Noch mehr Mondfotografie: Hoch oben am Himmel…

Mondbilder aus San Francisco: Diesmal hat’s fast rundherum geklappt. Die letzte Knacknuss bei der Planung von Vollmond-Bildern bleibt die Höhe des Mondes zu einer bestimmten Zeit.

Ein Himmel, wie ihn sich Fotografen wünschen: Der Mond über der Bucht von San Francisco, die Barockputen verstecken sich hinter dem Rosa. (Bilder PS)

Ein Himmel, wie ihn sich Fotografen wünschen: Der Mond über der Bucht von San Francisco, die Barockputen verstecken sich hinter dem Rosa. (Bilder PS)

Es hat sich diesmal wirklich gelohnt: Ich habe zum wiederholten Male ausgiebig mit Winkelmesser und Mondstandstabellen herumprobiert und in Google Earth nach Standorten gesucht – und diesmal sogar den wichtigsten in der Stadt vorgängig ausgekundschaftet. Am ersten der beiden Mondshooting-Tagen war der Erdtrabant zwar ein bisschen hoch über meinem Motiv, aber der flammende Himmel – Waldbränden in Südkalifornien sei Dank – hat mich mehr als entschädigt. Die Bilder in der Stadt am Donnerstag gelangen fast genau so, wie ich sie geplant hatte.

Ein bisschen hoch steht er, der Trabant. © Peter Sennhauser

Ein bisschen hoch steht er, der Trabant. © Peter Sennhauser

Als unbekannte mit Überraschungsfaktor entpuppte sich eine Zahl, die zwar in den Mondstandstabellen abzulesen ist, in der freien Natur aber kaum einzuschätzen: Die Höhe des Mondes in Grad über dem Horizont.

Ich wusste, dass der Mond am Mittwoch bei Sonnenuntergang bereits recht hoch am Himmel stehen würde. Aber am per Google Earth ausgewählten Standort auf den Klippen zur San Francisco Bay bei Sausalito nördlich der Golden-Gate-Brücke stellten sich die vier Grad dann als den Bildrahmen fast sprengende Distanz zum Horizont heraus, als der Mond schlagartig aus dem Dunst über dem östlichen Ufer der Bucht auftauchte: So genau über Alcatraz, wie ich es nach Google Earth erwartet hatte, aber weit höher über der Insel.

Einige nette Bilder gabs trotzdem, und dann, als sich die Sonne um 19.36 Uhr unter den westlichen Horizont senkte, explodierte der Himmel über der Bucht in einem Farbenspektakel, das mich jedes mal, wenn ich es erlebe, wieder aufs neue überrascht (und das in San Francisco nur im Sommer – also September und Oktober – ein paar Mal anzutreffen ist).

Alcatraz, Mond, Baybridge und San Francisco - alles unter einem Himmel wie in Flammen. © Peter Sennhauser

Alcatraz, Mond, Baybridge und San Francisco – alles unter einem Himmel wie in Flammen. © Peter Sennhauser

Der Himmel über San Francisco ist selten mit interessanten Wolken bedeckt: Entweder, der Nebel strömt wie ein gigantischer Fluss durchs Golden Gate, oder es ist alles stahlblau. Die barocken Fetzen in allen erdenklichen Farben, die am Mittwoch von Südwesten hereinzogen und fast im Sekundentakt die Farben wechselten, waren eine ungewohnte Lichtshow erster Güte und brachten Stadt, Alctraz, Mond und Bucht in eine Kitschstimmung sondergleichen. Also habe ich vom Tele auf den Weitwinkel gewechselt und so viel davon mitgenommen wie möglich.

Plötzlich war er da, der Mond. © Peter Sennhauser

Plötzlich war er da, der Mond. © Peter Sennhauser

Am Donnerstag dann stand ich eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang in der Sackgasse, die ich am Montag bereits als Standort ausgekundschaftet und für ideal befunden hatte, um den Mond hinter einem der Wahrzeichen von San Francisco, dem Coit Tower, abzulichten. Und noch einmal erlebte ich das Phänomen, dass man minutenlang dorthin blicken kann, wo der Mond aufgehen sollte – ohne sicher zu sein, dass die Einschätzung stimmt – und plötzlich ist er da. Kein Silberstreif, kein langsames auftauchen – ich weiss nicht, wie es mir entgehen konnte, aber der Mond stand urplötzlich genau neben dem Coit-Turm in den Bäumen.

