Nebellandschaft: Romantiker-Ansicht

Nebelmorgen mit Sonnenstrahlen – traumhafte Motive für Frühaufsteher. Lohnende Aufnahmen für den letzten Schliff.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Wenter).

Kommentar des Fotografen:

Allerheiligen in der Südsteiermark. Ein nebeliger Morgen. Die Sonne bahnt sich den Weg durch den Nebel und zaubert eine wunderschöne Stimmung in die Landschaft. Im Wohnmobil unten schlafen noch alle – die Zeit sollte man anhalten können…

Peter Sennhauser meint zum Bild von Andreas Wenter:

Eine Hügellandschaft mit Weinbergen und Flurkreuz im Vordergrund, Nebelschwaden, die in der Bildmitte zwischen den Hügeln durchwabern, und darüber Hügelspitzen mit schwarzen Pappeln, die vor dem fernen Nebelmeer in den Himmel aufragen. In der Bildmitte zwischen Vorder- und Hintergrund ist im Nebel ein Bauernhaus erkennbar und davor, wenn man genau hinschaut, ein Wohnmobil. Es ist früher morgen, das Licht der seitwärts eindringenden Sonne ist golden.

Ich bin fasziniert von dieser Aufnahme.

Sie zeigt, dass Kontrast in einem Bild nicht gleichmässig verteilt sein muss: Hier liegt die unmittelbare Szenerie im Schatten des gleichen Nebels, der im Hintergrund zusammen mkit den schwarzen Baumwipfeln für den starken Kontrast zwischen Hell und Dunkel sorgt.

Nebel ist immer faszinierend und für Fotografie ein unerschöpflicher Spielplatz – er wirkt als Filter und Motiv zugleich, die Situation, Farben und Kontraste ändern sich permanent.

Hier ist der Nebel die Bettdecke, die von der LAndschaft gezogen wird und den Morgen begrüsst, zugleich materialisiert sich darin aber das goldene seitliche Sonnenaufgangslicht – das Bild erhält dadurch eine übersteigerte Räumlichkeit, die es fast schon wie ein Relief wirken lassen.

Aufregend ist dabei aber das Zusammenspiel aus zwei Bildteilen, die auch jeder für sich noch eine gute Fotografie abgäben: Die Zweiteilung in einen Hintergrund mit den Pappeln im Zentrum und einen Vordergrund, in dem das Flurkreuz als Ausrufezeichen in den Rebreihen steht, wird durch den Nebel aufgehoben, der als Bindemittel wirkt.

Ein sehr schönes Motiv, für das Du am richtigen Tag früh aufgestanden bist.

Leichte RetuschenKritik gibt’s trotzdem: Angefangen mit der Schieflagenach rechts von zwei Grad, erkennbar nicht unbedingt so sehr an den Pappeln und am Horizont, die beide keineswegs immer sauber vertikal oder horizontal stehen oder liegen – aber die Telefonmasten haben hierzulande die Tendenz, im Lot zu stehen.

Ein zweites Problem habe ich mit dem Wohnwagen, den Du explizit erwähnst – das ist in dieser klassischen Umgebung ein Stilbruch, und ich würde ihn wegretuschieren.

Als Drittes stört mich schliesslich der Weissabgleich: Auf meinem kalibrierten Bildschirm zumindest verläuft sich das Gold des Morgenlichts in ein leichtes Gelbgrün. Interessanterweise wirkt die Aufnahme realistischer, wenn die Temperatur ein klein wenig abgekühlt wird.

Ich habe ausserdem zum Schluss den Kontrast mit einer leichten S-Kurve in den Tonwerten minimal angehoben.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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3 Kommentare
  1. Andreas Wenter
    Andreas Wenter sagte:

    Wieder mal ein Danke für die durchaus löblichen Zeilen von Peter – ich freue mich auch auf viele Leserkommentare (bitte auch mit konstruktiver Kritik nicht sparen – da ich andere Meinungen und Verbessungsvorschläge gerne aufnehme, denn „wer aufhört zu lernen, hört auf sich zu verbessern…“ Gruß Andi

    Antworten
  2. Swonkie
    Swonkie sagte:

    faszinierendes bild.

    ich finde die schieflage ist so deutlich, dass man sie als absicht interpretiert. sie gibt der szene etwas surreales. wenn man die drehung korrigiert – wofür es auch argumente gibt – dann reichen die 2 grad meiner meinung nach nicht. ich würde das kreuz und die bäume geradestellen, sonst siehts jetzt wie ein versehen aus.

    aber wohnwagen weg und den weisspunkt anpassen ist quasi pflicht.

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