Nachtaufnahme: Die dunkle Seite des Mondes

Es bedarf schon ein wenig der Planung, gute Nachtaufnahmen zu schaffen, weil vieles ganz anders auf dem Chip landet, als du es mit dem Auge siehst.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Epmeier).

Kommentar des Fotografen:

Das war einer meiner ersten Versuche einer Nachtaufnahme. Das Bild zeigt das Industriegebiet Hagen von der Syburg aus. Fasziniert haben mich persönlich die Farben und das die „Abgase“ bei einer Belichtungszeit von 30 sec sichtbar wurden – das helle „Band“ in der Mitte ist die A1. Für gute Tips von Industrie- und Nachtaufnahmen bin ich immer dankbar.

Profi Thomas Rathay meint zum Bild von Andreas Epmeier:

Als erstes möchte gerne auf einen fokussiert Text von Peter über Nachtaufnahmen verweisen – Hier sind gute Beispiele und Übungen zu Nachtaufnahmen zu sehen, die nicht wirklich in der Nacht entstanden sind.

Meine Erfahrungswerte bestätigen auch, dass die zeit vor der echten Dunkelheit die beste ist für „Nachtaufnahmen“:

Erstens ist es einfach interessanter, wenn der Himmel noch zu erkennen ist, zweitens die Bäume im Vordergrund vielleicht noch ein leichtes Rauschen im Wind zeigen (nicht zu verwechseln mit dem Rauschen des Sensors), und drittens werden Bilder mit soviel Schwarzanteil ungern gedruckt: Die Redaktionen und Verlage sind alle zum Sparen angehalten, und Schwarz bedeutet einen „dicken“ Tintenauftrag auf dem Papier – der kostet zu viel. (So hat es mir zumindest mal eine Agentur erklärt, und auch wenn es für einen Hobbyfotografen nicht so relevant ist, wollte ich es euch nicht vorenthalten.)

Andreas hat bei seiner Aufnahme schon gut aufgepasst und die Empfindlichkeit des Sensors bei 100 ISO belassen, um das Rauschen zu reduzieren. Allerdings kann dies auch etwas kontraproduktiv sein, wenn mehrere Aufnahmen mit langer Zeit geschossen werden. Dann nämlich erwärmt sich der Sensor und produziert auch schon bei niedrigeren ISO- Werten ein Bildrauschen (Was Wolf-Dieter auch schon erwähnt hat.)

Wie bekommen wir nun das Dunkel in den Griff? Wenn wir die „Blaue Stunde“ abwarten, kann nicht mehr viel schief gehen. Die Lichter der Werke und Strassen sind eingeschaltet, das Firmament ist kurz nach Sonnenuntergang noch schön erleuchtet und hat im besten Falle noch dramatische Wolken zu bieten, die bei den langen Belichtungszeiten über den Himmel jagen, und wenn ich mir das Bild im Photoshop recht genau betrachte, sind im Hintergrund noch ein paar Hügel zu erkennen, die in deiner Aufnahme fast gar nicht zu erkennen sind, wie auch die Bäume im Vordergrund nur dunkle Flecken sind und keine Informationen enthalten.

Da gerade die dunkle Jahreszeit vor der Tür steht haben wir Fotografen auch nicht mehr das Problem, zu früh raus zu müssen, da die Sonne später aufgeht, und abends werden auch die Lichter in den meisten Häusern schon früher angeschaltet, weil die Menschen noch im Büro oder der Fabrik arbeiten, während die Sonne schon untergeht. Und Licht an und in den Gebäuden muss sein, sonst sieht alles nur tot aus.

Da du dein Bild mit Blende 5.6 belichtet hast, hast du auch noch etwas Spielraum abzublenden, um auch bei mehr Umgebungslicht wieder auf längere Zeiten zu kommen. Wenn es nicht reicht für solch Streiflichter wie die Autos auf der A1 sie ziehen, sei dir ein Graufilter ans Herz gelegt.

Noch eine Frage an dich: Hast du schon versucht das Rauschen aus deinem Bild zu entfernen? Bei näherem Hinsehen erscheint mir alles etwas weichgezeichnet.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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