Naturschnappschuß: Stimmung pur

Um Stimmung einzufangen, reicht manchmal schon ein Vogel auf einem dürren Baum.

[textad]

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Johannes Zaia).

Kommentar des Fotografen:

Den dürren Baum auf diesem Bild habe ich im Frühling entdeckt, aber irgendwie war ich mit meinen Ergebnissen unzufrieden. Als ich im Herbst im Nebel vorbeifuhr, stand er in Alfred Hitchcock-Manier da. Die Krähe oben links gefiel mi am besten. Das Bild habe ich mit Lightroom in schwarz-weiß konvertiert und eine Vignette eingefügt. (Belichtung: 1/60sec , f16, Brennweite 115mm)

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Johannes Zaia:

Dieses Bild hat mich aus mehreren Gründen angesprochen. Erstens einmal hast Du hier ein Motiv, das sonst ganz anders dargestellt wird, in einer Art wiedergegeben, die dem ganzen eine neue Wendung gibt. Zweitens hast Du durch Deine Nachbearbeitung (fast) das gesamte tonale Spektrum in graduellen Abstufungen mit ins Bild gebracht.

Durch den in der Luft hängenden Nebel wirkt das Foto wie weichgezeichnet, womit der dürre Baum stark kontrastiert. Der Vogel links oben fällt einem erst beim zweiten Hinsehen auf. Das Bild wirkt trostlos, verlassen (allerdings fällt mir da nicht „Die Vögel“ ein, dafür gibt es in diesem Foto zu wenig – aber Hitchcock hat ja noch andere, dunkle Filme gedreht…)

Ein oder zwei Dinge hätte ich persönlich anders gemacht. Ich hätte erstens einmal das ganze ETWAS aufgehellt, um dem Baum ein paar mehr Details zu geben. Das ist allerdings hier Geschmackssache.

Keine Geschmackssache ist jedoch, daß zweitens etwas zu wenig Raum, jedenfalls unten, im Bild ist. Es braucht nicht viel, aber er „klebt“ etwas zu sehr unten rechts. Daß der Goldene Schnitt nicht gewahrt wurde, macht hier nichts – es paßt zur Trostlosigkeit, bringt das Foto noch mehr aus der Balance, die es sonst langweilig erscheinen ließe.

Last but not least wirkt das Bild auf meinem Monitor verschwommen, was an der Körnung und/oder an der Auflösung liegen könnte, die Du eingereicht hast. Da man aber bei einer solchen Aufnahme eher von ihr weg- als auf sie zugehen würde (sie also von einer gewissen Distanz aus wirkt), kann man meines Erachtens darüber hinwegsehen.

Als Erläuterung: Ich habe hier etwa einen Abzug, von einem befreundeten Fotografen gemacht, in meinem Besitz, auf dem man nur die Füße eines Mannes in einem Bach sieht. Das Wasser ist weich verschwommen – wegen der Verschlußzeit etc. die Füße allerdings ebenfalls, wenn auch nur leicht. Da es aber auf Distanz wirkt, fällt es nicht negativ auf.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. Christian Huber
    Christian Huber sagte:

    klasse Stimmung im Bild und tolle Graustufen im Hintergrund. Einen Tick mehr von der Wiese unten, denke ich wäre gut gewesen. Gruss Christian

    Antworten

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