Hier habe ich nun bis zur Dunkelheit mit dem Tele und der vollen Brennweite bis zu 400mm alles ausgenutzt, was der wolkenlose Abend hergab – und erfreulicherweise dabei von der kleinen Terrasse, welche die Sackgasse über Columbus bildet, genügend seitlichen Bewegungsraum gehabt, um die Silberscheibe des Mondes in verschiedenen Winkeln hinter, neben und auf dem Turm zu inszenieren.

Nach Sonnenuntergang sieht sogar San Francisco plötzlich aus wie eine Stadt im fernen Osten. © Peter Sennhauser

Nach Sonnenuntergang sieht sogar San Francisco plötzlich aus wie eine Stadt im fernen Osten. © Peter Sennhauser

Danach habe ich noch ein bisschen im Dunkeln in der Stadt mit Skyline, Strassen und Cablecars rumgespielt und zu meinem grossen Vergnügen noch einen oder zwei weitere „Keeper“ erhascht. Ich werde versuchen, die Dinge, die ich dabei gelernt habe, in einem späteren Posting darzulegen.

Der Mond am...

Der Mond am…

...auf...

…auf…

und über Coit Tower. (Bilder PS)

…und über Coit Tower. (Bilder PS)

Was den Mond angeht, fühle ich mich inzwischen mit der mehrfach erklärten Methode zum Auffinden eines Standorts sehr sicher. Die Unbekannte, die bleibt, ist die Höhe über dem Horizont, die der Mond zu einem bestimmten Zeitpunkt einnimmt. Wenn man sie besser abschätzen könnte, wären auch Standorte hinter oder vielmehr unter Motiven denkbar, zu denen man für die Fotografie aufblickt – während ich bisher nur Standorte gesucht habe, die einen horizontalen Blick zu Motiv und dahinter (hoffentlich) erscheinendem Mond erlauben. Was natürlich den Nachteil hat, dass der Mond relativ schnell aus dem Bildrahmen läuft.

Tipps zur Messung oder Einschätzung des Mondstand-Winkels (ohne Sextant) wären sehr willkommen. Und Eure Mondbilder und Berichte über die Shootings sowieso.

[postlist „mondfotografie“ „and“ „tutorial“]

13 Kommentare
  1. Schtonk!
    Schtonk! sagte:

    Also Peter! Dreh mir nicht die Worte im Munde rum. Du lebst ja schließlich vom Fotografieren, da kannst und musst Du Dir die Zeit nehmen, ich kanns halt nicht.

    Danke für die Aufklärung, im Text klang es so, als sei der flammende Widerschein das Licht der Waldbrände…

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  2. Peter Sennhauser
    Peter Sennhauser sagte:

    Danke für die Kommentare, speziell für die ausführlichen Ergänzungen von Daniel und Martin – werde mir die Hinweise nächstens mal ansehen. Zeit haben Nichtsnutze wie ich ja genug, meint Schtonk.
    Die Farbenpracht des Himmels beim Sonnenuntergang hängt im Herbst fast immer mit den Waldbränden zusammen, weil die zum Sommer in Kalifornien gehören – es gibt eine veritable „fire-season“, statt Wetterberichten (ausser Nebel und Temperaturunterschieden herrscht von März bis November eh kein „Wetter“ in Kalifornien) gibts die Feuerberichte. Die Asche und der Rauch sorgen für ungewöhnliche Lichtbrechung und damit bei Grossbränden für weitflächig feuerrote Sonnenuntergänge.

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  3. Patricia
    Patricia sagte:

    Ich mag die pinkfarbigen Wolken vor dem satten Nachtblau. Übrigens habe ich mir schon manches Mal ungläubig die Augen gerieben, wenn der Mond plötzlich mitten im Himmel auftauchte. Ich vermute fast, das könnte passieren, wenn es beim eigentlichen Mondaufgang noch zu hell ist, um irgendwelche Himmelsköprer zu erkennen.

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  4. Maik
    Maik sagte:

    Die Bilder sind echt gelungen, sieht wirklich aus wie im fernen Osten. Klasse ist ja wo der Mond oben auf dem Tower sitzt, da sieht es aus wie eine beleuchtete Glaskuppel. Super!

