Maja Weyermann sind aktuell in Berlin zu sehen – unter dem Ausstellungstitel „Real-Time-Nomads“. Zum Ausstellungsprojekt gibt es mehrere, über die Stadt verteilte Stationen.

Ihr Projekt hat Maja Weyermann nicht nur in Fotoprints umgesetzt, sondern multimedial auch mit Videoarbeiten und in einem Citywalk mit Soundcollagen.

Maja Weyermann: Szczecinek #1, 2010, © Maja Weyermann, Berlin, 2010„Real-Time-Nomads“ verbindet die Themen Migration und Konstruktion von sozialen Räumen und beleuchtet die zentrale Bedeutung von Kindheitserinnerungen für die Identität von Menschen.

Allein in Berlin stellen Menschen mit Migrationshintergrund mehr als ein Viertel der Bevölkerung. Diese Vielfalt bedeutet Bereicherung und diente der Schweizer Künstlerin als Ausgangspunkt für ihr Projekt.

Maja Weyermann interviewte Berliner Ladenbesitzer unterschiedlicher Herkunft und konstruierte, basierend auf deren Kindheitserinnerungen, virtuelle Räume, in denen diese Erinnerungen mit der Phantasie der Künstlerin verschmelzen.

Ein Beispiel für einen der aufgezeichneten Kindheitsträume – von der Website zu Real-Time-Nomads:

„Ich vermisse das Essen. Alles war ganz frisch. Und ich vermisse diese frische, gesunde Luft. Besonders morgens und abends war die Luft so gut. Ich vermisse auch die Freundschaft unter den Menschen. Alle sind viel herzlicher und gastfreundlicher bei uns. Unser Haus war immer voller Besucher und es gab mehrere Zimmer für Gäste. In meinem Zimmer hatte ich auch drei Stühle für meine Gäste. Die Stühle hat mir mein Vater geschenkt. Wir waren zusammen unterwegs und ich sah vier Stühle, die mir gefallen haben. Als mein Vater dies bemerkte, sagte er zu mir, ob ich sie haben wolle. Ich wehrte erst ab, und sagte, ach nein, sie sind viel zu teuer. Aber mein Vater meinte, wenn sie Dir gefallen, sollst Du sie bekommen und ging hin und kaufte sie für mich. Einer dieser Stühle habe ich meinem Bruder geschenkt, die anderen sind eben jene drei Stühle für meine Gäste gewesen.“ Herr M. B. aus Sierra Leone

Maja Weyermann: Recalling #1, A. Prakash's studio, 2009, © Maja Weyermann, Berlin, 2009

 

Der Ausstellungsbesuch wird zu einer spannenden Reise an die verschiedenen Stationen. Der damit verknüpfte Citywalk bietet die Möglichkeit, die Ladenräume der Interviewpartner zu besuchen. Die Besucher können unter der Telefonnummer +49 (0)345 48 34 15 323 die Adressen der Ladenlokale erfahren. Auf dem Weg dorthin können sie sich Soundcollagen anhören, die auf den jeweiligen Ort einstimmen. Die Adressen mit Stadtplan finden sich nebst Videoclips und vielen weiteren Informationen auch auf der Website des Projekts.

Maja Weyermann: Buda #3, 2010, © Maja Weyermann, Berlin, 2009In ihren Kurzfilmen, die in den Geschäften selbst gezeigt werden, verbindet Maja Weyermann Kindheitserinnerungen, Zitate aus den geführten Gesprächen und Szenen aus dem Alltag der Befragten zu filmischen Porträts.

Weiter informieren zwei Stationen im Collegium Hungaricum Berlin und dem Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) Besucher über den Citywalk und das Projekt. In beiden Häusern werden einzelne Videoarbeiten aus „Real-Time-Nomads“ zu sehen sein.

Maja Weyermann: Real-Time-Nomads
Fotoprints: bis 20. November
Kunstraum Uqbar, Schwedenstraße 16, D-13357 Berlin
+49 30 46 06 91 07, projectspace@uqbar-ev.de
Geöffnet Donnerstag bis Samstag 14 – 19 Uhr und nach Vereinbarung

Videoporträts und Informationsstation:
25. September bis 5. November
n.b.k. – Neuer Berliner Kunstverein (1. OG), Chausseestraße 128/129, D-10115 Berlin
+49 30 2807020
Geöffnet Dienstag/Donnerstag 14 – 20 Uhr, Mittwoch/Freitag 14 – 18 Uhr

Videoinstallation:
4. bis 10.Oktober
Collegium Hungaricum Berlin (Foyer), Dorotheenstraße 12, D-10117 Berlin
+49 30 212 340-0
Geöffnet täglich 10 – 19 Uhr

Real-Time-Nomads
Kunstraum Uqbar

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