Natur in Abstraktion: Einfach gespiegelt

Für herausragende Fotos braucht man letztlich nur eines: ein gutes Auge.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Franz Bogner).

Kommentar des Fotografen:

Ein Schilfbestand im klaren, niedrigen Wasser des Weissensees in Kärnten spiegelte sich wunderbar auf der fast stillen Wasseroberfläche. Mich erinnerte das ganze an asiatische Schriftzeichen, und so versuchte ich in der SW-Umsetzung besonders die Kontraste heraus zu arbeiten, ohne den Wassereindrück gänzlich verschwinden zu lassen.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Franz Bogner:

Immer, wenn ich Equipment-Neid bekomme, weil sich eine Bekannte mal wieder ein super-teures Objektiv gegönnt hat, oder ein Freund sich eine neue Kamera… Und wenn ich dann so meine „Ausrüstung“ anschaue und denke, „Was könnte ICH mit der Kamera alles machen!“ – dann muß ich mir nur etwa auf Flickr alle die schlechten Fotos anschauen, die die Leute zum Teil mit sehr teuren Kameras gemacht haben und mich darauf besinnen, daß letztlich nur eines zählt: ein gutes Auge.

Wenn jemand SIEHT und nicht nur SCHAUT, kann er mit einer Holga überdurchschnittliche Fotos schießen. Und das wird in einem Bild wie diesem wieder mal überdeutlich: Du siehst, und es wäre egal gewesen, ob Du diese Szene mit Deiner Olympus oder einer Spielzeugkamera aufnimmst. OK, ein Stativ hast Du bei 1/3s wohl gebraucht.

Man muß erstens ein Motiv als solches SEHEN können, und dann so weit wie möglich mit der Kamera umsetzen, was man gesehen hat. Denn bekanntlich nimmt diese ja anders auf als das Auge sieht – was mir immer wieder bewußt wird, wenn ich etwa Essen fotografiere und die Fotos dann später auf dem Bildschirm habe.

Du hast hier eine Situation eingefangen, an der andere womöglich vorbeigegangen wären. Schlicht, elegant, faszinierend. Du hast sie weiterhin in einer Weise aufgenommen, die irgendwo die Grenze zwischen Natur und Abstraktion verwischt. Man muß mehrmals hinsehen, um zu erkennen, das es sich um Halme handelt, und wo eigentlich die Oberfläche verläuft. Und am Ende hast Du sie in einer Weise bearbeitet, die ein an sich schon gutes Foto noch verfeinert hat. Auch der quadratische Beschnitt paßt gut, denn jetzt verläuft eine unmerkliche Diagonale durch das Bild und der negative Raum wird optimal eingesetzt.

In der Rubrik „Bildkritik“ analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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4 Kommentare
  1. Wolfgang
    Wolfgang sagte:

    Dieses Foto ist sicher hervorragend, trotzdem frage ich mich, warum ihr es zweimal bewertet, immerhin ist es ja schon im August 2011 Foto des Monats geworden.

    Herzlichen Gruß
    Wolfgang

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