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  5. Schtonk!
    Schtonk! sagte:

    Schöne Bilder! Klasse, wenn man die Zeit hat für solche Fotos…ich könnte das nicht, muss zuviel arbeiten. Sowas ist ja nicht in einer halben Stunde erledigt.

    Aber das mit den Waldbränden verstehe ich jetzt nicht: Schaut das immer so aus im September oder Oktober, wenn Wolken kommen, nur wenn es brennt, brennt es immer im September und Oktober – oder gehört zur Vorbereitung eines solchen Fotos neben der Berechnung des Mondstandes auch der Trip nach Südkalifornien mit dem Feuerzeug? =:-O

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  6. martin
    martin sagte:

    Hallo Peter,
    danke erstmal für deine Impressionen aus SF.
    Hatte mir am Mittwoch eigentlich vorgenommen die Kugel des Berliner Fehrsehturms mit der Mondscheibe zusammen abzulichten, leider war auch hier der Himmel bewölkt.
    Zur Winkelbestimmung hatte ich ebenfalls Stellarium benutzt. Für die Standortbestimmung ein Screenshot von google-maps zusammen mit einem Vektorgrafikprogramm (HYCAD), damit kann man auch die Entfernung für höher gelegene Objekte (z.B. die Fernsehturmkugel) konstruiren.
    Ich hatte mir damit einem optimalen Standort mit entsprechndem Blickwikel auf die Fehrsehturmkugel konstruiert. Hatte aber wegen dem schlechten Wetter darauf verzichtet die Sichtbarkeit am Tage zu überprüfen.
    Als weiteres Problem für ein gutes Bild kommt dabei hinzu, dass die scheibare Größe des Objektes mit der Entfernung variiert. Würde man beispielsweise die Turmkugel vor einer scheinbar gleichgroßen Mondscheibe sehen wollen, müsste man dafür eine weitere Berechnung durchführen um die entsprechende Entfernung zum Turm einzunehmen. Aber ich will es mal nicht zu kompliziert machen, für den Anfang währe es wohl schon gut, überhaupt ein Bild mit Mond und Wunschvordergrund zu machen.
    Zum nächsten Vollmond werde ich deshalb nochmal einen Anlauf starten und auf besseres Wetter hoffen. Vielleicht werde ich auch schonmal einen Probelauf kurz vor Neumond zum üben in Angriff nehmen.

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  7. Daniel S.
    Daniel S. sagte:

    Hallo Peter,
    da sind Dir aber ein paar wirklich eindrucksvolle Bilder gelungen! Ich hatte diese Tage leider kein Glück aufgrund der nahezu 100% Wolkenbedeckung hier.

    Die Höhe des Mondes kannst Du übrigens leicht mit dem Programm „Stellarium“ einschätzen, das gibt es kostenlos als download unter http://www.stellarium.org. Damit kannst Du Dir dann einen bestimmten Blickwinkel Deiner Objektive in Grad (den Du natürlich vorher wissen musst) auf Deinem Bildschirm passend heranzoomen, bzw. kannst auch die Auf- und Untergangszeit für deinen Standort herausfinden.

    Ich benutze dafür seit mehreren Jahren das (leider kostenpflichtige) Astronomieprogramm „The Sky“. Dieses erlaubt es sogar, sich FoV-Indikatoren für verschiedene Brennweiten anzulegen und abzuspeichern. Habe für die wichtigsten Brennweiten dann den Bildauschnitt mit der entsprechenden Mondposition über dem Horizont. Dazu den Verlauf der Ekliptik, den genauen Pfad, den der Mond im Verlauf der Beobachtung nehmen wird. (Wichtig in den unterschedlichen Jahrszeiten.) Die Zeit für eine bestimmte Position wird dabei gleich mit angezeigt.

    Wobei ich mich zusätzlich (wie auch schon an anderer Stelle beschrieben wurde) immer nochmal über das Internet-tool http://www.calsky.com rückversichere, welches Mondauf- und Unterganszeiten, sowie diverse andere astronomische Ereignisse zuverlässig und korrekt anzeigt. Manchmal hat man Glück, und ein Iridium-flare ist auch noch zu sehen.

    In Verbindung mit Google-earth für die Richtungsbestimmung dürfte dann eigentlich nichts mehr schief gehen. Und dauert alles in allem nicht länger als maximal 5 Minuten. (Und das alles ohne komplizierte Tabellen oder Grad/Winkelmesser, wir sind doch mittlerweile im Computerzeitalter angelangt…) :-)

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