New Topographics: Neuer Blick auf die Landschaft
Diese Ausstellung hat die künstlerische Fotografie verändert: „New Topographics“, eine neue Sicht auf die Landschaft, die vom Menschen gestaltete Landschaft.
Die jungen Fotografen der Siebzigerjahre wandten sich vom Erhabenen ab und der Alltagsumwelt zu. Die Ausstellung „New Topographics“ vereint Leute wie Stephen Shore, Lewis Baltz oder die Bechers, wurde 1975 erstmals gezeigt, 2009 rekonstruiert und ist gerade in Köln zu sehen.
Die Gruppenausstellung „New Topographics“ umfasst die Arbeiten von zehn Fotografen: Robert Adams, Lewis Baltz, Bernd und Hilla Becher, Joe Deal, Frank Gohlke, Nicholas Nixon, John Schott, Stephen Shore und Henry Wessel. Rund 140 Fotos zählt die Ausstellung, alle Bilder – auch die der Bechers – zeigen amerikanische „Topografien“. Fast alle Arbeiten sind schwarzweiß, bis auf die von Stephen Shore. Bis zur Revolution der Farbe – „New Colour“ – sollte es nicht mehr lange dauern – siehe den Bericht bei fokussiert.com: Neue Farbe für das Land.
„New Topographics“ setzte sich eindeutig von der bisherigen klassischen, vor allem auch amerikanischen Tradition der unberührten, großartigen und erhabenen Landschaft ab. Die Namen Ansel Adams oder Edward Weston genügen. Stattdessen beschäftigten sich die Fotografen in gleicher Nüchternheit und Klarheit mit dem gegenwärtigen Landschaftsbild, mit den „normalen“ Lebensbedingungen, den natürlichen und zivilisatorischen Gegebenheiten und ihren Widersprüchen. Naturlandschaften, landwirtschaftlich genutzte Bereiche, Brachland und Randgebiete, Wege, Straßen, Wohn- und Gewerbesiedlungen, gewachsene und gerade gebaute Industrie- und Stadtarchitekturen greifen ineinander über.
Das ergibt insgesamt ein unprätentiöses Panorama der Zeit mit ganz alltäglichen Verhältnissen. Der Mensch selbst tritt nicht oder höchstens als Randfigur in die Bilder. Das Leben der Menschen, ihre Aktivitäten, ihre Werte, die Fragwürdigkeiten bilden sich subtil ab. Die ästhetische Kraft liegt in der unverblümten, unverstellten Ansicht, die möglichst direkt auch auf dem Papier wiedergegeben wird.
Die „New Topographics“ sind eine wichtige Leitlinie in der künstlerischen Fotografie. Ihre dem Dokumentarischen verpflichtete Auffassung strahlt bis heute weiter aus. Die Ausstellung in der Kölner SK-Stiftung Kultur ist übrigens die einzige Station in Deutschland.
Es gibt noch mehr Gründe, in der Photographischen Sammlung vorbeizuschauen. Neben „New Topographics“ werden gleichzeitig die Arbeiten des Engländers Chris Durham gezeigt – „Belfast“, Stadtlandschaften heutiger Generation. Durham, Jahrgang 1964, lebt in Düsseldorf und hat bei Bernd Becher und Thomas Ruff studiert. Außerdem gibt es noch weitere Blicke in die Photographische Sammlung: zu Bernd und Hilla Becher sowie zu Bildern aus Miami von Gus Kayafas.
Der englischsprachige Katalog [amazon 386521827X]New Topographics[/amazon] ist bei Steidl in Göttingen erschienen.
New Topographics, Photographs of a Man-altered Landscape
Bis 27. März
Die Photographische Sammlung/SK-Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, D-50670 Köln,
+49 (0) 221-888 95 300, photographie@sk-kultur.de
Geöffnet täglich außer Mittwoch 14 -19 Uhr, montags freier Eintritt
New Topographics bei Wikipedia
Photographische Sammlung/SK-Stiftung Kultur
Das Fotomuseum Winterthur zeigt ab Ende November 2011 Fotos von Bernd und Hilla Becher unter dem Titel „Bergwerke und Hütten, Industrielandschaften.“ Nur so zur Info. Falls für jemand Winterthur näher liegt – es ist ja dann eh Winter.