Nikon D700 im Test: Nächtliche Farbtemperaturkorrektur

Die Nikon D700 verlockt angesichts ihrer Superempfindlichkeit zu auch ungewöhnlichen Nachtaufnahmen. Kann man die dabei mitunter auftretenden kuriosen Farbstimmungen korrigieren?

Der große Wagen - auch für Nicht-Sterngucker in voller Auflösung gut erkennbar (Bild: W.D.Roth)

Die Nikon D700, die wir uns von Lens Avenue gemietet hatten, fasziniert mit Vollformatsensor und einer extrem hohen Empfindlichkeit von bis zu ISO 25600. In dieser Einstellung nimmt das Rauschen allerdings deutlich zu, sie ist nicht für wirklich hochwertige Aufnahmen gedacht.

Doch auch schon „nur“ ISO 6400 eröffnen enorme fotografische Möglichkeiten, ob nun spontane Infrarotfotografie ohne Stativ oder Kameraumbau oder Nachtfotografie bei (vermeintlich) absoluter Dunkelheit.

Dabei sieht die Kamera deutlich mehr als der Mensch, für den bei so geringen Lichtstärken längst alle Katzen grau (oder gar schwarz) sind: Egal, wie schwach das Licht ist, solange mit der D700 noch ein Bild entsteht, ist es auch noch farbig.

Nicht das Morgenrot, nur die Stadt Landsberg glüht hinter dieser Baumreihe.... (Bild: W.D.Roth)

Das kann mitunter irritieren, wenn Nachtszenen vom Widerschein der heute üblichen Straßenbeleuchtung knallgelb (Gkühlampen), tieforange (Natriumdampflampen) oder grünblau (Leuchtstoff-Quecksilberdampfentladung) werden.

Angesichts der großen Grünfläche mit ebenfalls grünlicher Quecksilberdampfbeleuchtung ist der Weißabgleich der D700 bei dieser Aufnahme etwas weggelaufen und der Himmel wird etwas lila. Manueller Weißabgleich ist hier vorteilhafter. (Bild: W.D.Roth)

Die Nikon D700 bietet angenehmerweise ein sehr detailliertes Farbtemperaturmenü speziell für Leuchtstoff-Kunstlichtaufnahmen an. Ob nun 6500K, 5000K, 2700K oder gar 2000K (Natriumdampflampen) – ansich will die Nikon D700 alle möglichen Aufnahmesituationen beherrschen.

Bei Autoscheinwerrfern ist die Einstellung Glühlampenlicht richtig, solange es sich nicht um Xenon-Scheinwerfer handelt (Bild: W.D.Roth)

Lästig ist allerdings, daß diese unterschiedlichen Farbtemperaturen nicht wie bei anderen Herstellern eigene Einstellungen sind. Stattdessen ist neben Tageslicht, Blitz, Glühlampe & Co. die Leuchtstofflampe nur ein einzelner Menüpunkt, in dem dann die gewünschte konkrete Farbtemperatur gewählt werden kann.

Mit Abgleich auf tageslicht werden Autoscheinwerfer zu gelben Funzeln... (Bild: W.D.Roth)

Wenn man nachts von einem Straßenzug mit Quecksilberdampflampen in einen mit Natriumdampflampen tritt und die Einstellung von einem Extrem ins andere ändern muß, ist dies dadurch relativ umständlich. Hier wäre es angenehmer, Nikon hätte wie andere Hersteller drei Leuchtstofflampen-Einstellungen vorgesehen, die man dann mit den persönlich interessanten Werten der Farbtemperatur belegen kann.

Wer die Nacht zum Tage macht, muß mit merkwürdigen Farbstimmungen rechnen... (Bild: W.D.Roth)

Wobei man gerade bei Leuchtstofflampen natürlich nicht wirklich von Farbtemperaturen sprechen kann – weder existiert eine echte, dahinterstehende Temperatur wie bei glühenden Objekten (Sonne, Glühlampe), noch ein kontimnierliches Spektrum. Doch mit der Feinabstimmung der Farben, auch in Richtung Magenta – Cyan (Pink – Türkis), bekommt man die meisten Aufnahmesituationen in den Griff.

Ist der Mond Tageslicht? Er erscheint etwas zu gelblich... (Bild: W.D.Roth)

Eine Glühlampe ist er jedenfalls ganz offensichtlich nicht, dieses Bild ist viel zu blaulastig (Bild: W.D.Roth)

Nur an der Natriumdampflampe scheitert die D700 – Aufnahmen in deren Licht bleiben auch bei entsprechender Einstellung der D700 in einfarbigem Orange. Das allerdings war zu erwarten: Natriumdampflampen strahlen fast monochrom nur genau diesen Orangeton ab, ähnlich Lasern. Da hilft eine reine Farbtemperaturverstellung nicht wirklich weiter.

Auf das grünlich-kalte Licht der Quecksliberdampf-Hochdruckfluorezenzlampe im Vordergrund abgeglichen, wird der Straßenzug im Hintergrund mit Natriumdampfbelechtung tief orange (Bild: W.D.Roth)

Auf Natriumdampflicht abgeglichen, wird dieses glühlampenähnlicher, doch das Quecksliberdampf-Fluoreszenzlicht gruslig grün-blau (Bild: W.D.Roth)

Mit Adobe Camera Raw ist es allerdings möglich, auch solchen „unmöglichen“ Aufnahmen noch andere Farbtöne als orange zu entlocken.

Auch bei Einstellung auf Natriumdampflicht bleibt diese Straßenszene mit der D700 ziemlich monochrom (BIld: W.D.Roth)

Mit Adobe Camera Raw und einer individuellen Einstellung des Spektrums kann man jedoch auch diesem Bild noch eine konventionellere Farbstimmung entlocken - allerdings auf Kosten höheren Bildrauschens (Bild: W.D.Roth)

4 Kommentare
  1. Mike Hillebrand
    Mike Hillebrand sagte:

    also ich nutze ja selber eine D700 und muss sagen diese ISO Werte sidn sehr real. NAchtaufnahmen, Kneipen, Kirchen da muss man nicht immer auf Teuere und Lichtstarke Objektive zurückgreifen sondern kann Prima mit der ISO Probieren über die 6400 musste ich noch nicht hab aber auch noch keine NAchtaufnahmen gemacht … und da ich im RAW Fotografiere kann ich mir mein Farbmanagment auch in Lightroom 3 Beta prima einstellen so sehe ich das auf einem Großen MOnitor.

    LG MIKE

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  2. Uwe Eden
    Uwe Eden sagte:

    Ein interessanter Artikel, besonders auch wegen der aussagekräftigen Bilder der D700. Die auf den ersten Blick zwar mit jeder (Nikon-)DSLR gemacht worden sein könnten.
    Bei eingehender Betrachtung aber doch schon erahnen lassen, daß in ihr aufgrund des Vollformatsensors und des ISO- Spielraumes doch so einiges mehr an Potential steckt als in mancher Vorgängerkamera.
    Beim nächtlichen Weißabgleich denke ich, hat man mit der D700 ebenso zu kämpfen, wie mit den Vorgängern.
    Leider.

    Uwe Eden

    Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Besitzer einer digitalen Vollformatkamera und meinen Co-Autor “Rajue” wird dieser Artikel sicherlich interessieren. Die Nikon D700 bietet eine Superempfindlichkeit, die zu interessanten Nachtaufnahmen führen kann. Einen Test mit vielen Beispielbildern gibt es derzeit auf fokussiert.com. via fokussiert.com […]

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