Nadav Kander: Der lange Fluss
Nadav Kanders Fotos vom Jangtse dokumentieren Chinas Umbrüche. Der lange Fluss wird zum Symbol des rasanten Wandels.
Der in London lebende Nadav Kander dokumentierte den Jangtse über drei Jahre. Der Bildband dazu gewann einen der Deutschen Fotobuchpreise 2011.
Nadav Kanders sonnenarme, in gelben Dunst und Nebel getauchte Fotos spiegeln die epochalen Veränderung Chinas wider. Von 2005 bis 2007 ist der 1962 in Israel geborene Nadav Kander immer wieder an Chinas Lebensader zurückgekehrt. Kander legte seinen Fokus auf die einschneidenden Folgen, die der wirtschaftlichen Boom auf die Menschen am Fluss hat, so teilt die Berliner Galerie Camera Work mit, wo die Bilder aktuell gezeigt werden.
Gigantische Brücken, unter denen beschaulich gepicknickt wird, kolossale Betonburgen für Tausende von Menschen oder Berge aus Schutt und Schlamm, zwischen denen eine Frau ihr Geschirr spült, stehen im harten Kontrast zu den letzten Spuren der ursprünglichen Natur. Die ist manchenorts nur noch zu erahnen Von der Quelle im Himalaja bis zur Mündung drängen sich 186 Städte und unzählige Siedlungen. Es entsteht ein ausführliches Bild eines Landes, in dem sich Tradition und Moderne in einem gewaltigen Kampf befinden.
Nadav Kander gewann mit seiner Serie „Yangtze – The Long River“ im Jahr 2009 den hoch dotierten Prix Pictet , den die gleichnamige Genfer Bank seit 2008 vergibt. Im selben Jahr erregte er mit der Serie „Obama’s People“ großes Aufsehen. Das New York Time Magazine druckte die komplette und preisgekrönte 52-seitige Strecke iin einer Sonderausgabe zur Vereidigung des amerikanischen Präsidenten. Die eindrucksvolle Serie ist noch bis zum Frühjahr 2011 in dem aus der Sammlung Camera Work hervorgegangenem Museum The Kennedys am Brandenburger Tor zu sehen. Nadav Kander fotografiert für unterschiedliche Magazine wie The Rolling Stone, The Sunday Times Magazine oder The New York Times.
Wir finden die Bilder vom Jangtse und „Obama’s People“ auf Nadav Kanders Website – und dazu noch viele weitere seiner Projekte. Der Bildband [amazon 3775726837]Yangtze – The Long River[/amazon] ist 2010 bei Hatje Cantz, Ostfildern, erschienen.
Bei Camera Work werden gerade auch Robert Polidoris Bilder aus Tschernobyl gezeigt: Pripyat and Chernobyl. Fünfzehn Jahre nach der Kernschmelze im Atomkraftwerk Tschernobyl näherte sich Robert Polidori im Jahr 2001 mit seiner Großformatkamera dem Ort des Schreckens.
Polidori gehörte zu den wenigen Auserwählten, denen sogar Zutritt in den Kontrollraum des explodierten Blocks IV gewährt wurde. Lediglich für fünf Minuten durfte er den lebensbedrohlichen Raum mit Schutzanzug und Gasmaske betreten. Polidoris in der Arbeiterstadt Pripjat entstandenen Photographien zeigen wiederum auf, wie fluchtartig die Bewohner ihr Leben hinter sich lassen mussten. Über den Kanadier Polidori haben wir bei fokussiert.com bereits berichtet: Auf den Spuren der Zeit.
Nadav Kander – Yangtze – The Long River
Robert Polidori – Pripyat and Chernobyl
Bis 12. März
Galerie Camera Work, Kantstraße 149, D-10623 Berlin
+49 30 31 00 77 – 3, info@camerawork.de
Geöffnet Dienstag bis Samstag 11 – 18 Uhr
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