Man Ray:Unbekümmert, aber nicht gleichgültig
Man Rays Grabspruch wurde als Titel für die aktuelle Ausstellung in Berlin ausgewählt: „Unbekümmert, aber nicht gleichgültig“.
Man Ray: Noire et Blanche, 1936
Alle Bilder: © Man Ray Trust, Paris / VG Bild-Kunst, Bonn 2008
Man Rays Bilder sind zusammen mit dem Werk Alexander Rodtschenkos (fokussiert.com berichtete) im Berliner Martin-Gropius-Bau bis zum 18. August ausgestellt. Die Ausstellung setzt Man Rays künstlerische Arbeiten mit den Gegenständen und Bildern in Beziehung, aus denen er seine Inspiration schöpfte: die Melone, der Spazierstock, Gegenstände aus seinem Pariser Studio, seine Sammlung erotischer Fotografien und Objekte, die er für seine Rayografien verwendete.
Der Amerikaner Man Ray wurde 1890 in Philadelphia geboren und verbrachte die Jugend in New York. Schon damals interessierte er sich für die Fotografie und besuchte regelmäßig die Galerie 291 des damaligen Avantgarde-Fotografen Alfred Stieglitz. Er wurde Maler, verdiente sich aber mit Fotografie seinen Lebensunterhalt und ging 1921 auf Einladung des französischen Dichters Marcel Duchamps nach Paris, das Zentrum der Kunstwelt in den zwanziger Jahren.
In Paris wurde Man Ray sofort von den Dadaisten angenommen. Er ließ sich als Berufsfotograf nieder und mit der Zeit arbeitete er als solcher regelmäßig für Harper’s Bazaar, Vogue, Vu, Vanity Fair und andere populäre Zeitschriften. Als er immer beliebter wurde, dehnte sich Man Rays Kundenstamm bis in die Spitzen der französischen Gesellschaft aus. Obwohl es die Porträtfotografie war, die Man Ray berühmt werden ließ, waren es doch seine Rayografien, die ihm zur Anerkennung als künstlerischer Fotograf verhalfen. Solarisation war ein weiteres wichtiges Element in Man Rays Fotografie und viele seiner Porträts verbinden die Solarisation mit gerasterten Strukturen, um das gedruckte Bild diffuser werden zu lassen. Als die Fotografie immer mehr von seiner Zeit beanspruchte, wurde Man Ray zunehmend frustriert.
Man Ray: Ernest Hemingway, 1922
In den 1930er Jahren zog sich Man Ray zunehmend aus dem Fotografiegeschäft zurück, um sich auf die Malerei und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern zu konzentrieren. Das politische Klima in Europa veränderte sich, es gab wachsende Signale aus Deutschland und Italien, die einen Konflikt ankündigten. Man Rays Arbeiten aus dieser Zeit spiegeln die gespannte Atmosphäre wider, aber auch sein dringendes Bedürfnis, weiterzuarbeiten. 1940 ging er in die USA zurück, nach Los Angeles. Obwohl er viele Gelegenheiten hatte, in Kalifornien auszustellen, wurde Man Ray als Maler nicht ernst genommen. Wieder zurück in Paris nach dem Krieg, waren die 1950er Jahre eine Periode erneuter Schaffenskraft für Man Ray. Obwohl er selbst erklärt hatte, mit der Fotografie abgeschlossen zu haben, machte er weiter Porträts und experimentierte mit Farbfotografien und Sofortbildern. Dort stellte sich schließlich auch die späte Anerkennung als Künstler ein. Man Ray starb 1976 – sein Grabstein auf dem Pariser Friedhof Montparnasse trägt diese Inschrift: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig.
Die Berliner Ausstellung bezieht sich ausschließlich auf eine Sammlung von Man Rays Arbeiten, die in weiten Teilen unberührt geblieben ist, seit sie Mitte der 1990er Jahre in die Vereinigten Staaten gebracht wurde. Die Sammlung des Man Ray Trusts, die in Long Island, New York beheimatet ist, besteht aus über 4000 Zeichnungen, Fotografien, Gemälden und Objekten. Die im Jahre 1980 zur Bewahrung von Man Rays Nachlass gegründete Sammlung des Trusts zeigt all die verschiedenen Phasen von Man Rays beruflicher Laufbahn, darunter auch wenig bekannte frühe Arbeiten, Dokumente aus seinem Privatleben, Skizzen für große Arbeiten und deren Dokumentationen sowie zahllose bekannte Meisterwerke.
Man Ray: Unbekümmert, aber nicht gleichgültig
Bis 18. August
Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, Ecke Stresemannstr. 110, 10963 Berlin
Telefon +49 (0)30 254 86-0, E-Mail post@gropiusbau.de
Geöffnet Mittwoch bis Montag 10 – 20 Uhr, Dienstag geschlossen
Martin-Gropius-Bau
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