Nebelmeer: Auf das Schönste konzentrieren

Bei einer schönen Landschaft liegt das Geheimnis des Bildes in der Wahl des Ausschnitts. Meistens fassen wir ihn zu weit – aber das Bild steckt drin.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Andreas Wonisch).

Kommentar des Fotografen:

Dieses Bild enstand bei einem (Foto-)Ausflug auf einen Schwarzwald-Gipfel bei Inversions-Wetterlage. Der Nebel im Tal selbst war schon sehr imposant, aber als dann ein Pärchen Hand-in-Hand den Sonnenuntergang betrachtete, beschloss ich, sie noch mit in die Komposition einzubeziehen. Die Aussage ist für mich die Analogie zwischen Schönheit & Mächtigkeit der Natur und dem Leben (und Lieben) der Menschen. Um die „Schönheit“ zu betonen, habe ich die Sättigung im Himmel etwas erhöht und zusätzlich einen Gradientenfilter angewendet.

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Andreas Wonisch:

Es ist ein wunderschöner Moment, den Du hier eingefangen hast. Der Blick über das (Nebel)Tal und die gerade noch aus dem Nebel schauenden Rücken der Hügel ist wirklich imposant. Die Idee mit den Menschen im Vordergrund finde ich auch sehr gelungen.

Die Verbindung zwischen Liebe und Schönheit ist universell lesbar. Auch vom Aufbau ist das Bild gelungen. Menschen /Natur sind grob nach dem goldenen Schnitt angeordnet und erzeugen so eine Spannung, da das Auge zwischen den einzenen Bildinhalten hin- und herwandern kann. Die Belichtung ist auch richtig gewählt, der Nebel ist nicht zu hell und die Hügel und Bäume nicht zu dunkel.

Aber wie schon bei diesem Bild aus dem Schwarzwald, bei dem mit ähnlichen Gestaltungsmitteln gearbeitet wurde, will ich auch hier ein paar einfache Verbesserungsvoschläge machen, die noch mehr Stimmung herauskitzeln.

Das Nebeleer - bearbeitet und reduziert.Hauptsächlichgeht es im eine konkretere Auswahl des Motivs. Denn ganz allgemein Nebelmeer ist zu wenig. Spannend sind ja schliesslich die Übergänge zwischen Nebel und Hügeln, denn dort prallen beide aufeinander, und das Nebelmeer wird erst als solches sichtbar: Ohne Hügel und Täler kein wahrnehmbarer Nebel.

Insofern sollte der Schwerpunkt des Fotos auf dem Hügelkamm links oben im Bild liegen. Hier ist das Bild spannend. Das große Meer und der Himmel sind es hingegen nicht. Wenn ich das entschieden habe, versuche ich, weitere Inhalte diesem Zentrum hinzuzufügen. Das könnte dann das Pärchen sein.

Dafür muss man den Standort wechseln und vielleicht sogar mit dem Pärchen reden. Aber sie zu bitten, kurz zu warten, sollte kein Problem sein, oder? Ich könnte es mir auch nur mit der Hügelkette wunderschön vorstellen (Beispielbild). Wenn beide Ebenen zusammengeführt werden sollen, bietet sich ein Teleobjektiv an, dass dann Vorder- und Hintergrund enger aneinander bindet.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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1 Kommentar
  1. Andreas
    Andreas sagte:

    Vielen Dank erst mal für diese ausführliche & hilfreiche Kritik!

    Dass die „Spannung“ beim Übergang Hügel Nebel liegt, habe ich leider erst nach dem Fotografieren richtig gemerkt (und auch ein weiteres Foto dazu veröffentlicht, das das Paar nicht mehr zeigt, dafür mehr von den Hügeln). Vor Ort hätte mir sicherlich ein Teleobjektiv geholfen, was ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht hatte — und von daher auf maximal 45 mm (mit 2x Crop) angewiesen war.

    Ich glaube, hier hätte es wirklich viel gebracht, mit dem Paar (das dort übrigens bestimmt 10 Minuten stammt) zu reden. Aber wer will schon in so einem Moment die schöne Stimmung zerstören?! ;-) Falls mal wieder so eine Wetterlage herrscht, werde ich aber mal versuchen, etwas rumzuprobieren (und ggf. auch die Situation „nachzustellen“).

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