Mittagsfoto: Wider die Regeln

Regeln sind da, um gebrochen zu werden. Das gilt manchmal sogar für die Regel, hartes Licht zu vermeiden. Ausserdem gibt es Hilfsmittel, um selbst mittags etwas weichere Kontraste hinzukriegen.

Edwin Wipfli
Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Edwin Wipfli). – Leider keine Exif-Daten vorhanden

Kommentar des Fotografen:

Ein Ort zum Verweilen, die Bank im Vordergrund lädt ein sich zu setzen und man sieht in einen in sich geschlossenen und doch offenen Abschnitt der Natur, der Sicherheit vermittelt.

Profi Douglas Abuelo meint zum Bild von Edwin Wipfli:

Mit einer einzelnen Bank im Schatten, dem grünen Gras und den Blättern, einem mit Blumen gefüllten Tal und Bergen in der Ferne fängt dieses Bild auf respektable Weise die Ruhe und den Frieden ein, die man in der Natur finden kann.

Die Bank und die Linie des Grases folgen der unteren Linie des Goldenen Schnitts. Und das Grad bildet mit den beiden Bäumen eine Art dreieckiges Fenster, durch das wir das Tal und die Berge hindurchsehen. Ich finde, der Fotograf hat ordentliche Arbeit geleistet, um eine interessante Komposition zu kreieren.

Natürlich ist die gewöhnliche Regel für Landschaftsbilder, zu Sonnenauf- oder Untergang zu fotografieren, und nicht mitten am Tag, wenn die Sonne intensiv scheint. Das Licht der frühen Morgenstunden oder des späten Nachmittags führt allgemein zu dramatischerem und visuell gefälligerem Licht und Farben ohne die schroffen Schatten der Mittagssonne. Aber, wie das Sprichwort sagt, Regeln sind da, um gebrochen zu werden.

Dies ist hier der Fall. Weil dieses Foto gemacht wurde, als die Sonne hoch oben am Himmel stand, können wir die harten Schatten sehen, die wir normalerweise zu vermeiden suchen. Wir können auch sehen, wie ausgewaschen die Farben sind und so nicht sehr anziehend wirken.

Wollen wir die Regeln brechen und farbige Landschaftsbilder an einem heißen, sonnigen Tag machen, so empfehle ich als erstes das Benutzen eines Filters. Ein Polfilter verringert den Kontrast und lässt die Farben attraktiver erscheinen. Es gibt auch Graufilter, die das in die Kamera eindringende Licht reduzieren und die Töne vertiefen. Und dann gibt es noch eine weite Bandbreite anderer Filter, wie zum Beispiel solche, die den Kontrast verringern, und andere, die die Farben intensivieren oder korrigieren. Daryl Benson, ein sehr erfolgreicher kanadischer Naturfotograf, benutzt oft einen blau-gelben Polfilter, um mehr Farbe in seine Bilder zu bringen.

Eine andere Möglichkeit ist, die Belichtung auf die hellsten Stellen anzusetzen. Das wird die Farben tief und brillant erscheinen lassen und einen ziemlich dramatischen Effekt erzeugen, die Schatten jedoch in tiefschwarze Löcher verwandeln.

Edwin Wipfli bearbeitet

Obwohl dies kein schlechtes Foto ist, hätte sich ein wenig Arbeit gelohnt, um die Farben und Kontraste attraktiver zu machen. So hätte sich ein viel hübscheres Bild der Ruhe und des Friedens in der Natur ergeben.

In der Rubrik «Bildkritik» analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. Noop
    Noop sagte:

    Ehrlich gesagt finde ich die unbearbeitete Version des Fotographen um einiges besser also die bearbeitete Version des Autors.

    Das gelb der Wiese im Hintergrund wirkt angenhemer auf das grün un den Schatten, als da künstlich verstärkte gelb orange des Autors. Die Gesamtkomposition des ersten Bildes passt mir persönlich besser. Aber es würde kaum auffallen wenn man die Bilder nicht direkt vergleichen würde.

    :-)

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